Milou (Emilia Schüle) und Emil (Dennis Mojen) träumen gemeinsam vom Film.
Martin Schreier inszenierte eine Liebesgeschichte, größer als Leben: "Traumfabrik" lässt den Glanz von Babelsberg wiederaufleben.

Traumfabrik

KINOSTART: 04.07.2019 • Liebesfilm • DE (2019) • 128 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Traumfabrik
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
DE
Laufzeit
128 Minuten

Filmkritik

Größer als das Leben
Von Diemuth Schmidt

Regisseur Martin Schreier erzählt in "Traumfabrik" eine Liebesgeschichte vor der Kulisse des ältesten Filmstudios der Welt. Wer resistent ist gegen sehr viel Kitsch, wird an dem Film seine Freude haben.

Der Inhalt eines Films sollte sich in einem Satz zusammenfassen lassen, so lautet eine wichtige Regel unter Drehbuchschreibern. Dieser Film reduziert die Vorgabe noch weiter und schafft es, sein Thema in einem Wort zu verdichten: "Traumfabrik". Der Name ist Programm, denn Martin Schreiers Film führt den Zuschauer in die magische Produktionswelt eines großen Filmstudios, das zwar nicht in Hollywood liegt, aber in dem das Träumen in großen Dimensionen ebenfalls beherrscht wird. Auf dem Gelände des Studios Babelsberg entstand mit "Traumfabrik" nach über 20 Jahren wieder eine Eigenproduktion. Diese gibt sich ohne Angst vor Kitsch der Nostalgie hin und traut sich, einen "großen deutschen Liebesfilm" zu erzählen.

In einem alten Fabrikgelände vor den Toren Berlins mit viel Platz und dunstfreiem Tageslicht fiel 1912 die erste Klappe zum Stummfilm "Der Totentanz" mit Asta Nielsen. Die Geburtsstunde des Filmstudios Babelsberg, das heute auf eine bewegende und dramatische Geschichte mit vielen Hochs und Tiefs zurückblicken kann. Und es steht immer noch. Den alten Glanz zurückholen und das Gelände mit Unmengen an Komparsen in Uniformen, Piratenkleidern oder exotischen Tieren zu beleben, das schwebte Produzent Tom Zickler vor, der in Babelsberg 1986 als junger Aufnahmeleiter begonnen hatte.

Überraschend, aber nicht unklug, siedelte er seine "Traumfabrik"-Geschichte in einer künstlerisch unbedeutenderen Zeit der Studio-Historie an: dem Jahr 1961, als die DEFA in Babelsberg drehte. Eine Traumfabrik im Sozialismus also, die in der DDR als ein in sich geschlossener Kosmos funktionierte, in dem man vom Brot bis zu den Blumen alles auf dem Gelände bekommen konnte. In diese Welt stolpert der junge Emil (Dennis Mojen) hinein.

Unrealistisch? Egal!

Er trägt noch die NVA-Uniform seines eben beendeten Militärdienstes, fällt damit im bunten Gewimmel des Studios jedoch gar nicht weiter auf. Sein Bruder Alex (Ken Duken) aus der Abteilung Kulissenbau vermittelt dem naiven Träumer einen Job als Komparse, nicht ahnend, was er damit in Gang setzt. Beim Dreh eines Piratenfilms erblickt Emil das französische Tanzdouble Milou (Emilia Schüle) – und es ist um ihn geschehen. Er verliebt sich unsterblich. Und weil Emil weniger der Vernunft als vielmehr seinen Gefühlen vertraut, setzt er alles daran, mit der nicht abgeneigten Milou zusammenzukommen. Das kostet ihn allerdings nicht nur seinen Job, er wird auch zur persona non grata in Babelsberg. Um Milou dennoch nahe sein zu können, legt sich Emil eine neue Identität zu: als angeblicher Produktionsleiter und Regisseur Karl Bobockmann.

Mit der plötzlichen Schließung der Sektorenübergänge zwischen Ost und West am 13. August schiebt sich eine unüberwindliche Grenze zwischen Emil und Milou, die von ihrem Hotel in Westberlin nicht mehr das Filmstudio erreichen kann. Sie reist nach Paris zurück, und die beiden scheinen sich endgültig verloren zu haben. Doch sie hat nicht mit Emils Kreativität gerechnet. Der durch die Schließung der Grenzen bedingte Personalmangel in Babelsberg ermöglicht Emil, unbeobachtet von Studioleiter Beck (Heiner Lauterbach), mit einer Truppe Mitarbeitern heimlich einen Monumentalschinken zu drehen, der als Höhepunkt eine opulente Tanzszene hat. Dieser Köder soll Milou wieder nach Babelsberg locken.

Klingt unrealistisch? Ist es auch. Aber was soll's, schließlich trägt "Traumfabrik" seinen Titel nicht umsonst. Den Figuren wurden witzige Dialoge geschrieben, die Darsteller, allen voran der jungenhaft sympathische Dennis Mojen, versprühen unwiderstehlichen Charme, und Emilia Schüle tanzt einfach wunderbar. Und auch wenn alles auf der Leinwand künstlich und unrealistisch wirkt, sind doch die Gefühle (Freude wie Ärger), die beim Zuschauer erzeugt werden, echt. Das glaubt auch Emil als Möchtegern-Regisseur mit Talent zur Improvisation. Eine ausgeprägte romantische Ader sollte man für diese überzuckerte Lovestory, die vor Klischees nicht haltmacht ("in Paris tanzen die Menschen auf den Straßen"), haben. Dann aber steht einem Kinobesuch mit einem Feelgood-Movie größer als das Leben nichts mehr im Weg.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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