Der namenlose Protagonist (John David Washington) hat die Zeit-Ebenen gewechselt.
"Tenet" ist der erste große Blockbuster, der seit Beginn der Corona-Pandemie in den Kinos anläuft.

Tenet

KINOSTART: 26.08.2020 • Thriller • USA (2020) • 150 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Tenet
Produktionsdatum
2020
Produktionsland
USA
Filmstudio
Warner Bros. Pictures, Syncopy
Budget
205.000.000 USD
Einspielergebnis
365.304.105 USD
Laufzeit
150 Minuten

Filmkritik

Die Rettung der Welt und des Kinos
von Sven Hauberg

Wenn es noch einen Grund braucht, warum das Kino nicht sterben darf, hier ist er: "Tenet", der spektakuläre neue Film von Christopher Nolan, ist ein Actionspektakel, das die ganz große Leinwand verdient hat.

Wenn es einen Mann gibt, der das Kino aus der Krise führen kann, dann Christopher Nolan. Der Brite ist ein Kino-Fanatiker wie sonst wohl nur Quentin Tarantino. Wenn Nolan einen Film dreht, dann richtig – auf analogem Material, das dafür produziert wurde, durch einen Projektor zu rauschen, und das sich schämen würde, über ein Smartphone-Display zu flimmern. "Tenet", der elfte Spielfilm des Briten, wurde im IMAX- und im 70mm-Format gedreht, von Hoyte van Hoytema, Nolans Stammkameramann seit "Interstellar". Das Ergebnis ist überwältigend: große, atemberaubende Bilder, die beweisen, dass das Kino trotz Pandemie und Netflix noch eine Zukunft hat.

Während immer mehr Filme verschoben wurden, auf den Herbst oder ins nächste Jahr oder gar zu den Streamingdiensten, startet "Tenet" nun unter besonderen Bedingungen: Noch bevor der Film in den USA in die Kinos kommt, läuft er in ausgewählten Ländern an. Überall dort, wo das Pandemie-Geschehen eine Kinoauswertung möglich macht.

Worum geht es in "Tenet"? Ganz ehrlich: Nach einmaligem Schauen ist es schier unmöglich, wiederzugeben, was da alles auf der Leinwand passiert. "Tenet" ist ein äußerst komplexer Film, 150 Minuten lang, mit Haupt- und Nebenhandlungen, und vor allem ist es ein Film, in dem die Zeit mal vorwärtsläuft, nur um dann die Richtung zu wechseln, bis sie erneut Haken schlägt. Um die Handlung von "Tenet" auf Anhieb zu verstehen, muss man wohl Quantenphysik studiert haben. Oder gleich Albert Einstein heißen. Wie gut tut es da, wenn man liest, dass selbst der Produktionsdesigner des Films das Drehbuch fünfmal durcharbeiten musste, bis er wusste, worum es in "Tenet" geht. Das zumindest gestand Nathan Crowley, der mit Nolan immerhin schon an komplexen Werken wie "Inception" arbeitet, in einem Interview.

Es geht in "Tenet", so viel zumindest ist sicher, um Zeit. Also um eines von Nolans Lieblingsthemen. Zuletzt, im Weltkriegsfilm "Dunkirk", teilte Nolan das Geschehen auf der Leinwand in drei Handlungsstränge auf, bei denen er die Geschwindigkeit, in der die Handlung passierte, mal beschleunigte, mal verlangsamte. In "Tenet" manipuliert er die Zeit und damit eine der vermeintlich absoluten Gewissheiten der Menschheit endgültig. Da werden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins, nur um wenig später wieder in ihre Einzelteile zu zerfallen.

Der Film beginnt mit einer atemlosen, unglaublich intensiven Ouvertüre. John David Washington ("BlacKkKlansman") spielt einen namenlosen Geheimagenten, den Nolan schlicht den "Protagonisten" nennt. Dieser Mann ist mit dabei, als Terroristen die Oper in Kiew stürmen und anschließend Spezialkräfte in das Gebäude eindringen. Der treibende Soundtrack des Schweden Ludwig Göransson, der erstmals mit Nolan zusammenarbeitete, lässt einen diesen Moment direkt körperlich spüren. Erst später allerdings wird klar, was der namenlose Protagonist an diesem Ort zu suchen hatte.

Gigantische Effekte erstanden in Handarbeit

Für John David Washington geht es weiter durch die halbe Welt. Nach Mumbai, nach London, nach Oslo, nach Tallinn, nach Italien. Zwischendrin erfährt er, welchen Auftrag er hat: Der Protagonist soll einen dritten Weltkrieg verhindern. Geführt wird der mit einer Waffe aus der Zukunft, der Inversion. Diese Technik, die in die Gegenwart des Films gelangt ist, macht es möglich, die Zeit zu manipulieren. Pistolenkugeln, die invertiert wurde, fliegen aus der Wand zurück in die Waffe des Schützen. Und invertierte Menschen können sich rückwärts durch die Zeit bewegen. Das wirklich Gefährliche aber ist: Wer die Vergangenheit ändern kann, kann die Gegenwart mit einem Wimpernschlag ungeschehen machen.

Zusammen mit einem ominösen, von Robert Pattinson wunderbar im Ungefähren schwebend gespielten Geschäftsmann, will der Agent eben das verhindert. Dabei trifft er auf den russischen Waffenhändler Andrei Sator (Kenneth Branagh), einen Fiesling, der jedem Bond-Bösewicht Konkurrenz machen könnte. Dieser Sator hat eine intelligente und sehr schöne Frau namens Kat (gespielt von Elizabeth Debicki), die er im sprichwörtlich goldenen Käfig hält. Den gemeinsamen Sohn nutzt er als Faustpfand, um Kat davon abzuhalten, ihn, seine Brutalität und seinen obszönen Reichtum zu verlassen. Das gibt dem Film eine weitere, erfrischend konventionelle Ebene, in die der namenlose Held des Films schließlich eindringt. So etwas Altmodisches wie die Liebe – sogar bei Nolan funktioniert sie nach bekannten Mustern.

Die Effekte, die Nolan in den zweieinhalb Filmstunden auftischt, sind – man kann es gar nicht anders sagen – gigantisch. Wenn man dazu noch weiß, dass das meiste nicht am Computer entstanden ist, sondern in Handarbeit, wirkt "Tenet" noch eine Nummer größer. Etwa in jener Schlüsselszene, in der Nolan eine echte Boeing 747 in einen Flugzeughangar krachen und in Flammen aufgehen lässt. Angeblich, so Nolan, sei das sogar günstiger gewesen als ein Spezialeffekt aus dem Rechner. Dass "Tenet" mit mehr als 200 Millionen Dollar zu Buche geschlagen haben soll, glaubt man dennoch sofort.

In "Tenet" spielt Nolan mit der Zeit wie ein Gott mit seiner Schöpfung und wirft seine Protagonisten immer weiter durch den Raum. "Versuchen Sie nicht, es zu verstehen. Fühlen Sie es" – diesen Ratschlag bekommt der Namenlose einmal erteilt. Und auch als Zuschauer tut man gut daran, diesen Rat zu beherzigen. Denn zu viel nachdenken sollte man hier nicht, das lenkt nur ab. Manch einer mag einen Nolan-Film zwar nur dann wirklich genießen können, wenn er im Detail versteht, was auf der Leinwand passiert. Das Schöne an "Tenet" ist aber: Auch wenn man nicht wirklich immer überreißt, was geschieht, sieht man dennoch einen verdammt großartigen Film.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller

Kenneth Branagh beherrscht jedes Genre
Kenneth Branagh
Lesermeinung
Lisa Marie
Lesermeinung
Martin Donovan
Lesermeinung
Weitere Darsteller
Elizabeth Debicki Dimple Kapadia Michael Caine Fiona Dourif Юрий Колокольников Himesh Patel Laurie Shepherd Anthony Molinari Juhan Ulfsak Jefferson Hall Ivo Uukkivi Andrew Howard Rich Ceraulo Ko Jonathan Camp Wes Chatham Sander Rebane Josh Stewart Denzil Smith Jeremy Theobald Tom Nolan Marcel Sabat Julia-Maria Arnolds Jack Cutmore-Scott Adam Cropper Tony Christian Jan Uuspõld Kaspar Velberg Sergo Vares Rain Tolk Henrik Kalmet Sean Avery John Douglas Seb Carrington Matthew Marsden Mark Krenik Kenneth Wolf Andersen Haugen Marek Angelstok Klaus Peeter Rüütli Daniel Olesk Ingrid Margus Carina Velva Glenn Lawrence Katie McCabe Ronald Pelin Schezaad Ausman Anterro Ahonen Aleksei Podlesnov Loora-Eliise Kaarelson Andres Oja Anton Klink Viktoria Jelizarova

News zu Tenet

Neu im kino

Der Pinguin meines Lebens (2025)
Der Pinguin meines Lebens
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Der König der Könige (2025)
Der König der Könige
Animation • 2025
prisma-Redaktion
The Accountant 2 (2025)
The Accountant 2
Krimi • 2025
prisma-Redaktion
Warfare (2025)
Warfare
Kriegsfilm • 2025
prisma-Redaktion
Was Marielle weiß (2025)
Was Marielle weiß
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Blood & Sinners (2025)
Blood & Sinners
Horror • 2025
prisma-Redaktion
Drop – Tödliches Date (2025)
Drop – Tödliches Date
Mystery • 2025
Ich will alles. Hildegard Knef (2025)
Ich will alles. Hildegard Knef
Dokumentarfilm • 2025
prisma-Redaktion
Eden (2025)
Eden
Thriller • 2025
Ein Minecraft Film (2025)
Ein Minecraft Film
Familie • 2025
prisma-Redaktion
The End (2024)
The End
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Beating Hearts (2024)
Beating Hearts
Krimi • 2024
prisma-Redaktion
Riff Raff – Verbrechen ist Familiensache (2025)
Riff Raff – Verbrechen ist Familiensache
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
The Last Showgirl (2024)
The Last Showgirl
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Das Licht (2025)
Das Licht
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Schneewittchen (2025)
Schneewittchen
Familie • 2025
prisma-Redaktion
Köln 75 (2025)
Köln 75
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Bolero (2024)
Bolero
Historie • 2024
prisma-Redaktion
In the Lost Lands (2025)
In the Lost Lands
Fantasy • 2025
prisma-Redaktion
Robert Pattinson mit Robert Pattinson: In "Mickey 17" übernimmt der Star aus "Twilight" und "The Batman" eine spannende Mehrfach-Hauptrolle.
Mickey 17
Science Fiction • 2025
prisma-Redaktion
Ein Mädchen namens Willow (2025)
Ein Mädchen namens Willow
Familie • 2025
prisma-Redaktion
Bridget Jones – Verrückt nach ihm (2025)
Bridget Jones – Verrückt nach ihm
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
Like A Complete Unknown (2024)
Like A Complete Unknown
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Bird (2024)
Bird
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Flight Risk (2025)
Flight Risk
Action • 2025
prisma-Redaktion
The Monkey (2025)
The Monkey
Horror • 2025
prisma-Redaktion
Wunderschöner (2025)
Wunderschöner
Komödie • 2025
Captain America: Brave New World (2025)
Captain America: Brave New World
Science Fiction • 2025
prisma-Redaktion
Könige des Sommers (2024)
Könige des Sommers
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Companion – Die perfekte Begleitung (2025)
Companion – Die perfekte Begleitung
Science Fiction • 2025
prisma-Redaktion

BELIEBTE STARS

Vom Sängerknaben auf die große Bühne: Peter
Weck (hier in "Alte Liebe - Neues Glück")
Peter Weck
Lesermeinung
Schon vor "Mord mit Aussicht" war Petra Kleinert deutschlandweit bekannt und beliebt.
Petra Kleinert
Lesermeinung
Alterslose Schönheit: Sharon Stone.
Sharon Stone
Lesermeinung
Oscar-Preisträgerin Brie Larson.
Brie Larson
Lesermeinung
Oscar-Preisträger Rami Malek.
Rami Malek
Lesermeinung
Oliver Korittke in seiner Langzeitrolle als "Ekki Talkötter" in der ZDF-"Wilsberg"-Reihe.
Oliver Korittke
Lesermeinung
Stets auf dem Sprung: Gabrielle Anwar
Gabrielle Anwar
Lesermeinung
Antonia Moretti  - ihr Werdegang und ihre Filme im Porträt.
Antonia Moretti
Lesermeinung
Moderator Markus Lanz.
Markus Lanz
Lesermeinung
Brooke Adams mit ihrem Ehemann Tony Shalhoub
Brooke Adams
Lesermeinung
Temperamentbündel aus Spanien: Victoria Abril.
Victoria Abril
Lesermeinung
Hiam Abbass studierte zunächst Fotografie und machte dann eine Schauspielausbildung.
Hiam Abbass
Lesermeinung
Sanam Afrashteh ist eine deutsche Schauspielerin.
Sanam Afrashteh
Lesermeinung
Elton ist seit vielen Jahren im TV-Business.
Elton
Lesermeinung
Schauspieler Michael Madsen.
Michael Madsen
Lesermeinung
Claude Brasseur
Claude Brasseur
Lesermeinung