Der schön anzusehende und spannende Animationsfilm "Mister Link – Ein fellig verrücktes Abenteuer" schickt ein ungewöhnliches Trio mit neuentdecktem Affenmenschen auf eine gefährliche Reise in den Himalaya.
Berühmte Fabelwesen und seltene Tiere aufzuspüren, das gehört zu seinen Spezialitäten. Wenn Sir Lionel Frost – britisch ganz stilvoll mit Butler – zu einer Forschungsreise aufbricht, scheut er keine Gefahr und behält in jeder noch so bedrohlichen Situation Haltung. Um sich endlich im vornehmen Londoner Club der großen Forscher etablieren zu können und Anerkennung zu erfahren als größter Entdecker der Geschichte (so seine Selbsteinschätzung), macht er sich auf, ein besonderes Wesen zu suchen: einen Affenmenschen, das fehlende Bindeglied zwischen Mensch und Primat. Er nennt ihn "Missing Link". Nun geschieht es selten, dass ein von Forschern noch nicht registriertes mysteriöses Wesen selbst Kontakt mit seinem künftigen "Entdecker" aufnimmt. Im kindgerechten Animationsfilm "Mister Link – Ein fellig verrücktes Abenteuer" passiert aber genau das.
Mit dem gelungenen Gag, dass der Affenmensch einen gut formulierten Brief an Sir Frost schreibt und von sich berichtet, beginnt das gemeinsame Abenteuer der beiden. Der zottelige Hüne mit dem netten Gesichtsausdruck hat nämlich ein Anliegen. Er möchte gefunden werden, denn als Letzter seiner Art lebt er sehr einsam vor sich hin. Seine Hoffnung setzt er auf einen sagenumwobenen Ort in Tibet, genannt Shangri-La. Hier sollen entfernte Verwandte von ihm leben, die tatsächlich eine Ähnlichkeit mit ihm haben, die Yetis. Doch Mister Link benötigt Hilfe, um dorthin zu gelangen, und er hat dafür Sir Frost ausgewählt. Aus dem Duo wird ein Trio, als die kluge Abenteurerin Adelina Fortnight mit einer wertvollen Karte, die ihnen den Weg weisen kann, zu ihnen stößt. Doch sie sind nicht allein auf dem Weg in den Himalaya, denn es gibt bösartige Menschen, die ihre Mission zum Scheitern bringen wollen.
"Mister Link" setzt auf spektakuläre Panorama-Landschaftsbilder von den Wäldern Nordamerikas bis in den Himalaya. Da die Helden sehr zeitintensiv reisen – wie es eben Ende des 19. Jahrhunderts so war – und dabei viele Länder und Meere über- und durchqueren, bleibt viel Raum für stilisierte, aber wunderschöne farbenfrohe Kulissenbilder. Das allein erfreut schon das Auge der kindlichen Zielgruppe. Viel Zeit investierte das amerikanische Studio Laika ("Kubo: Der tapfere Samurai"), das mit aufwendiger und künstlerischer Stop-Motion Technik arbeitet, in die ungewöhnlich aussehenden Figuren. Lange Gliedmaßen erschaffen einen ganz eigenen Look, Frosts Beine machen zwei Drittel seines Körpers aus. Sein Outfit mit den karierten Anzügen erinnert an Sherlock Holmes, die Ausrüstung an Indiana Jones.
Die jungen Zuschauer nehmen diese künstlerischen Werte und die detailverliebte Gestaltung wohl eher nebenbei wahr. Als wichtiger erweist sich die Story und vor allem das Buddy-Team aus Frost und Mister Link, der übrigens darum bittet, Susan genannt zu werden, was ohne Problematisierung akzeptiert wird. Die Steifheit einer Person wie Frost, geprägt vom viktorianischen Zeitalter, wird durch eine moderne Offenheit für Diversität herausgefordert mit der Botschaft, dass Erfolg sich nur einstellt, wenn man sich auf Augenhöhe begegnet. Eine Lektion besonderer Art halten die Yetis für Frost und seine Vorstellung von der Überlegenheit der menschlichen Spezies bereit.
In "Mister Link" wechseln sich spannende Szenen mit Slapstick-Unterhaltung und Humor ab. Viel Witz entsteht daraus, dass Mister Link alias Susan den Expeditionsleiter Frost gerne sehr wörtlich nimmt und dementsprechend handelt. Bastian Pastewka (Mister Link) und Christoph Maria Herbst (Frost) spielen sich als Sprecher dabei verbal die Bälle zu. Regisseur Chris Butler ist ein Abenteuerfilm gelungen, dessen Figuren sich dank hochwertiger Stop-Motion-Technik wohltuend von den üblichen CGI-Geschöpfen unterscheiden – verspielt, farbenfroh und lustig.
Quelle: teleschau – der Mediendienst