Angelehnt ist "Werk ohne Autor" an die Biografie Gerhard Richters, der hier Kurt Barnert (Tom Schilling) heißt und nur durch persönliche Traumata zu seiner Kunst findet.
Florian Henckel von Donnersmarck entschlüsselt in "Werk ohne Autor" anhand der deutschen Geschichte das Wesen der Kunst.

Werk ohne Autor

KINOSTART: 03.10.2018 • Drama • D (2018) • 189 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Werk ohne Autor
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
D
Filmstudio
Pergamon Film, Wiedemann & Berg Film, Beta Film, ARD Degeto, BR
Einspielergebnis
4.831.836 USD
Laufzeit
189 Minuten
Music

Filmkritik

Hauptsache leiden
von Andreas Fischer

Florian Henckel von Donnersmarcks neuer Film "Werk ohne Autor" folgt der Biografie des Malers Gerhard Richter – und macht daraus eine pathetische Abhandlung über die deutsche Geschichte und das Wesen der Kunst.

Die deutsche Geschichte lässt Florian Henckel von Donnersmarck nicht los. Das kann an den persönlichen Interessen des Regisseurs liegen. Oder daran, dass er mit dem Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" vor elf Jahren den Oscar gewonnen hat und den Erfolg mit einem ähnlichen Rezept wiederholen möchte. Nur ein bisschen epischer. Drei Stunden dauert sein neuer Film "Werk ohne Autor", drei Stunden, in die Florian Henckel von Donnersmarck 30 Jahre deutsche Geschichte packt und gleich noch erklärt, was gute Kunst ist, wie sie entsteht und was überhaupt der Sinn des Lebens ist.

Zwischen "Das Leben der Anderen" und "Werk ohne Autor" hat Florian Henckel von Donnersmarck nur noch einen Kinofilm gemacht: "The Tourist", eine ziemlich teure Hollywood-Produktion mit Angelina Jolie und Johnny Depp, die ziemlich floppte. Das ist jetzt auch schon wieder acht Jahre her. In der Zwischenzeit hat sich Donnersmarck mit der Kunst beschäftigt. In der Biografie von Deutschlands berühmtestem Maler (und dem teuersten lebenden Künstler der Welt) fand er den idealen Stoff, um sich mit aller Wucht zurückzumelden.

Ein Biopic ist "Werk ohne Autor" nicht, das betont der Regisseur immer wieder. Gleichwohl ist klar, dass der Lebensweg des Malers Gerhard Richter Pate für den Film stand. Außerdem lässt Donnersmarck kaum eine Gelegenheit aus, historische Personen auftauchen zu lassen – unter Pseudonym freilich, aber natürlich mit Filzhut, Fett und Sendungsbewusstsein.

Dramatischer Aufhänger von "Werk ohne Autor" ist eine bemerkenswerte Episode aus Richters Leben, die der Journalist Jürgen Schreiber aufdeckte: Richters Tante wurde von den Nazis als geisteskrank klassifiziert und vergast. Das Todesurteil unterschrieb der Vater von Richters späterer Ehefrau. Der Künstler wusste von der Verquickung der Schicksale nichts. In der Donnersmarckschen Variante hat er ohnehin genug damit zu tun, sich selbst zu finden, während er dekorativ in der deutschen Geschichte rumsteht.

Zunächst einmal in der NS-Zeit, wo er als kleiner Junge in einer Ausstellung über entartete Kunst ein Initiationserlebnis hat. Nach den Nazis kommt die DDR, in der Richter, der im Film Kurt Barnert heißt und von Tom Schilling mit viel Liebenswürdigkeit gespielt wird – man möchte ihm ständig Milch und Kekse bringen – erst mal Plakate für die Staatsmacht malt und von dieser dann an der Kunstakademie Dresden zum Staatsmaler ausgebildet wird.

Barnert verliebt sich in Ellie (Paula Beer) und zieht in die Familienvilla ein, was ihrem Vater Professor Seeband (Sebastian Koch) gar nicht gefällt. Der NS-Eugeniker hat sich zwischenzeitlich mit der DDR angefreundet, macht aber im Privaten so weiter wie im Dritten Reich und entscheidet, wer leben darf und wer nicht. Später fliehen dann alle – aus unterschiedlichen Gründen – in den Westen, wo Barnert endlich seine Bestimmung als Künstler findet. Insgesamt ein ziemliches Gehetze, trotz epischer Länge, gefälliger Bilder und pathetischer Musikuntermalung.

In "Werk ohne Autor" findet Florian Henckel von Donnersmarck die Fiktion interessanter als die Wirklichkeit, und das ist erstens vermessen und zweitens schwer zu schlucken, weil sich die Realität mit ihrem ganzen Grauen immer seinen Vorstellungen unterordnen muss. Das macht den Film zu einer ziemlich einseitigen Angelegenheit und zu einer subjektiven Lehrstunde.

Komplexe Zusammenhänge spielen keine Rolle, es geht immer nur um die Wirkung des nächsten Plotpoints. Das ist ethisch zumindest fragwürdig. Die Vergasung von Barnerts Tante wirklich zu zeigen? Kein Bild der Welt kann das unvorstellbare Leid fassen, dass die Menschen in den Gaskammern erlitten. Donnersmarck aber traut sich das zu. Und er zeigt parallel dazu die Bombardierung Dresdens: Zwischen Opfern und Tätern wird hier nicht unterschieden.

Donnersmarck traut sich auch zu, das Wesen der Kunst zu entschlüsseln: Ohne Trauma kann nichts entstehen, ist seine simple Erkenntnis. Barnert reicht ein zufällig zuschlagendes Fenster für seine mystische Erleuchtung, aus der Richters Kunst entsteht, die Donnersmarck als seine persönliche und mit viel Pathos vorgetragene Deutungshoheit für die Sicht auf das Leben und den ganzen Rest interpretiert. In der spielen Frauen übrigens vor allem als gebärfähige Muse eine Rolle.

Dem deutschen Nominierungskommitee hat das gereicht, um "Werk ohne Autor" für die kommende Oscar-Verleihung einzureichen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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