Cate Blanchett schlüpft in "Tár" in die Rolle einer weiblichen, unterkühlten Dirigentin, der Machtmissbrauch vorgeworfen wird. Damit ist die Schauspielerin auf dem besten Weg, sich einen Oscar zu sichern.
"Tár" ist die erste Regiearbeit von Todd Field seit "Little Children" (2006). Der ebenfalls schon oscarnominierte Filmemacher ließ sich für sein neues Projekt eine Menge Zeit, hatte für "Tàr" aber eine ganz klare Vision. Für seine weibliche Hauptrolle in dem kunstvoll inszenierten Drama, eine fiktive Dirigentin in Berlin, hatte der Regisseur und Drehbuchautor von Beginn an Cate Blanchett vorgesehen. Ohne ihre Zusage, erklärte Todd vor einiger Zeit, hätte er den Film nicht gedreht.
Alternativlos oder nicht, in der Rolle als Lydia Tár darf und muss Blanchett alles zeigen, was sie kann. Tár ist die erste weibliche Dirigentin in einem großen deutschen Orchester (als Vorlage dienten wohl die Berliner Symphoniker). Sie wird als Künstlerin auf der ganzen Welt geschätzt, gilt als echte Meisterin ihres Fachs. Dass sie sich als Frau zwischen all den Männern behauptet und noch dazu in einer solchen Machtposition, bringt ihr zusätzlichen Respekt ein. Eine imposante Persönlichkeit – aber durchaus auch eine sehr komplexe mit vielen Brüchen.
"Nichts geschieht ohne mich. Ich starte die Uhr", sinniert Tár im Film über die Bedeutung ihrer eigenen Arbeit. "Jedoch bleibt, anders als eine Uhr, meine zweite Hand manchmal stehen. Das heißt die Zeit bleibt stehen. Die Wahrheit ist: Erst wenn ich mich entscheide, die Hand wieder zu heben, hat die Zeit die Erlaubnis fortzufahren in ihrem heiteren leichten Lauf." Sich selbst über die Zeit stellen, das Selbstverständnis muss man erst einmal haben. Sympathisch macht es die leidenschaftliche, aber zugleich sehr kühl und herrisch auftretende Dirigentin nicht.
Der anspruchsvolle Berufsalltag, der bei einer Frau wie Lydia Tár nie etwas mit Routine zu tun hat, dreht sich gerade um ein aufregendes neues Projekt. Tár wird betraut mit einer Aufführung der fünften Sinfonie von Gustav Mahler – eine ganz große Nummer in der Klassik-Welt, das Stück wie auch der Komponist. Für Lydia Tár ist diese Aufgabe gerade groß genug, dann aber beginnt ihr Privatleben Schatten zu werfen. Die Star-Dirigentin lässt sich auf eine Affäre ein, es gibt Probleme mit ihrer Ehefrau. Parallel dazu werden Vorwürfe laut, Tár habe ihre Macht im Orchester missbraucht. Da bleibt die Zeit dann auch irgendwie stehen, aber nicht so, wie die große Künstlerin es sich vorgestellt hat.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH