Immer wieder werden Bilder von der Tattoo-Entfernung Widners (Jamie Bell) gezeigt: Im Schmerz hofft der Ex-Nazi Erlösung zu finden.
"Skin" geht unter die Haut: Jamie Bell will als Neonazi seine Vergangenheit loswerden. Die allerdings ist in seinem Gesicht verewigt.

Skin

KINOSTART: 03.10.2019 • Drama • USA (2018) • 118 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Skin
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
USA
Laufzeit
118 Minuten

Filmkritik

Der Hass auf der Haut
von Andreas Fischer

Jamie Bell erleidet Höllenqualen und spielt sich als Nazi in dem eindrücklichen Aussteigerdrama "Skin" in einen Rausch.

Die Schmerzen sind unerträglich, die der Mann erträgt. Aber er hat sie verdient. Einmal, weil er anderen unendlich viel Schmerz zugefügt hat, zum anderen, weil er sich von seiner Neonazi-Gemeinschaft lossagt. Die Schmerzen sind Strafen und Erlösung zugleich. In seinem Berlinale-Beitrag "Skin" erzählt der israelische Regisseur Guy Nattiv die wahre Geschichte von Bryon Widner, der einst zu den meistgesuchten Protagonisten der White Surpremacists (WP) der USA gehörte.

Es ist nicht nur eine barbarische Wut, die Bryon Widner (Jamie Bell) im Gesicht geschrieben steht. Sein ganzes Leben hat er sich dort prominent tätowieren lassen. Jeder soll sehen, wer er ist: ein Rassist, einer, der den amerikanischen Boden und die weiße Rasse verteidigt – gegen Muslime, gegen Schwarze, gegen Homosexuelle.

Wie brutal er seine rechte Ideologie in Taten umsetzt, zeigt eine Szene am Anfang. Neonazis versammeln sich zu einer Hasskundgebung, die Stimmung ist aufgeheizt, in den Gesichtern steht der blanke Hass. Dann löst sich eine kleine Gruppe, verfolgt einen schwarzen Gegendemonstranten und prügelt ihn halbtot. Business as usual für Widner, der sich danach hemmungslos mit seiner Freundin besäuft, sie vor SS-Runen vögelt und sich ein neues Tattoo stechen lässt.

In seinem Gesicht lässt sich die Geschichte seines Lebens nachlesen. Aber diese Geschichte will er umschreiben. Denn auch das zeigt "Skin" gleich zu Beginn: eine extrem schmerzhafte Laser-Prozedur, mit der Widners Tattoos entfernt werden. Dieses Motiv taucht immer wieder auf. Denn Widner will, nachdem er die alleinerziehende Mutter Julie (Danielle MacDonald) und ihre drei kleinen Töchter kennenlernt, aus der Szene aussteigen. Er geht einen Deal mit der Staatsanwaltschaft und einer Opfervereinigung ein und bekommt im Gegenzug die Chance auf einen Neuanfang.

So aufwühlend das Drama ist: Ein Hang zur Schwarz-Weiß-Malerei lässt sich nicht leugnen. Weder in der simplifizierten Figurenzeichnung noch in der Dramaturgie. Was Widner einst zu den Nazis getrieben hat, erfährt man nicht und Gründe für das, was er getan hat, werden genauso wenig geliefert. Das ist ein Manko, weil Regisseur Guy Nattiv die Chance für ein besseres Verständnis der Szene leichtfertig vergibt. Das bekommt man noch am ehesten vom Hauptdarsteller: Jamie Bell, ehedem niedlicher Ballettjunge in "Billy Elliot", ist eine Naturgewalt als zweifelnder Neonazi, der sich nach Erlösung sehnt.

Nattiv kümmert sich lieber um das Hier und Jetzt. Das ist schwierig genug. Wer einmal in der Bewegung ist, kommt so einfach nicht wieder raus. Quälend ist der Prozess nicht nur wegen der Entfernung von Widners Tätowierungen. Widners alte Weggefährten und seine Ersatzfamilie, "Pa" Fred "Hammer" Krager (Bill Camp) und "Ma" Shareen (Vera Farmiga), belassen es nicht bei emotionalem Druck.

Der raue, immer etwas unbehauen wirkende Film zeigt die Neonazi-Szene in all ihr barbarischen Wut: Wirklich bedrückend ist aber nicht das, was auf der Leinwand zu sehen ist, sondern das Wissen darum, dass rechtsradikale Bewegungen (nicht nur) in den USA erstarken. Ermunterung bekommen sie, das haben nicht zuletzt die Ereignisse von Charlottesville 2017 gezeigt, dabei von allerhöchster politischer Ebene.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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