Rechtsmediziner Paul Herzfeld (Moritz Bleibtreu) findet während einer Autopsie einen Zettel in einer Leiche - darauf die Handynummer seiner Tochter.
"Abgeschnitten" ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos.

Abgeschnitten

KINOSTART: 11.10.2018 • Thriller • D (2018) • 132 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Abgeschnitten
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
D
Einspielergebnis
1.228.051 USD
Laufzeit
132 Minuten

Filmkritik

Perfide Jagd nach einer Vorlage von Sebastian Fitzek
Von Sarah Schindler

Regisseur Christian Alvart hat es geschafft, den Fitzek-Roman so auf die Leinwand zu bringen, dass einem der Atem stockt. Da verzeiht man auch gerne so manche Logik-Schwäche.

Sebastian Fitzek ist einer DER deutschen Krimi- und Thriller-Autoren. Wenn er ein neues Buch schreibt, so können sich die Leser darauf verlassen, dass sie immer wieder aufs Neue eine spannende und nervenaufreibende Geschichte erwartet, die das Blut in den Adern gefrieren lässt. Das war beim 2012 erschienenen Roman "Abgeschnitten" nicht anders, Fitzeks Zusammenarbeit mit Star-Gerichtsmediziner Michael Tsokos wurde zum Bestseller. Regisseur Christian Alvart nahm sich nun den Roman vor, schrieb das Drehbuch zum Film und zeigt, warum er zur Top-Riege der deutschen Regiezunft gehört.

Paul Herzfeld (Moritz Bleibtreu) ist Gerichtsmediziner und widmet sich mit gewohnter Routine einer Autopsie, bis er eine unheimliche Entdeckung macht: Im Schädel der Leiche findet er einen Zettel mit der Handynummer seiner Tochter Hannah (Barbara Prakopenka) – der Beginn eines sadistischen Spiels des Psychopathen Jan Erik Sadler (Lars Eidinger), der Pauls Tochter entführt hat. Sadler streut weitere Hinweise und versteckt sie in Leichen, eine davon auf Helgoland. Allerdings ist die Insel durch einen Sturm von der Außenwelt abgeschnitten und Paul hat keine Möglichkeit, die Obduktion der Leiche selbst durchzuführen, um den nächsten Hinweis zu bekommen. So ist er auf die Hilfe von Comiczeichnerin Linda (Jasna Fritzi Bauer), die die Leiche zufällig gefunden hat, und Ender (Fahri Yardim), dem Hausmeister des örtlichen Krankenhauses, angewiesen. Am Telefon leitet Paul die beiden durch die Obduktion und nach und nach wird den dreien bewusst, welches Ausmaß das kranke Spiel von Sadler hat.

Man merkt bereits zu Beginn, dass Fitzek und auch Alvart Meister des Erzählens sind. Beide wissen ganz genau, wie man die Spannung beibehält – auch fast zweieinhalb Stunden lang. Zwar sind manche Szenen nur etwas für Hartgesottene, aber wer Fitzek und seine Bücher kennt, weiß, was auf ihn zukommen könnte. Denn auch der Autor schreckt nicht davor zurück, bei so mancher Folterszene sehr ins Detail zu gehen. Man möchte sich ab und an die Hand vor Augen halten, doch dazu bleibt angesichts des Tempos kaum Zeit.

Trotzdem muss man manchmal ungewollt schmunzeln: Zum Beispiel, wenn die Comiczeichnerin und der Hausmeister nur anhand von telefonischem Beistand eine Autopsie durchführen können. Da verdreht nicht nur der Medizinstudent im Kinosaal die Augen, sondern auch Fans der Glaubwürdigkeit. Aber man drückt gerne ein Auge zu, steht doch der Unterhaltungsfaktor an oberster Stelle. Logiklöcher werden ausgeglichen durch fast durchgehende Hochspannung, falsche Fährten und eine Besetzung, die alles wieder wett macht.

Allen voran Moritz Bleibtreu: Ihm nimmt man den Gerichtsmediziner und besorgten Vater ab, fühlt sich verbunden und schwitzt so manchen Moment mit ihm. Und auch Lars Eidinger glänzt als psychopathischer Sadist und Serienkiller. Er beherrscht es, den Wahnsinnigen richtig in Szene zu setzen und dem Zuschauer eine Gänsehaut zu bescheren. Fahri Yardim als liebenswert verspulter Hausmeister mit dem Gespür fürs Wesentliche und Jasna Fritzi Bauer als messerscharfe Mitermittlerin verpassen "Abgeschnitten" außerdem ihre persönliche Note.

Rundum ist "Abgeschnitten" ein sehr gelungener Thriller, der beweist, dass Christian Alvart einer der besten deutschen Regisseure ist. Einfach, weil er ein Gefühl dafür hat, was auf der Leinwand funktioniert. Scharf wie ein Skalpell schafft er es, die Romanvorlage für das Kino zu adaptieren und die perfide Jagd überzeugend auf die Leinwand zu bringen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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