Alles auf Anfang: Nachdem Guillermo del Toro zwischen 2004 und 2008 zwei Hellboy-Filme ablieferte, haucht nun Neil Marshall dem feuerroten Comic-Helden neues Leben ein. Hätte er das nur bleiben lassen!
Klassiker werden neu aufgelegt, und angestaubte Stoffe bekommen einen frischen Anstrich: Seit vielen Jahren grassiert in Hollywood ein zügelloser Wiederverwertungswahn, der scheinbar nur ein Ziel kennt – maximalen Gewinn an den Kinokassen. Weil bekannte Marken und Figuren bereits eine Anhängerschaft haben, darf man – so die Logik der Studiobosse – auf ansehnliche Zuschauerzahlen hoffen. Abermals durch den Fleischwolf gedreht wurde nun auch der halbdämonische feuerrote Comic-Held Hellboy, dem Oscar-Preisträger Guillermo del Toro ("Shape of Water - Das Flüstern des Wassers") 2004 und 2008 zwei Leinwandauftritte spendierte.
Mit "Hellboy – Call of Darkness" stellt Regisseur Neil Marshall ("The Descent - Abgrund des Grauens") alles wieder auf Anfang. Sein Film schickt den in der Neuauflage von David Harbour ("Stranger Things") gespielten Titelhelden (bei del Toro übernahm Ron Perlman die Rolle) in den Kampf gegen eine Hexe: Nimue (gespielt von Milla Jovovich) war einst im Mittelalter besiegt und zerstückelt worden. Doch damit die böse Zauberin so schnell wie möglich wiederauferstehen kann, trägt ein Monster nun ihre sorgsam versteckten Körperteile zusammen. Als Nimue wieder zum Leben erweckt ist, kennt sie nur ein Ziel: die Zerstörung der Welt. Gemeinsam mit seinem Ziehvater Trevor Bruttenholm (Ian McShane), der Seherin Alice Monaghan (Sasha Lane) und dem Spezialagenten Ben Daimio (Daniel Dae Kim) will Hellboy die Hexe aufhalten.
Die schon auf dem Papier reichlich krude klingende Handlung des Films speist sich aus verschiedenen Bänden der zugrundeliegenden Comic-Bücher von Mike Mignola. Diese unterschiedlichen Motive – es tauchen auch Merlin und König Artus auf – wurden leider ziemlich lieblos aneinandergeklatscht. Das Erscheinen der jungen Seherin Alice, die lange Zeit wie eine Füllfigur wirkt, ist seltsam willkürlich. Und die innere Reise des hünenhaften Hellboy, dessen Ursprungsgeschichte Regisseur Marshall und Drehbuchautor Andrew Cosby ("Eureka – Die geheime Stadt") neu aufrollen, bleibt in Ansätzen stecken. Hellboy leidet darunter, von den Menschen als Freak und Monster abgestempelt zu werden – wirkliche charakterliche Tiefe erhält seine Figur aber nicht.
Für kräftiges Augenrollen sorgen auch – zumindest in der deutschen Synchronfassung – die pseudocoolen Sprüche und vermeintlich lässigen Dialoge, die in "Hellboy" am laufenden Band abgefeuert werden. Überzeugende Arbeit liefern immerhin die Maskenbildner ab, die einige schaurig-bizarre Monstergestalten erschaffen haben.
Beachtlich ist in jedem Fall, mit welcher Vehemenz der horrorerprobte Regisseur Neil Marshall sein häufig trashiges Fantasy-Spektakel in blutige Metzel-Gefilde treibt. Die drastischen Gewaltdarstellungen, für die der Film merkwürdigerweise eine FSK-16-Freigabe ergattern konnte, heben die Neuverfilmung von den ersten beiden "Hellboy"-Filmen ab. Ein Vorzug ist das aber keineswegs.
Quelle: teleschau – der Mediendienst