Im hohen Rentenalter kann es schon mal langweilig werden. Da bietet es sich für eine Gruppe alter Gauner doch geradezu an, noch einen Bruch zu machen! "Ein letzter Job" erzählt davon – basierend auf einer wahren Begebenheit.
Am Osterwochenende 2015 wurden die Schließfächer eines Londoner Gelddepots aufgebrochen. Wie viel gestohlen wurde, ist nicht bekannt, möglicherweise aber, so spekulierten seinerzeit englische Medien, verschwanden bis zu 200 Millionen Pfund. Die Nachricht machte damals nicht nur in England die Runde. Das Interesse zu erfahren, wer die Täter waren, war hoch. Die Dummheit der Diebe aber auch, da sie zwar erfahrene Täter waren, mit den modernen Ermittlungsmethoden aber nicht Schritt gehalten hatten. Nur wenige Wochen später wurden sie verhaftet – allesamt ältere Herren mit grauen Haaren. Der Journalist Mark Seal recherchierte die Geschichte und veröffentlichte einen viel beachteten Artikel, der nun auch die Grundlage für den Film "Ein letzter Job" bildet.
Einer der vier Täter war Brian Reader (gespielt von ). Der ältere Herr hat nach dem Tod seiner Frau nichts mehr, das ihn für das Leben begeistern würde. Entsprechend hat er auch nichts zu verlieren, als der junge Basil (Charlie Cox) mit einem Plan an ihn herantritt, der für einen alten Gauner höchst reizvoll ist. Nicht wegen des zu erwartenden Geldes, sondern weil die Planung und Umsetzung ihn ablenkt vom Alltag. Also macht man sich zusammen mit einigen Freunden daran, den Coup durchzuführen: An Ostern werden im Hatton Garden Safe Deposit die Schließfächer gelehrt. Ein erfolgreicher Coup, aber die Polizei ist den alten Herren bereits auf den Fersen – und die Gier sorgt für Zwist.
Regisseur James Marsh ("Vor uns das Meer") hat seinen Film edel besetzt. Neben Michael Caine agieren unter anderem Michael Gambon, Jim Broadbent und Ray Winstone. Im Grunde ist "Ein letzter Job" ein Geschenk an diese vier großen Mimen, stehen sie doch auf ähnlichem Posten wie ihre Figuren. Ihre beste Zeit liegt hinter ihnen, aber sie wollen es noch mal wissen. Ein paar Rollen sind dabei besonders dankbar. Während Ray Winstone den prolligen Schläger spielt, für den er bekannt ist, ist Broadbent gegen seinen Typ besetzt. Eigentlich spielt er immer die schrulligen, irgendwie ganz netten Typen, hier ist er jedoch angsteinflößend. Ein echter Psychopath.
So interessant die Besetzung, so sprunghaft ist die Tonalität des Films. Während "Ein letzter Job" im ersten Drittel noch wie ein amüsanter Gaunerfilm anmutet, der britisch-schräg zu unterhalten weiß, wird das Ganze direkt im Anschluss an den Raub deutlich grimmiger. Denn nun kommen die Differenzen zum Tragen, die Antipathien werden hervorgekramt, und die pure Gier überschattet alles. Vielleicht will der Film zeigen, dass Gier Menschen verändert, wodurch auch die Stimmung innerhalb der Gruppe kippt. Doch dieser Wechsel im Ton kommt abrupt – fast ist es so, als würde man zwei verschiedene Filme hintereinander sehen.
"Ein letzter Job" mutet in seiner Erzählweise altmodisch an. Wer mit all den großartigen Schauspielern aufgewachsen und mit ihnen alt geworden ist, wird sich hier zu Hause fühlen. Dazu passt auch, dass Regisseur Marsh kurze, in Schwarzweiß gehaltene Ausschnitte alter britischer Kriminalfilme einstreut, in denen man Michael Caine und Co. in jungen Jahren sieht. "Ein letzter Job" ist ein Film, der sich ganz aus den Klassikern der Vergangenheit speist.
Quelle: teleschau – der Mediendienst