Die Welt war noch nicht bereit für seine Kunst: Trotzdem revolutionierte Vincent van Gogh (Willem Dafoe) Ende des 19. Jahrhunderts die Malerei.
Regisseur Julian Schnabel betrachtet die Welt in seinem famosen Künstlerfilm "Van Gogh - An der Schwelle zur Ewigkeit" aus den Augen des Malers.

Van Gogh - An der Schwelle zur Ewigkeit

KINOSTART: 18.04.2019 • Drama • GB / FR (2018) • 111 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
At Eternity's Gate
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
GB / FR
Filmstudio
Iconoclast, Rahway Road Productions, Riverstone Pictures, SPK Pictures, RocketScience
Laufzeit
111 Minuten

Filmkritik

Im Sog der Farben
von Andreas Fischer

Die Essenz seiner Bilder ist die Schönheit: Das gilt nicht nur für den Maler Vincent van Gogh, sondern auch für "Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit", einen Film, in dem Regisseur Julian Schnabel die Welt aus van Goghs Augen betrachtet. Und das ist ziemlich enigmatisch.

"Ich wäre gern ein ganz normaler Mann", lässt Regisseur Julian Schnabel ("Schmetterling und Taucherglocke") den Maler zu Beginn von "Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit" sagen. Ein Wunsch, den Vincent van Gogh nicht ernst meint, nicht ernst meinen kann, wird man als Zuschauer knapp zwei Stunden später festgestellt haben. Weil er ein Schöpfer war, ein Mann, der seine Visionen mit manischer Arbeitswut umsetzen musste, ein Mann, der sich selbst gegenüber keine Kompromisse machte und auch seinen Mitmenschen gegenüber befremdlich blieb. Julian Schnabel schaut in seiner essayistischen Filmbiografie nicht auf das Leben von van Gogh, sondern aus dem Maler heraus auf das Leben an sich: Zusammen mit dem grandiosen Hauptdarsteller Willem Dafoe und dem einfallsreichen Kameramann Benoit Delhomme ein in jeder Hinsicht faszinierender Film, der einen Sog entwickelt, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Nach einer kurzen Ouvertüre in Paris, einer Stadt, in der van Gogh Hunger leidend sich selbst nicht finden kann, wandert der Maler in den Süden. Die Farbe kommt erst ins Bild, als Van Gogh die Stadt schon weit hinter sich gelassen hat und endlich atmen kann unter der Sonne der Provence, endlich sehen kann in ihrem Licht. Er schmeckt die Erde und lacht, und weil van Gogh von Willem Dafoe gespielt wird, öffnet sich in diesem Moment die ganze Welt.

Dafoe ist ein Ereignis in diesem Film. In seinem mit einer wirkungsvollen Handkamera neugierig erkundetem Gesicht spiegelt sich der Maler in allen Facetten. Seine Verzweiflung, sein Leid, sein Streben nach Schönheit. "Ich muss etwas sehen, ohne Natur bin ich verloren", sagt van Gogh einmal, und wer seine Bilder kennt, der weiß um die Wahrhaftigkeit seiner Selbsterkenntnis.

37 Jahre alt wurde Vincent van Gogh (1853 – 1890), Regisseur Schnabel beschränkt sich auf die letzten zweieinhalb Jahre vor seinem Tod. Er erzählt von der Zeit in Südfrankreich: Van Gogh lebte alimentiert von seinem Bruder Theo (Rupert Friend), einem wenig erfolgreichen Galeristen, 16 Monate in Arles, wo der Maler um die 180 Bilder erschuf. Und er erzählt von der Freundschaft mit Paul Gauguin (Oscar Isaac) und ihren Disputen über das Wesen und die Seele der Kunst, die von beiden so leidenschaftlich geführt wurden, dass sie sich trennen mussten – was in Schnabels Interpretation zu Van Goghs Selbstverstümmelung führte.

Julian Schnabel sucht den Blick aus van Gogh heraus. Was man erfährt, ist das Leben, das er führte – unmittelbar und unversöhnlich in seiner Suche nach der Wahrheit, die für van Gogh in der subjektiven Wahrnehmung der Kunst liegt. Wie van Gogh sich verliert in seinen Bildern, so tut es auch der Film. Kameramann Benoit Delhomme leistet Unglaubliches, lässt die Welt aus den Augen des Malers neu entstehen, mit den flirrenden Landschaften und den satten Farben. Als Zuschauer gleitet man mit in die Dunkelheit, hat Visionen und glaubt, den Verstand zu verlieren.

Van Gogh selbst sieht in seinem Leid eine Notwendigkeit, die ihm bei der Arbeit hilft. Bilder müssen schnell gemalt werden, findet er, in einem einzigen ungestörten Akt des Schaffens. Nur so könne die Ewigkeit festgehalten werden. Die Welt indes ist noch nicht reif für seine Kunst: "Vielleicht hat Gott mich zu einem Maler für Menschen gemacht, die erst noch geboren werden", sagt er in einer Schlüsselszene des Films einem Pfarrer (Mads Mikkelsen), der über seine Entlassung aus einer Anstalt für psychisch Kranke entscheiden muss.

Zu Lebzeiten verkaufte van Gogh nur ein oder zwei Bilder – hierüber streiten sich die Experten. Illustriert wird das mit kleinen Anekdoten, ohne den Maler als verkanntes Genie zu mystifizieren. Was Julian Schnabel, selbst ein Maler, auf der Leinwand zeigt, ist mehr Essay als Biografie, eine Betrachtung der Kunst durch den Künstler. Van Gogh ist bei ihm vor allem ein Mann auf der Suche. Und die darf bis zur Ewigkeit dauern.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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