Ron Sheltons Zeiten als solider Drehbuchautor und Regisseur sind offenbar vorbei. Zwar lieferte er mit "Annies Männer", "Tin Cup" und "Weiße Jungs bringen's nicht" die Klassiker der 90er-Jahre-Sportkomödien, aber seither hört man nur noch wenig von ihm. Jetzt, 15 Jahre nach seinem Autoren-Erfolg von "Bad Boys II", möchte Shelton es noch einmal wissen. Dafür holt er sich einige der Urgesteine Hollywoods ans Set und versucht so eine Komödie zu entwickeln, in der er sich und die rüstigen Schauspielrentner beweisen möchte. Doch was bei ähnlichen Komödien, wie zum Beispiel den beiden "R.E.D."-Teilen, wunderbar funktioniert, geht einem hier nur auf die Nerven und rutscht schnell ab in die Lächerlichkeit.
Duke Diver (Morgan Freeman) ist untergetaucht. Der rüstige Kerl mit der mysteriösen Vergangenheit managt ein Luxus-Altenheim in Palm Springs und kann sich vor losen Liebschaften kaum retten. Aber nicht nur von den Damen der Residenz wird er umworben, auch die männlichen Bewohner hängen gerne mit ihm bei einer Runde Poker oder Golf ab. Das Leben könnte nicht schöner sein, doch als die Mafiosa Delilah (Jane Seymour) Duke in einem TV-Spot entdeckt und ihm einen Auftragskiller auf den Hals hetzt, fangen seine Probleme an. Außerdem rückt ihm die Steuerprüferin Suzie (Rene Russo) noch zu Leibe, da es Unstimmigkeiten in so mancher Abrechnung gibt. Und als ob das nicht schon genug Stress wäre, zieht auch noch ein neuer Casanova (Tommy Lee Jones) ein, der Duke ordentlich Konkurrenz macht. Aber das ist erst der Anfang ...
Die Idee, eine Komödie mit einem gealterten Cast und eine darauf angepasste Geschichte auf die Leinwand zu bringen, ist nicht neu. Dass dieses Prinzip wunderbar funktionieren kann, haben schon Filme wie "Das Beste kommt zum Schluss" oder beide "R.E.D."-Teile bewiesen. Das Geheimnis liegt darin, eine gute, emotional ausgeglichene Geschichte zu gestalten, die zwar auf das Altern und alle damit einhergehenden Problemchen eingeht, es aber nicht durchgehend zum Hauptthema macht. Ganz anders verhält es sich hier: Das Energielevel ist so niedrig, dass man sich manchmal fragt, was Tommy Lee Jones und den in der "MeToo"-Debatte in Bedrängnis geratenen Morgan Freeman wohl dazu bewegt haben könnte, bei diesem Streifen mitzumachen. Trantütig schleifen sie sich von einem Slapstick-Moment zum nächsten, lassen dabei kein noch so klischeehaftes Fettnäpfchen aus und wirken dabei so unbeholfen albern, dass Fremdschämen ein anhaltendes Gefühl bleibt.
Viel zu selten blitzen gute, energiegeladene Momente auf – nur um im nächsten Moment zunichte gemacht zu werden und wieder in die Belanglosigkeit abzudriften. Nicht einmal das Setdesign kann da Ausgleich schaffen, denn selten hat man eine Umgebung gesehen, die so künstlich aussieht und dadurch zur Deplatzierung des ganzen Filmes beiträgt. Zwar ist die eigentliche Geschichte gar nicht so schlecht, scheitert aber an der kruden und absolut langweiligen Umsetzung. Das verwundert sehr, denn eigentlich kann beziehungsweise konnte Shelton das besser. Aber das scheint lange her.
Lange her sind wohl auch die Zeiten hoher Motivation von Freeman, Jones und Russo. Denn statt es durch eine gewohnt solide Leistung irgendwie besser zu machen, lassen sie und alle weiteren Darsteller sich hinreißen, sich der öden Grundstimmung anzupassen. Oft wird man das Gefühl nicht los, dass niemand so wirklich Lust hatte. Schlussendlich quälen sich alle durch einen anderthalbstündigen Film, bei dem so ziemlich alles fehlt: Witz, Charme und Spannung. Lediglich ein wenig Action flammt gegen Ende hin auf, wirkt aber so aufgesetzt und dadurch unfreiwillig komisch, sodass man sich nur noch wünscht, dass "Das ist erst der Anfang" bald ein Ende finden wird.
Und so bleibt nur zu hoffen, dass Ron Shelton seine Altherren-Eitelkeit mit diesem Film befriedigt hat und nicht auf die Idee kommt, noch einen Film zu machen. Denn wenn das erst der Anfang ist, dann möchte man nicht erfahren, was da noch so kommen könnte.
Quelle: teleschau – der Mediendienst