Susie (Dakota Johnson) ergattert einen Platz im berühmten Markos Tanzensemble.
"Suspiria" ist die Neuauflage des Klassikers von 1977.

Suspiria

KINOSTART: 15.11.2018 • Horror • USA / I (2018) • 152 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Suspiria
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
USA / I
Filmstudio
Frenesy Film, Videa, Mythology Entertainment, First Sun, MeMo Films, K Period Media
Budget
20.000.000 USD
Einspielergebnis
6.348.889 USD
Laufzeit
152 Minuten
Music

Filmkritik

Hexen im Deutschen Herbst
von Christopher Diekhaus

Nach dem gefeierten Liebesdrama "Call Me By Your Name" lässt Luca Guadagnino Dario Argentos legendären Okkult-Schocker "Suspiria" in völlig neuem Gewand wiederaufleben.

Im Zuge der Entwicklung eines Remakes seines kultisch verehrten Horrorstreifens "Suspiria" sei er selbst nie zurate gezogen worden, ließ der Italiener Dario Argento immer dann durchblicken, wenn er in Interviews zur Klassiker-Neuauflage befragt wurde. Mit Blick auf den fertigen Film verwundert es keineswegs, dass der Ursprungsschöpfer gänzlich außen vor war. Immerhin legt sein Landsmann Luca Guadagnino, der zuletzt mit dem Liebesdrama "Call Me by Your Name" für Furore sorgen konnte, eine eigenständige, vom Original stark abweichende Regiearbeit vor, bei der lediglich Grundzüge von Argentos Hexen-Mär übrig bleiben.

Angesiedelt ist der neue "Suspiria" im Jahr 1977, genau zu der Zeit, als der alte Film das Licht der Welt erblickte. Statt Freiburg im Breisgau dient das geteilte Berlin als zentraler Handlungsort, wohin es die junge, aus der amerikanischen Provinz stammende Susie Bannion (Dakota Johnson) verschlägt. Am berühmten Markos Tanzensemble möchte sie unbedingt einen Platz ergattern und hat Glück, dass mit Patricia (Chloë Grace Moretz) kurz zuvor ein anderes Mitglied spurlos verschwunden ist. Beim Vortanzen kann Susie die künstlerische Leiterin Madame Blanc (Tilda Swinton) sofort überzeugen und darf sich schließlich über ihre Aufnahme freuen.

Parallel erzählt die Neuinterpretation, die Drehbuchautor David Kajganich ("A Bigger Splash") zu Papier brachte, von einem gebrechlichen Psychoanalytiker namens Josef Klemperer (unter einer aufwendigen Maske ebenfalls gespielt von Tilda Swinton). Gleich zu Beginn taucht in seinem Büro die vollkommen aufgelöste Patricia auf und behauptet, die Tanzakademie werde von einem Hexenzirkel geleitet. Ein seltsames Treffen, das den zunächst skeptischen Seelenarzt zunehmend misstrauisch macht.

Anders als Argento, der eine nicht sonderlich komplexe Horrorgeschichte präsentierte, ergänzen Guadagnino und Kajganich ihre Version um markante Nebenstränge und betten das Geschehen ganz konkret in die blutigen Ereignisse des Deutschen Herbstes ein. Immer wieder gibt es Hinweise auf den Terror, mit dem die RAF im Jahr 1977 das Land überzog – was der Film schließlich nutzt, um über Schuld und die Konflikte zwischen den Generationen zu sinnieren. Manche Gedanken und Ideen werden sicherlich etwas bemüht vorgetragen. Der Überbau, den das Remake durch die historische Verortung erhält, ist aber dennoch reizvoll.

Auch deshalb, weil der Regisseur die bedrückende Stimmung der damaligen Zeit in seine Bildgestaltung überführt. Während Argento auf knallige, surreale Farbenspiele setzte, beschwört Guadagnino eine schmuddelig-winterliche Ästhetik, die Berlin deprimierend trostlos erscheinen lässt.

Dass in der Tanzakademie unheilvolle Kräfte walten, daran gibt es schon nach dem ersten Drittel keinen Zweifel. Patricias panischer Auftritt bei Dr. Klemperer gibt die Richtung vor und wird recht schnell von den ominösen Gesprächen der Schulmitarbeiterinnen bestätigt. Die manchmal geisterhaft irrlichternde, plötzlich umschwenkende Kamera und einige verstörende Albträume Susies tragen entscheidend zum langsam größer werdenden Unbehagen bei. Den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen allerdings die stark choreografierten Tanzsequenzen, die von Anfang an etwas Aggressives, merkwürdig Rituelles haben. Besonders schmerzhaft ist die Passage, in der Susies ruckartige Bewegungen dazu führen, dass sich der Körper einer Kommilitonin an einem anderen Ort auf groteske Weise verdreht. Grauenvolle Momente, die ebenso gut aus einem Film von David Cronenberg, einem Meister des Body Horror, stammen könnten.

Verglichen mit den durchgängigen Exzessen des Originals mutet Guadagninos Klassiker-Auffrischung trotz der fulminanten Tanzeinlagen beinahe nüchtern an. Erst im Finale entfesselt der Italiener ein bizarr-ausuferndes Blutbad, das unter dem Strich etwas selbstzweckhaft daherkommt. Fast hat es den Anschein, als wolle der Regisseur sein Publikum für den lange Zeit eher schleichenden Schrecken nun mit einem großen Knall entschädigen.

Auch wenn man das Kino mit gemischten Gefühlen verlässt, ist der neue "Suspiria" ein eigenwillig-reizvoller Horrorthriller, der nicht zuletzt von seinen prägnanten Schauspielleistungen lebt. Besonders hervorzuheben ist neben der überraschend ausdrucksstarken Dakota Johnson die bemerkenswert wandelbare Tilda Swinton, der gegen Ende sogar eine dritte Rolle zufällt. Wer sich von ihrer Darstellungskunst in vollem Umfang überzeugen will, sollte den Film unbedingt im Originalton schauen. Die Oscar-Preisträgerin bestreitet als Dr. Klemperer nämlich zahlreiche Szenen auf Deutsch.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Angela Winkler
Lesermeinung
Sängerin und Schauspielerin Ingrid Caven
Ingrid Caven
Lesermeinung
Sylvie Testud
Lesermeinung
Androgyne Schönheit: Oscar-Gewinnerin Tilda Swinton.
Tilda Swinton
Lesermeinung
Dakota Johnson ist seit ihrer Rolle in "Fifty Shades of Grey" eine gefragte Schauspielerin.
Dakota Johnson
Lesermeinung
Weitere Darsteller
Mia Goth Elena Fokina Christine Leboutte Małgorzata Bela Fabrizia Sacchi Jessica Harper Jessica Batut Alek Wek Vincenza Modica Vanda Capriolo Brigitte Cuvelier Gala Moody Anne-Lise Brevers Sara Sguotti Halla Thordardottir Olivia Ancona Marjolaine Uscotti Sharon Campbell Elfriede Hock Iaia Ferri Clémentine Houdart Charo Calvo Stephanie McMann Majon van der Schot Maria Bregianni Josepha Madoki Navala Chaudhari Karina El Amrani Doris Hick Mikael Olsson Fred Kelemen Greta Bohacek Joel-Dennis Bienstock Toby Ashraf

Neu im kino

Warfare (2025)
Warfare
Kriegsfilm • 2025
prisma-Redaktion
Was Marielle weiß (2025)
Was Marielle weiß
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Blood & Sinners (2025)
Blood & Sinners
Horror • 2025
prisma-Redaktion
Drop – Tödliches Date (2025)
Drop – Tödliches Date
Mystery • 2025
Ich will alles. Hildegard Knef (2025)
Ich will alles. Hildegard Knef
Dokumentarfilm • 2025
prisma-Redaktion
Eden (2025)
Eden
Thriller • 2025
Ein Minecraft Film (2025)
Ein Minecraft Film
Familie • 2025
prisma-Redaktion
The End (2024)
The End
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Beating Hearts (2024)
Beating Hearts
Krimi • 2024
prisma-Redaktion
Riff Raff – Verbrechen ist Familiensache (2025)
Riff Raff – Verbrechen ist Familiensache
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
The Last Showgirl (2024)
The Last Showgirl
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Das Licht (2025)
Das Licht
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Schneewittchen (2025)
Schneewittchen
Familie • 2025
prisma-Redaktion
Köln 75 (2025)
Köln 75
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Bolero (2024)
Bolero
Historie • 2024
prisma-Redaktion
In the Lost Lands (2025)
In the Lost Lands
Fantasy • 2025
prisma-Redaktion
Robert Pattinson mit Robert Pattinson: In "Mickey 17" übernimmt der Star aus "Twilight" und "The Batman" eine spannende Mehrfach-Hauptrolle.
Mickey 17
Science Fiction • 2025
prisma-Redaktion
Ein Mädchen namens Willow (2025)
Ein Mädchen namens Willow
Familie • 2025
prisma-Redaktion
Bridget Jones – Verrückt nach ihm (2025)
Bridget Jones – Verrückt nach ihm
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
Like A Complete Unknown (2024)
Like A Complete Unknown
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Bird (2024)
Bird
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Flight Risk (2025)
Flight Risk
Action • 2025
prisma-Redaktion
The Monkey (2025)
The Monkey
Horror • 2025
prisma-Redaktion
Wunderschöner (2025)
Wunderschöner
Komödie • 2025
Captain America: Brave New World (2025)
Captain America: Brave New World
Science Fiction • 2025
prisma-Redaktion
Könige des Sommers (2024)
Könige des Sommers
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Companion – Die perfekte Begleitung (2025)
Companion – Die perfekte Begleitung
Science Fiction • 2025
prisma-Redaktion
Maria (2024)
Maria
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Paddington in Peru (2024)
Paddington in Peru
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Babygirl (2024)
Babygirl
Drama • 2024
prisma-Redaktion

BELIEBTE STARS

Alterslose Schönheit: Sharon Stone.
Sharon Stone
Lesermeinung
Oscar-Preisträgerin Brie Larson.
Brie Larson
Lesermeinung
Oscar-Preisträger Rami Malek.
Rami Malek
Lesermeinung
Vom Sängerknaben auf die große Bühne: Peter
Weck (hier in "Alte Liebe - Neues Glück")
Peter Weck
Lesermeinung
Moderator Markus Lanz.
Markus Lanz
Lesermeinung
Brooke Adams mit ihrem Ehemann Tony Shalhoub
Brooke Adams
Lesermeinung
Temperamentbündel aus Spanien: Victoria Abril.
Victoria Abril
Lesermeinung
Hiam Abbass studierte zunächst Fotografie und machte dann eine Schauspielausbildung.
Hiam Abbass
Lesermeinung
Sanam Afrashteh ist eine deutsche Schauspielerin.
Sanam Afrashteh
Lesermeinung
Elton ist seit vielen Jahren im TV-Business.
Elton
Lesermeinung
Schauspieler Michael Madsen.
Michael Madsen
Lesermeinung
Claude Brasseur
Claude Brasseur
Lesermeinung
Manfred Krug, hier im "Tatort - Rattenlinie" zu sehen, ist im Alter von 79 Jahren gestorben.
Manfred Krug
Lesermeinung
Ach, das Leben ist so hart! Simone Thomalla 
tröstet Heidelinde Weis
Heidelinde Weis
Lesermeinung