Mit "Alice im Wunderland" nahm die Remake-Welle bei Disney 2010 richtig Fahrt auf, danach folgten unter anderem Neuverfilmungen von "Cinderella", "Das Dschungelbuch", "Die Schöne und das Biest", "König der Löwen" und zuletzt "Arielle, die Meerjungfrau". So hatte die Disney-Traumfabrik zuletzt fast alle eigenen Klassiker systematisch abgearbeitet. Bis auf einen: Jetzt ist mit dem Live-Action-Remake "Schneewittchen" das vielleicht größte Disney-Märchen überhaupt dran. Ein echtes Prestige-Projekt, das vorab aber auch auf eine Menge Gegenwind stieß.
"Schneewittchen", das ist nicht irgendeine Disney-Geschichte. "Schneewittchen und die sieben Zwerge" war 1937 der erste abendfüllende Spielfilm von Disney und wurde damit zu einer Blaupause für zahlreiche große Disney-Produktionen der darauffolgenden Jahre und Jahrzehnte. Viele Filmhistoriker sagen: der bedeutendste Zeichentrick-Film, der je gedreht wurde. Schon 2016 kündigte Disney eine Neuverfilmung an. Ursprünglich sollte ab März 2020 gedreht werden, dann verzögerte sich alles durch Corona. Aber auch jenseits der Pandemie gab es immer wieder Probleme und Ärger – wahrscheinlich mehr als bei irgendeinem anderen Disney-Projekt der jüngeren Vergangenheit.
{embedded_article}51040874{/embedded_article}
So stieß beispielsweise der Plan, die Zwerge mit kleinwüchsigen Darstellern zu besetzen, auf heftige Kritik (jetzt sind sie alle animiert). Auch die Verpflichtung von Rachel Zegler für die Titelrolle (Schneewittchen als Latina-Prinzessin?) war bis zuletzt nicht unumstritten. Zudem soll es hinter den Kulissen ordentlich zwischen Zegler und Co-Star Gal Gadot geknirscht haben, weil die beiden Frauen im Israel-Palästina-Konflikt ganz unterschiedliche Positionen vertreten. Nicht zuletzt äußerte Zegler sich zwischenzeitlich auch noch sehr kritisch mit Blick auf die originale "Schneewittchen"-Erzählung, die ihr viel zu rückständig sei – dem Vernehmen nach nicht die Art und Weise, wie Disney gerne für den neuen Film werben wollte.
Da waren in den letzten Jahren also viele Störgeräusche, die jetzt aber endlich dem größtmöglichen Disney-Leinwandzauber weichen sollen. Etwa 250 Millionen Dollar hat "Schneewittchen" (auf die "sieben Zwerge" wurde im Titel verzichtet) gekostet, womit der Film zu den teuersten Disney-Produktionen aller Zeiten gehört. Marc Webb ("The Amazing Spider-Man") führte Regie, Greta Gerwig ("Barbie") schrieb das Drehbuch.
An der Handlung wurden ein paar Änderungen und Anpassungen vorgenommen (der Prinz Florian von einst ist jetzt ein Jonathan, dargestellt von Andrew Burnap). Im Kern bleibt dieses Märchen aller Märchen aber doch so, wie man es seit Generationen kennt: mit der bösen Königin (Gal Gadot), die ihre Stieftochter Schneewittchen (Zegler) um deren aufblühende, makellose Schönheit beneidet und alles dafür tun würde, weiterhin selber "die Schönste im ganzen Land" zu bleiben.