Vin Diesel kehrt in "Bloodshot" als technisch hochgerüsteter Supersoldat von den Toten zurück. Angesichts der enttäuschenden Comic-Verfilmung möchte men sagen: Wäre er besser mal im Jenseits geblieben!
Was die Großen können, das können wir auch. So oder so ähnlich müssen sich das die Verantwortlichen von Valiant Comics gedacht haben, als sie vor ein paar Jahren beschlossen, in die Fußstapfen der Konkurrenz zu treten. Während DC zuletzt "Birds of Prey" in die Kinos brachte und Marvel im April "Black Widow" auf Mission schickt, startet nun mit "Bloodshot" die erste Verfilmung eines Comics aus dem Hause Valiant; weitere Adaptionen aus dem Katalog des New Yorker Verlags sollen folgen. Nach "Bloodshot" muss man allerdings festhalten: Eine gute Idee ist das nicht.
Vin Diesel, der sich dank der "Fast and Furious"-Reihe zu einem Star des modernen Testosteronkinos entwickelt hat, verkörpert in dem Film den zupackenden US-Soldaten Ray Garrison, der nach einem brisanten Einsatz in der kenianischen Hafenstadt Mombasa zu seiner Ehefrau zurückkehrt und mit ihr eine schöne Zeit an der malerischen Amalfi-Küste verbringen will. Erwartungsgemäß kommt es jedoch anders: Ray und seine Gattin werden vom skrupellosen Martin Axe (Toby Kebbell) entführt und schließlich brutal ermordet.
Als der tote Elitekämpfer in den Räumlichkeiten eines dubiosen Konzerns wieder zu sich kommt, staunt er nicht schlecht über das, was ein gewisser Dr. Harting (Guy Pearce) ihm berichtet. Der Wissenschaftler hat ihn in die Welt der Lebenden zurückgeholt und seinen Körper mithilfe von winzigen, in seinen Blutkreislauf injizierten Robotern in eine Wunderwaffe verwandelt. Rays Erinnerungen an seine Vergangenheit sind zunächst ausgelöscht, brechen aber nach und nach hervor. Mit dem Ergebnis, dass er sich überstürzt auf eine Rachemission begibt.
Forscher, die die technischen Möglichkeiten an neue Grenzen führen; ein hochgerüsteter Supersoldat, der zu einem Spielball profitgieriger Kräfte wird; und ein schmerzhafter Verlust als Antriebsfeder: Aus diesen bestens vertrauten erzählerischen Versatzstücken hätte sich zumindest ein passabel spannender Reißer zusammenbauen lassen. Regisseur Dave Wilson und die Drehbuchautoren Jeff Wadlow ("Fantasy Island") und Eric Heisserer ("Arrival") werfen dem Zuschauer aber einen Plot vor die Füße, der viel zu früh auf Autopilot schaltet. Ein Twist im Mittelteil, den der Filmtrailer unverständlicherweise bereits preisgibt, scheint dem Ganzen etwas Schwung verleihen zu können. Nach dieser Wendung regiert allerdings die inhaltliche Leere.
Rays verstörende Erfahrungen mit seiner Wiedererweckung werden angerissen, wirklich nah kommt man seinem existenziellen Leiden in Vin Diesels limitiertem Spiel jedoch nicht. Die Bandbreite von Diesels Gesichtsausdrücken bleibt überschaubar, und seine Wutausbrüche wirken arg bemüht. Als wären sie die einzige Chance, das krude Treiben mit Emotionen aufzuladen.
In puncto Optik fährt "Bloodshot" einige Geschütze auf (etwa das markante Farbenspiel in einer krachenden Tunnelszene oder die Visualisierung von Rays Selbstheilungskräften), ohne wirklich bahnbrechende Bilder zu liefern. Actionmomente gibt es auch zuhauf. Nicht wenige sind allerdings so hektisch inszeniert, dass man den Überblick verliert. Als Stimmungskiller erweist sich auch der im Finale tobende Hochhauskampf, bei dem die Verwendung von Computereffekten überdeutlich ins Auge sticht. Dave Wilsons Superheldenstreifen, der ursprünglich Teil eines zusammenhängenden Leinwanduniversums von Verfilmungen aus dem Hause Valiant Comics werden sollte, ist konfuses, trashiges Krawallkino, das Nichtkennern der Bloodshot-Figur die Vorlagen alles andere als schmackhaft macht.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH