Knallharte Typen, die vom Leben auf der Straße erzählen, davon gibt es im deutschen HipHop bis heute eine Menge. Aber wie viele von ihnen wissen wirklich, wie dreckig und brutal das Leben sein kann? Er weiß es in jedem Fall und hätte die nötige "Street Credibility" wahrscheinlich schon als Zehnjähriger besessen: Giware Hajabi alias Xatar wurde 1981 im Iran geboren, saß schon als Kleinkind mit seinen kurdischen Eltern im irakischen Gefängnis. In Deutschland angekommen, landete er wieder ganz unten, arbeitete sich dann aber schnell nach oben. Als Rapper und als Gangster. Im Biopic "Rheingold" erzählt Star-Regisseur Fatih Akin diese atemberaubende Geschichte nach.
Was von all dem im Film Gezeigten wirklich genau so passiert ist, das weiß man natürlich nicht. Es ist die Geschichte aus Hajabis Perspektive, der Film basiert auf seinem autobiografischen Roman "Alles oder Nix: Bei uns sagt man, die Welt gehört dir". Aber Narrativ und Gossen-Romantik hin oder her, die großen Eckpunkte der Geschichte sind historisch dokumentiert. Da ist Hajabis Aufstieg als Rapper, die Gründung seines ersten Labels, die frühe Zusammenarbeit mit späteren Szene-Größen wie SSIO oder Schwesta Ewa. Und dann ist da eben auch noch diese andere große, eigentlich noch viel größere Sache.
Hajabi fängt als kleiner Straßendealer an, wird dann zum Großhändler. Als er dann eine gigantische Drogenladung verliert und Ärger mit dem Kartell droht, entschließt er sich zu einem spektakulären Raub, um das Geld wieder reinzuholen. Hajabi überfällt im Dezember 2009 mit ein paar Komplizen einen Transporter in Nürnberg, erbeutet Gold im Wert von 1,7 Millionen Euro. Das waren echte, große Schlagzeilen damals. Hajabi flieht über Moskau in den Irak, wird von Geheimdiensten gejagt und eingefangen, sitzt dann bis 2014 in einem Gefängnis in NRW. Und schraubt von da an weiter an seiner bereits gestarteten Musiker-Karriere.
Über heimlich in den Knast geschmuggelte Handys nimmt Xatar neue Raps auf, sein zweites Album "Nr. 415" (benannt nach seiner Gefangenennummer) entstand quasi komplett hinter Gittern – glaubwürdiger geht's kaum. "Nr. 415" verhilft Xatar zum kommerziellen Durchbruch, heute gehört er mit zwei Nummer-eins-Alben und mehreren eigenen Plattenfirmen zu Deutschlands einflussreichsten HipHop-Musikern.
Fatih Akin hat sich hier einen Stoff fürs Kino ausgesucht, der viel erzählt über die facettenreiche Persönlichkeit Giware Hajabi, über die Rap-Kultur und über das Leben auf der Straße, nicht nur in Deutschland. "Krasses" Zeug, von einem der heute renommiertesten deutschen Regisseure für ein breites Publikum aufbereitet. In der Hauptrolle als Xatar ist Emilio Sakraya zu sehen. Den Soundtrack, Ehrensache, lieferte der "Baba aller Babas" Xatar selbst.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH