Da steht der Herr Oberstleutnant von der Wiener Kripo (Harald Krassnitzer) vor der Mutter eines ermordeten jungen Mannes und erzählt erschütternden Schwachsinn. Er glaube nicht mehr, dass ihr Sohn Kásim ein islamistischer Terrorist gewesen sei, sagt Krassnitzer, es habe sich vielmehr um ein Liebesdrama gehandelt. Die Mutter (Proschat Madani) weiß, dass ihr Sohn kein Terrorist war, sie weiß, dass es kein Liebesdrama war. Sie ist fassungslos, dass ein Kripo-Beamter bis zur Dümmlichkeit in seinem Schablonendenken befangen bleibt und lässt ihn das spüren.
Nun wäre ein Tatort kein Tatort, wenn Krassnitzer und seine ihm handfest assistierende Frau Major (Adele Neuhauser) nicht die Kurve zur Erleuchtung kriegen würden. Das klappt bei ihnen immerhin deutlich fixer als beim deutschen Verfassungsschutz im Fall des Zwickauer Mord-Trios. Auch hier geht es um die rechte Szene, die den Islam so sehr liebt, dass sie sich gern feige hinter ihm verbirgt. Es geht um politische Intrige und Spiel über zwei Bande. Der ganz normale Geheimdienstwahnsinn also. Das ist erhellend, spannend und so frustrierend, wie es die Politik in ihrer zynischen Vernunft sein kann. Detlef Hartlap
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