Cleo (Marleen Lohse) trifft auf ihren Streifzügen durch die Stadt immer mal wieder Geister der Großstadt: Albert Einstein (Jean Pütz, links) etwa und Max Planck (Peter Meinhardt).
Durchgeknallt, lebendig, mit dem Herzen am rechten Fleck: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit kämpft sich "Cleo" durch ein Berlin, das zumindest im Kino ein Märchentraum von einer Metropole ist.

Cleo

KINOSTART: 25.07.2019 • Romantische Komödie • D (2019) • 101 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Cleo
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
D
Budget
2.000.000 USD
Laufzeit
101 Minuten

Filmkritik

Berlin, mon amour
Von Andreas Fischer

Urbane Mythen und visueller Hokuspokus machen Berlin zu einer magischen Stadt: Mittendrin im Großstadtmärchen ist Cleo, eine junge Frau auf einer Schnitzeljagd nach der verlorenen Zeit.

Strenge Regeln befolgen, sich abschotten, die Welt ausschließen – das ist zwar keine Lösung. Aber Cleo kann nicht anders. Die junge Frau ist eine ganz besondere Person, ein Kind der Weltgeschichte. Und die hat ihr ziemlich übel mitgespielt, Berlin kann ein ziemlich hartes Pflaster sein. Cleos Mutter starb bei ihrer Geburt inmitten des Mauerfall-Trubels am 9. November 1989, den Papa raffte eine Hinterlassenschaft des Zweiten Weltkriegs dahin. Da muss man ja nicht gleich ein Drama draus machen, dachte sich Filmemacher Erik Schmitt und mischte mit viel Verve Märchen, Romanze, Abenteuer, ein bisschen Bildung und viel Berlin zusammen. Das fügt sich zwar nicht immer zu einem Ganzen, aber hübsch anzusehen ist "Cleo" allemal.

Dass Erik Schmitt den Kinoträumereien von Michel Gondry und Jean-Pierre Jeunet nachhängt, das hat er schon mit dem Kurzfilm "Nashorn im Galopp" gezeigt. Auch in seinem Langfilmdebüt lässt er sich von den Franzosen inspirieren. Cleo ist eine Art Amélie in Berlin, die Stadt selbst eine wilde Collage aus verblüffenden Animationen und wilden Perspektiven. Zeit und Raum sind der Wirklichkeit enthoben. Das verspricht einerseits erzählerische Freiheit, ist andererseits die größte Schwäche des Films.

Denn die Geschichte hält mit den optischen Reizen nicht Schritt. Zwar erzählt "Cleo" im Grunde die Geschichte eines Kindes (Gwendolyn Göbel), das mit dem Verlust seiner Eltern zurechtkommen muss. Doch nach zehn Minuten ist die Kindheit schon vorbei und Cleo erwachsen (nun gespielt von Marleen Lohse). Dass sie sich noch immer ziemlich kindisch benimmt, mag man ihr nicht abkaufen. Ebenso wenig wie ihrer Bekanntschaft Paul (Jeremy Mockridge): Mit dem attraktiven Tagedieb zieht sie durch Berlin – auf der Suche nach einem Schatz und der Seele der Stadt.

Die beiden holen sich Unterstützung von den skurrilen Gestalten Günni (Heiko Pinkowski) und Zille (Max Mauff), um das letzte Geheimnis der Gebrüder Sass zu lüften. Das Gaunerduo hatte es in der Weimarer Republik zu einiger Berühmtheit gebracht, unter anderem durch einen Einbruch in eine Bank, dessen Beute bis heute nicht entdeckt wurde. Cleo interessiert sich besonders für eine Uhr, mit der man die Zeit zurückdrehen kann.

Lässt man urbane Mythen und visuelle Zauberhaftigkeiten außen vor, stellt man fest: Es passiert nicht wirklich viel auf der Schnitzeljagd. Inhaltlich halten Erik Schmitt und seine Co-Autorin Stefanie Ren weniger, als die Bilder versprechen. Immerhin führt die Schatzsuche das Quartett in die Geschichte eines Berlins, einer Stadt, die mit viel Fantasie und verrückten Ideen als magische Idealvorstellung gestaltet ist. Mit der Wirklichkeit muss man es aber auch nicht immer genau nehmen.

Cleo zum Beispiel trifft immer wieder die Geister Berliner Originale und historischer Persönlichkeiten, die ihr alles Mögliche erklären, sie trösten und anspornen. Denn natürlich ist die Jagd nach dem verlorenen Schatz nichts anderes als Cleos Versuch, sich der Welt zu öffnen. Dass sie auf der Suche in der Vergangenheit endlich ihre eigene Identität findet, das ist kein unkluger Gedanke. Wir sind doch alle ein Teil der Summe, aus allem, was war. Auch wenn's bisweilen schmerzt: Deswegen muss man freilich nicht gleich die Zeit zurückdrehen. Die Revision der Geschichte ist keine Lösung, erst recht nicht in der heutigen Zeit. Diese Erkenntnis sei – nicht nur – Cleo von Herzen gegönnt. Genau wie die Liebe.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Andrea Sawatzki ist nicht nur Schauspielerin, sondern auch erfolgreiche Autorin.
Andrea Sawatzki
Lesermeinung
Anna Böttcher
Lesermeinung
Fabian Busch
Lesermeinung
Harald Schrott
Lesermeinung
Max Mauff in dem BR-Tatort "Kleine Herzen"
Max Mauff
Lesermeinung
Marleen Lohse im Porträt: alle Infos zu dem "Nord bei Nordwest"-Star.
Marleen Lohse
Lesermeinung

Neu im kino

Shambhala (2024)
Shambhala
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Milchzähne (2024)
Milchzähne
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Konklave (2024)
Konklave
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Des Teufels Bad
Horror • 2024
prisma-Redaktion
Frohes Fest – Weihnachten retten wir die Welt
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Gladiator II (2024)
Gladiator II
Action • 2024
prisma-Redaktion
Die Witwe Clicquot
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Red One – Alarmstufe Weihnachten
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Red Rooms – Zeugin des Bösen (2024)
Red Rooms – Zeugin des Bösen
Krimi • 2023
prisma-Redaktion
Alter weißer Mann
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Riefenstahl
Dokumentarfilm • 2024
prisma-Redaktion
Woodwalkers (2024)
Woodwalkers
Familienfilm • 2024
prisma-Redaktion
The Room Next Door
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Venom: The Last Dance
Actionfilm • 2024
prisma-Redaktion
In Liebe, eure Hilde
Drama • 2024
prisma-Redaktion
The Apprentice – The Trump Story
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Hagen – Im Tal der Nibelungen
Fantasy • 2024
prisma-Redaktion
Super/Man: The Christopher Reeve Story
Dokumentarfilm • 2024
Thelma – Rache war nie süßer
Abenteuer • 2024
Der Buchspazierer
Komödie • 2024
Terrifier 3
Terrifier 3
Horror • 2024
prisma-Redaktion
Joker: Folie à Deux
Drama • 2024
Die Schule der magischen Tiere 3
Komödie • 2024
Megalopolis
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Wolfs
Komödie • 2024
Rosalie
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Die Fotografin
Drama • 2024
prisma-Redaktion
The Substance
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Never Let Go – Lass niemals los
Horror • 2024
Der wilde Roboter
Animation • 2024

BELIEBTE STARS

Schauspielerin Emmy Rossum.
Emmy Rossum
Lesermeinung
Tanja Wedhorn
Tanja Wedhorn
Lesermeinung
Schauspielerin Bibiana Beglau.
Bibiana Beglau
Lesermeinung
Ich werde den Fall aufklären! Natalia Wörner in
der Rolle der Kommissarin Jana Winter
Natalia Wörner
Lesermeinung
Schauspielerin Anja Kling.
Anja Kling
Lesermeinung
Nancy Allen drehte schon mit 15 ihren ersten Werbespot.
Nancy Allen
Lesermeinung
Macht immer eine gute Figur: Ellen Barkin
Ellen Barkin
Lesermeinung
Eine der profiliertesten deutschen Schauspielerinnen: Iris Berben
Iris Berben
Lesermeinung
Rob Lowe hatte nach Skandalen einen Karriereknick - sieht aber immer noch verdammt gut aus.
Rob Lowe
Lesermeinung
Edle britische Schönheit: Rosamund Pike
Rosamund Pike
Lesermeinung