Julia (Franziska Jünger, Foto) ist 17, blond, tough und lässt sich so leicht nichts sagen. Ihre Clique in Berlin Wedding hat sie fest im Griff, keiner muckt gegen "Kroko" - so wird sie überall genannt - auf. Ihrer Mutter sind die Zügel der Erziehung längst entglitten, Kroko fühlt sich als Star ihres Wohnblocks. Für Arbeit und Ausbildung hat sie nichts übrig, dafür ist sie Handy-Spezialist, dreht auch schon mal das ein oder andere kleine Ding, sieht sich gern im Spiegel an und verbringt ihre Nächte auf abgefahrenen Partys. Als sie sich nach einem Diskobesuch hinter das Steuer eines Autos klemmt und einen Radahrer schwer verletzt, kommt dem Gericht eine ausgefallene Idee: Kroko soll 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit verrichten, und zwar in einer Wohngemeinschaft für Behinderte...
In ihrem Kinofilm-Debüt erzählt Regisseurin Sylke Enders, Absolventin der Deutschen Film- und Fernsehakademie, die Geschichte einer Berliner Kiez-Göre, die erst nach der Begegnung mit der "anderen Welt", hier eine Behinderten-WG, Werte wie Freundschaft und Verantwortungsbewusstsein für sich entdeckt. Auf Video gedreht, überzeugen die Laiendarsteller durchweg. Enders führte mit ihrem sehenswerten Drama einen halbstündigen TV-Beitrag fort, in dem sie 2001 die Geschichte der Kroko für die Reihe "Boomtown Berlin" erstmals erzählte. Für Hauptdarstellerin Franziska Jünger, die seinerzeit eine Ausbildung zur Arzthelferin machte und als eiskalte Kroko überzeugt, war das Drama der Auftakt zu weiteren Filmauftritten wie etwa in "Hab mich lieb!" (wieder unter der Regie Enders), "Knallhart" und "Tatort - Spätschicht".
Foto: Ventura