Begabt - Die Gleichung eines Lebens

KINOSTART: 13.07.2017 • Drama • USA (2017) • 101 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Gifted
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
USA
Budget
7.000.000 USD
Einspielergebnis
22.900.823 USD
Laufzeit
101 Minuten

Filmkritik

Eine Frage der Erziehung
Von Heidi Reutter

"The Amazing Spider-Man"-Regisseur Marc Webb inszeniert ein recht konventionelles Drama um eine Siebenjährige, die hochbegabt ist.

Nicht nur Amerika, auch die Traumfabrik Hollywood hat ein Faible für Hochbegabte - immerhin waren Filme über solche oft genug schon einen Oscar wert. Man denke nur an das mehrfach preisgekrönte Drama "A Beautiful Mind - Genie und Wahnsinn" (2002) über das Mathematik-Genie John Forbes Nash Jr., grandios gespielt von Russell Crowe, oder "Die Entdeckung der Unendlichkeit" (2014), die sich dem Jahrhundert-Physiker Stephen Hawking widmete. Hauptdarsteller Eddie Redmayne erhielt zu Recht den Oscar für diese Rolle. Nun erzählt auch Regisseur Marc Webb in "Begabt - Die Gleichung eines Lebens" die Geschichte einer Hochbegabten - leider allzu vorhersehbar.

Die kleine Mary Adler (Mckenna Grace) wächst bei ihrem Onkel Frank ("Captain America" Chris Evans) auf. Auf Schule hat die smarte Kleine wenig Lust - viel zu öde. Tatsächlich ist Mary hochbegabt, komplexe Differenzialgleichungen löst die Siebenjährige in Kürze. Das Talent für Mathematik hat sie offensichtlich von ihrer Mutter geerbt, der eine große Karriere bevorstand. Weil sie den gewöhnlichen Anforderungen des Lebens aber nicht gewachsen war, nahm sie sich schließlich das Leben.

Ihre ehrgeizige Mutter Evelyn (gespielt von der Schottin Lindsay Duncan), die selbst als Mathematikerin hätte Karriere machen könnten, hat einen nicht unwesentlichen Anteil am unglückseligen Schicksal ihrer Tochter. Mit der Schulreife ihrer Enkelin taucht sie auf einmal wieder auf der Bildfläche auf, um Mary endlich jene elitäre Förderung zukommen zu lassen, die sie ihrer Meinung nach braucht.

Doch ihr Sohn Frank, der - wie wir später im Film erfahren - eigentlich Philosophieprofessor ist, nun aber an Booten rumschraubt, um sich besser um Mary kümmern zu können, will für seine Nichte unbedingt eine "normale" Kindheit. Ein Leben voller Unbeschwertheit, jenseits von Leistungsdruck und Hochbegabungs-Kader. Eine Elite-Akademie für die Kleine kommt für Frank nicht in Frage, allein schon aufgrund der tragischen Geschichte seiner Schwester. Weil er nicht einsichtig ist, will die berechnende Großmutter den Streit um das Sorgerecht für Mary vor Gericht austragen, wobei das Thema Kindeswohl wie auch im echten Leben etwas ist, über das ausgerechnet Erwachsene entscheiden und nicht das Kind selbst.

Der Film nimmt diese wichtige Frage nach dem richtigen Umgang für ein hochbegabtes Kind durchaus ernst, aber leider krankt die Inszenierung an einer stereotypen Figurengestaltung und an einer polarisierenden Darstellung zweier unterschiedlicher, scheinbar nicht vereinbarer Lebensweisen: Hier das freie, entspannte Leben unter der Sonne Floridas mit improvisierten Hausstand; dort das leistungsorientierte, reiche Milieu der Großmutter, die im kühlen Boston lebt. Und zwischendrin ein sehr kluges, sehr schlagfertiges Kind als unfassbarer Brainie, das am Ende doch nur kleines, verletzliches Mädchen ist.

Auch wenn die schematische Machart dieses Films, der mit nur sieben Millionen Dollar für amerikanische Verhältnisse low budget ist, absolut durchschaubar ist, entbehrt er nicht einer gewissen Emotionalität. Allerdings hätte man von einem Regisseur wie Marc Webb, der früher mal den bezaubernden Independent-Liebesfilm "(500) Days of Summer" (2009) gedreht hat, mehr erwartet. Aber seitdem er für die "The Amazing Spider-Man"-Blockbuster verpflichtet wurde, scheint er sich von seiner ehemals so erfrischenden erzählerischen Haltung entfernt zu haben, um dem Kommerz zu dienen und überraschungsfreies Kino abzuliefern, das vor allem Quote machen soll. Andererseits muss an dieser Stelle auch Drehbuchautor Tom Flynn zur Verantwortung gezogen werden, der dramaturgische Schwarzweiß-Malerei betreibt.

Bemerkenswert ist angesichts dieser Schwachstellen immerhin die Hauptdarstellerin Mckenna Grace: Die inzwischen elfjährige, schwer beschäftigte Nachwuchs-Schauspielerin ist offensichtlich ähnlich talentiert, wie das Wunderkind, das sie spielt. Zusammen mit Chris Evans, der in diesem Film mal nicht den Superhelden, sondern den liebevollen, fürsorglichen Daddy gibt, entwickelt sie eine Chemie. Und so hat der Film durchaus ein paar schöne und amüsante Momente, die besonders den Eltern unter den Zuschauern ans Herz gehen dürften.

Quelle: teleschau – der mediendienst

Darsteller

Schauspieler Chris Evans.
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Octavia Spencer erhielt 2012 den Oscar für ihre Rolle in "The Help".
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