Nach dem Zoff mit Papa im ersten Teil folgt nun in "The Lego Movie 2" Finns Streit mit seiner Schwester Bianca über die bunten Klötzchen des berühmtesten Baukastensystems der Welt. Wer muss den Zwist ausbaden? Natürlich die gestressten Spielfiguren Emmet und Lucy, die es diesmal ins All verschlägt.
Die Begegnung mit einer fremden Spezies erweist sich für die Bewohner von Steinstadt als sehr riskant. Die meisten von Emmets Mitbürgern sind den Neuankömmlingen in ihrer Mitte grimmig bis feindlich gesinnt. Nur Emmet selbst glaubt an ein friedliches Miteinander. Ein riesiges rosa Herz stellt der gutmütige Baumeister her und hält es den unbekannten Besuchern lächelnd hin. Die schnappen danach und verspeisen es krachend – ein Schock für Emmet und seine Leute.
Was folgt, mag den beleitenden Erziehungsberechtigten über den computeranimierten Streifen aufstöhnen lassen: Superwaffen sind schnell in Stellung gebracht, Steinstadt verteidigt sich gegen aggressive Aliens, an denen freilich die raffiniersten Raketen abprallen. Den Steinstädtern fliegen sanft sprechende Herzen entgegen, die explodieren. Die Kinder gröhlen – aber ist das nicht alles ein bisschen viel vom Altbekannten und Martialischen? Je stärker dieser Eindruck ist, umso überraschender und erfreulicher stellt sich die weitere Entwicklung von "The Lego Movie 2" dar.
Wie schon im ersten Teil sind Alltagswelt und Spielwelt eng verzahnt. Was in der einen passiert, hat sofort Auswirkungen auf die andere. Seit "The Lego Movie" ist Bianca fünf Jahre älter geworden. Jetzt hat sie sich einige Lego-Figuren ihres Bruders Finn geschnappt, um damit in ihrem Zimmer zu spielen. Der begreift sofort, was los ist: Die Duplo-Invaders haben Steinstadt in eine apokalyptische Wüste verwandelt und Lucy und weitere Freunde von Emmet ins All entführt – genauer gesagt: ins Systar-System. Der undurchsichtige General Mischmasch berichtet dem fassungslosen Emmet, dass sein gekidnappter Freund Batman die Systar-Herrscherin ehelichen soll.
Emmet bricht zur Rettung auf, nicht zuletzt, um Lucy und sich selbst zu beweisen, dass er ein harter Junge geworden ist. Aber schon ein Asteroiden-Feld könnte das Ende seiner Reise zu den Sternen bedeuten, gäbe es nicht den unerschrockenen Rex Abenteuerweste. Bei und mit ihm lernt Emmet die Artenvielfalt ferner Galaxien kennen, während die Systar-System-Regentin Wa'Nabi Emmetts männliche Freunde besticht – und Lucy einer Gehirnwäsche unterzieht.
So weit, so düster. Aber sehr eindringlich und – um beim Leitmotiv des Films zu bleiben – herzergreifend gelingt die Wende zur Versöhnung in einem Fest der Phantasie. Finn und Bianca steuern auf jene Harmonie zu, wie sie die Brüder und Schwestern aus aller Welt beim gemeinsamen Lego-Konstruieren erreicht haben, die der Abspann mit ihren tollen Modellen zeigt. Aus der Mitte des dicht gewebten Zitateteppichs und der populärkulturellen Anspielungen steigt ein schauerromantisch vortreffliches und kinderpsychologisch exaktes Drama zwischen Emmet und Rex auf. Die unter die Waschmaschinen in Finns und Biancas Elternhaus geschlitterten Plastikhelden entwickeln ein Seelenleben, das den Keim zu einer besseren Welt in sich trägt.
Ganz große Fans des ersten Teils könnten jedoch irritiert sein. Das tricktechnische Feuerwerk der rasenden Transformation der Lego-Modelle – bei allem Charme des Eckigen und Klobigen – stellt sich in der zweiten Hälfte zunehmend in den Dienst musikalischer Einlagen – und einige liebgewordene Figuren sind nicht mehr dabei.
Quelle: teleschau – der Mediendienst