Sam ist ein Clown, verspielt, ein bisschen verrückt und ein Naturtalent an Komik. Er liebt alte Filme, vor allem mit Buster Keaton und Charlie Chaplin, und er glaubt, selbst von ihnen etwas zu haben. Sam, das ist Johnny Depp, ein Glücksfall für die Geschwister "Benny & Joon" (1994) in Jeremiah Chechiks Film. Benny musste seine Schwester, gespielt von Mary Stuart Masterson, eigentlich ins Heim geben, denn sie ist seit dem Unfalltod der Eltern geistig gestört. Als Joon Sam das erste Mal erblickt, sitzt er in einem Baum und sie lacht, auch dann, wenn er mit dem Bögeleisen Käsetoasts macht.
Johnny Depp kommt per Zufall zum Film. Er spielt eine kleine Rolle in Oliver Stones "Platoon" (1986), danach passiert nichts. Schließlich entdeckt ihn Kultregisseur John Waters für die TV-Serie "21 Jump Street" - und macht ihm zum Idol der Teenager. "Cry Baby" unter John Waters' Regie ist die erste Hauptrolle und gleich der Durchbruch. Tim Burtons schrille Komödie "Edward mit den Scherenhänden" (1990) folgt, dann "Arizona Dream" (1992), das Hollywooddebüt des Jugoslawen Emir Kusturica mit Jerry Lewis und Faye Dunaway. Johnny Depp ist ein Star, er könnte zehn Filme pro Jahr drehen, doch er sucht sorgfältig Rollen aus und bevorzugt europäische Regisseure: "Europa ist immer Vorreiter gewesen, da sind wir in den Staaten noch in einem Entwicklungsstadium".
Eine seiner schönsten Rollen hat er in "Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa" (1993). Der Junge aus dem Provinznest in Arizona ernährt seine Familie, die dicke Mutter, den geistig zurückgebliebenen Arnie, die beiden Schwestern, Ellen, ein kleines Biest und Anny, zurückhaltend und still. Die Mutter ist zum Gespött des Ortes geworden, Arnie versteckt sich immer wieder in den Bäumen und klettert in unbeachten Momenten auf den Wasserturm. Eine kleine skurrile Geschichte mit tragikomischen Schicksalen und in der Mitte dieser herrliche Gilbert Grape alias Johnny Depp.
Johnny ist cool, nicht schrill. Man könnte ihn für einen gutaussehenden Landstreicher halten, wenn man ihm mit verschmierten Worker Boots, schmuddliger schwarzer Hose und angegrautem Twetshirt begegnet. John Waters, der ihn eigentlich entdeckte, nennt Johnny Depp den best aussehendsten Tankwart. Doch auch als Zigeuner macht Johnny eine gute Figur, man denke nur an Lasse Hallströms Komödie "Chocolat" (2000), an seinen "Ripper"-Jäger in "From Hell" (2001), sowie seinen Kapitän Jack Sparrow in dem Kassenknüller "Fluch der Karibik" und seinen drei Fortsetzungen "Fluch der Karibik 2" (2006) und "Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt" (2007) und "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten" (2011).
Seit seiner ersten Zusammenarbeit mit Tim Burton stand Johnny Depp übrigens immer wieder für den Ausnahme-Regisseur vor der Kamera: So in "Ed Wood", "Sleepy Hollow", "Charlie und die Schokoladenfabrik" (2005), "Tim Burton's Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche" (Sprecher, beide 2005), "Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street" (2007), "Alice im Wunderland" (2010) und "Dark Shadows" (2012).
Weitere Filme mit Johnny Depp: "Nightmare - Mörderische Träume" (1984), "Die Superaufreißer" (1985), "Don Juan DeMarco" (1994), Jim Jarmuschs "Dead Man", John Badhams "Gegen die Zeit" (beide 1995), "The Brave" (auch Regie), "Donnie Brasco" (beide 1997), Terry Gilliams "Fear and Loathing in Las Vegas", "L.A. Without A Map" (beide 1998), Roman Polanskis "Die neun Pforten", "Die Frau des Astronauten" (beide 1999), "Before Night Falls", "In stürmischen Zeiten" (2000), mit Penélope Cruz in dem Drama "Blow" (alle 2000), "Verloren in La Mancha" (2002), "Irgendwann in Mexiko" (2003), "Das geheime Fenster", "Wenn Träume fliegen lernen", "Happy End mit Hindernissen" (alle 2004), "Joe Strummer: The Future Is Unwritten" (2007), "Public Enemies", "Das Kabinett des Dr. Parnassus" (beide 2009), "The Tourist" (2010), "Rango" (Sprecher im Original), "The Rum Diary" (beide 2011), "21 Jump Street" (Gastauftritt, 2012), "Lone Ranger" (2013), "Transcendence" (2014).