Mag sein, dass manche bei diesem Film nicht bis zum Ende durchhalten. Und das liegt nicht an der Spielzeit von insgesamt vier Stunden (gekürzte Fassung: drei Stunden). Von 1963 bis 1965 fanden die ersten Frankfurter Auschwitzprozesse statt, bereits im Jahr 1965 brachte Peter Weiss im Rahmen einer breit angelegten Ring-Aufführung (unter anderem in London) sein berühmtes Theaterstück "Die Ermittlung" auf die Bühne, das auf Protokollen der Prozesse basierte. Knapp 70 Jahre später hat Regisseur RP Kahl einen Film daraus gemacht.
Ein dunkler Raum, eine Frau berichtet: "Der Offizier, der uns einteilte, war sehr freundlich. Ich fragte ihn, wohin denn die anderen gingen. Und er antwortete: 'Die gehen jetzt nur baden." Alleine diese zehn Sekunden lassen schaudern, und doch ist es nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was RP Kahl da mit seinen Kameras eingefangen hat. Ein Richter, ein Staatsanwalt, ein Verteidiger, 18 Angeklagte, insgesamt 39 Zeugenaussagen, und immer wieder geht es um das eigentlich unbeschreibliche Grauen von Auschwitz.
"Dokumentarisches Theater", so nennt sich der Stil, mit dem Peter Weiss seinerzeit arbeitete. RP Kahl blieb bei seiner Inszenierung dicht dran an diesem Konzept und bricht so auch klar mit den Konventionen des modernen Kinos. Seine "Ermittlung", umgesetzt mit Promi-Schauspielern wie Tom Wlaschiha und Christiane Paul, setzt auf eine minimalistisch-reduzierte Ausstattung und wirkt in vielen Momenten eher wie ein Theaterstück als wie ein Film. Zur besonderen Wirkung trägt auch der bewusst nüchterne und doch immer wieder erschütternde Vortrag der Darstellerinnen und Darsteller bei, wenn sie als Zeugen ihre Erfahrungen und Erlebnisse schildern. "Am Ende der Rampe war der Himmel rot gefärbt. Der Rauch roch süßlich und versengt." Am Set soll es im Rahmen der fünftägigen Dreharbeiten immer wieder kleine Zusammenbrüche gegeben haben.