Da lebt er noch, der Barschl (Francis Fulton-Smith, links). Aber als wenig später seine Leiche gefunden wird, sieht's nicht gut aus für den Eberhofer (Sebastian Bezzel), der unter dringendem Mordverdacht steht.

Grießnockerlaffäre

KINOSTART: 03.08.2017 • Komödie • D (2017) • 99 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Grießnockerlaffäre
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
D
Filmstudio
Constantin Film, BR, ORF, ARD Degeto
Einspielergebnis
7.017.501 USD
Laufzeit
99 Minuten
Regie

Filmkritik

Liebeserklärung an das Leben in der Provinz
von Frank Rauscher

Die Story ist etwas dünn. Aber immerhin gibt der vierte Eberhofer-Krimi den Fans, was sie erwarten: ganz viel Heimatliebe.

Zefix: Diesmal sieht es gar nicht gut aus für den Eberhofer (Sebastian Bezzel). Das Problem ist weniger der Rausch, den er von einer exzessiven Hochzeitsfeier unter Polizeikollegen mit nach Hause gebracht hat. Nein, das Problem sind das gute Dutzend SEK-Beamte, die jetzt mit vollem Gerödel an seinem Bett stehen, um ihn, den gerade ziemlich komatösen Sheriff von Niederkaltenkirchen höchstselbst, zu verhaften. Die ungeheuerliche, aber durchaus nachvollziehbare Anschuldigung: Franz, der sich an nichts erinnern kann, soll in der Feiernacht seinen verhassten Vorgesetzten Barschl umgebracht haben. "Grießnockerlaffäre", der vierte Eberhofer-Fall, den Regisseur Ed Herzog nach einer Romanvorlage von Rita Falk verfilmt hat, beginnt tatsächlich so furios wie ein waschechter Krimi. Was er aber natürlich nicht ist, und was auch diesmal überhaupt nichts macht.

Der Barschl tot!

Das gilt es erst mal zu verdauen – für alle, die die Story nicht schon aus dem gleichnamigen Bestseller kennen, ist das jedenfalls die Schocknachricht schlechthin. Denn auch wenn sein Ableben nicht gerade ein signifikanter Verlust für die Menschheit ist, geht der von Francis Fulton-Smith kongenial verkörperte hinterfotzige Korinthenkacker der Eberhofer-Reihe ab.

Barschl, der natürliche Feind eines Freidenkers wie Eberhofer, mag nichts Gutes verdient haben, aber dass er hinterrücks mit einem Messer gemeuchelt wird, wünscht man selbst dem schlimmsten aller Pedanten eher nicht. Dass in der Tatwaffe der Name "Franz Eberhofer" eingraviert ist, ergibt, zusammen mit einigen vor Zeugen ausgesprochenen handfesten Drohungen, eine Beweislast, die erdrückend erscheint. Selbst der sonst nie um einen Lösungansatz verlegene Eberhofer-Spezl, der Privatdetektiv Rudi Birkenberger (Simon Schwarz), muss zugeben, dass es eng wird – zumal es Eberhofer mit einer extrascharfen Sonderermittlerin, genannt "Thin Lizzy" (Nora von Waldstätten), zu tun bekommt ...

Und was macht ein Eberhofer in dem ganzen Schlamassel, außer erst mal ziemlich blöd aus der Wäsche zu gucken: sich sakrisch darüber ärgern, dass es daheim erst mal nichts anderes mehr gibt als Grießnockerluppe. Schuld daran ist ein neuer Hausgast: Seit sich die alte Jugendliebe der Oma (Enzi Fuchs) auf dem Hof der Eberhofers eingenistet hat, ist dort nämlich nichts mehr, wie es war: Paul (Branko Samarovski) verträgt nichts Handfestes mehr.

Was ist das jetzt nur wieder für eine, eben, "Grießnockerlaffäre"? Die Geschichte dahinter, so viel sei verraten, greift, untypisch für die Eberhofer-Krimis, richtig fest ans Herz. Wobei sich das Drehbuch, das Stefan Betz nach Rita Falks Roman verfasst hat, die Freiheit nimmt, sich für beide Handlungsstränge – den Fall um den natürlich schon bald nicht mehr des Mordes verdächtigen Eberhofer und den der wundersam liebestoll gewordenen Oma – nur halbherzig zu interessieren. Mit erkennbar größerer Lust, als auf einen sterbenskranken Alten und einer augenscheinlich in die Russenmafia oder Ähnliches verstricken Witwe Barschl (Lilith Stangenberg), richten die Macher den Fokus auf all die seit Jahren liebgewonnenen Figuren und Skurrilitäten im Mikrokosmos von Niederkaltenkirchen (gedreht werden die Dorfszenen in Frontenhausen im Landkreis Dingolfing-Landau).

Wer die Bücher und die Filme liebt, kriegt, was er erwartet. "Grießnockerlaffäre" schwelgt in feucht-fröhlichen Männerrunden beim Dorfwirt Wolfinger (Max Schmidt), im brillanten Wortwitz, der eben nur hauchzart neben der Realität liegt und in der kunstfertigen Versinnbildlichung des Lebens in der niederbayerischen Provinz ... Es ist kein Idyll, sondern die echte Diaspora, in der die Menschen mit großer Selbstverständlichkeit im Jogginganzug statt in Tracht auf die Straße gehen und echte Männer eben Leberkassemmeln und Schweinsbraten essen, Bier trinken, AC/DC hören oder, Gipfel der Progressivität, zur Metallica-Version von "Whiskey In The Jar" steilgehen. Man möchte zu gerne glauben, dass es all das wirklich so gibt: dass sich in diesem Biotop des ganz normalen Provinz-Wahnsinns gestandene Männer im Vollrausch noch aufführen dürfen wie kleine Kinder. Eines Nachts steckt Regisseur Ed Herzog die ganze Rasselbande, den Simmerl (Stephan Zinner), den Flötzinger (Daniel Christensen) und den Wolfi (Max Schmidt), in einen riesigen Blumentrog, der mit einer Kette an Eberhofers Polizei-Audi befestigt wurde, und jagt sie in wilder Schleuderfahrt durch den Verkehrskreisel ...

Überhaupt scheint Regisseur Ed Herzog einen Narren an dem Kreisverkehr-Motiv gefressen zu haben. Wurde eigentlich je die philosophische Komponente von Verkehrskreiseln thematisiert? Jedes Dorf, das was auf sich hält, hat heutzutage mindestens ein solches Paradestück deutscher Tiefbaukunst, das gemeinhin zur Entschärfung prekärer Straßenkreuzungen beiträgt. Was hierzulande noch vor 20 Jahren skeptisch beäugt und von mithin kampfbereiten Ampelfetischisten strikt abgelehnt wurde, hat sich durchgesetzt. Die Kreisel sind Normalität, sogar in der niederbayerischen Provinz. Wobei, in Niederkaltenkirchen, muss man sagen, ist der Kreisverkehr schon noch ein bisschen mehr: ein Monument der Moderne, fast schon eine Attraktion und neben dem Wirtshaus der einzige Sehnsuchtsort weit und breit.

Jedenfalls fahren die Niederkaltenkirchener zwangsläufig zuerst in den Kreisel, wenn sie ihr Kaff einmal verlassen wollen und von der weiten Welt oder auch nur von Landshut-City träumen. Manche drehen dann allerdings auch einfach nur ein, zwei gemütliche Runden, halten die Nase aus dem Autofenster in den Wind, um schließlich doch wieder die Ausfahrt nach Niederkaltenkirchen zu nehmen. Daheim ist's halt immer noch am schönsten. Weiß doch ein jeder, der auch so ein Niederkaltenkirchen im Herzen trägt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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