Nach Stalins Tod streiten sich Geheimdienstchef Lawrenti Beria (Simon Russell Beale, links) und ZK-Mitglied Georgi Malenkow (Jeffrey Tambor) um die Macht im Staate.
Bitterböse, aber urkomisch: "The Death of Stalin" ist der vielleicht lustigste Film des Jahres.

The Death of Stalin

KINOSTART: 29.03.2018 • Komödie • F / GB / B (2017) • 108 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
The Death of Stalin
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
F / GB / B
Filmstudio
Gaumont, Quad Productions, Main Journey, France 3 Cinéma, La Compagnie Cinématographique, Panache Productions, AFPI
Budget
13.000.000 USD
Einspielergebnis
12.725.059 USD
Laufzeit
108 Minuten

Filmkritik

Der Diktator ist tot, es lebe der Diktator!
von Sven Hauberg

Zu einem besseren Zeitpunkt könnte "The Death of Stalin" kaum ins Kino kommen. Der Irrsinn der Politik, man erlebt ihn derzeit im Stundentakt per Eilmeldung. Armando Iannuccis hervorragende Politsatire über das Ableben von Josef Stalin spielt zwar im lang zurückliegenden Jahr 1953, die Parallelen zu heute sind aber offensichtlich. Macht und Wahnsinn, das ist immer eine unheilvolle Kombination. Oder bedingt das eine das andere gar zwangsläufig? Dass "The Death of Stalin" einen historischen Hintergrund hat, macht das Ganze umso erschreckender. "Die absurdesten Szenen des Films basieren auf Dingen, die wirklich passiert sind", stellt Jason Iaacs, einer der vielen großartigen Hauptdarsteller, fest. Beim Blick ins Weiße Haus oder nach Nordkorea glaubt man das sofort.

Als hätten Monty Python den Trump-Bestseller "Fire and Fury" verfilmt, so fühlt sich "The Death of Stalin" bisweilen an. Der Film erzählt, was passiert, wenn plötzlich ein Vakuum entsteht, wenn eine Macht, die all das Chaos im Staat zusammengehalten hat, auf einmal wegfällt. Im Falle der Sowjetunion hieß diese Macht bis zum 5. März 1953 Josef Stalin. Kaum war der Diktator und Massenmörder tot, ging der Kampf um seine Nachfolge los. Zunächst aber lebt Stalin (Adrian McLoughlin) noch.

Irre Mischung aus Slapstick und Wortwitz

Der Film eröffnet mit einer der vielen irren, aber doch einen wahren Kern beinhaltenden, Anekdoten über den Diktator. Da sitzt Stalin am Radiogerät und lauscht der Übertragung von Mozarts 23. Klavierkonzert. Weil dem Diktator gefällt, was er da hört – das Böse ist eben doch manchmal sehr banal -, wünscht er sich eine Aufzeichnung. Also alles noch mal auf Anfang: Der Konzertsaal wird verriegelt, der in Ohnmacht gefallene Dirigent wird kurzerhand ersetzt, das Konzert erneut eingespielt. Schließlich bekommt Stalin eine Schallplatte mit der gewünschten Aufnahme, allerdings mitsamt einer Nachricht der Pianistin (Olga Kurylenko) jenes Abends, die dem Diktator unverblümt mitteilt, was sie von ihm hält. Nicht viel, versteht sich. Stalin liest die hasserfüllte Botschaft – und erleidet einen Hirnschlag. Als er am nächsten Morgen gefunden wird, ist er halb tot. Ein Arzt aber ist nicht zur Stelle, denn Ärzte hat Stalin allesamt deportieren lassen. Schon die ersten Minuten des Films sind eine irre Mischung aus Slapstick und Wortwitz – vorgetragen übrigens, welch Wohltat, ohne pseudorussischen Akzent.

Während aus Stalin langsam das Leben entweicht, versammelt sich das Politbüro um den sterbenden Diktator. Wer soll ihm nachfolgen? Zunächst bringt sich Georgi Malenkow (Jeffrey Tambor), der zweite Mann im Staate, in Stellung, doch Geheimdienstchef Lawrenti Beria (Simon Russell Beale) macht ihm die Postion bald streitig. Auch Nikita Chruschtschow (Steve Buscemi) macht seine Ansprüche geltend, Außenminister Molotow (Michael Palin) will ebenfalls ein Stück vom Kuchen. Irgendwann stehen dann auch noch die Rote Armee in Gestalt von General Schukow (Jason Isaacs) sowie Stalins Kinder Wassili (Rupert Friend) und Sweltana (Andrea Riseborough) vor der Tür. Was folgt, ist ein Feuerwerk aus Gags, mal oberhalb, mal unterhalb der Gürtellinie. Keiner vertraut dem anderen, jeder ist hier Täter und gleichzeitig Gefangener eines Terrorsystems, das er selbst mit aufgebaut hat.

Britischer Humor vom Feinsten

Das ist großartig gespielt, von den hervorragend besetzten Hauptrollen (Monty-Python-Urgestein Michael Palin in seiner ersten Rolle seit 20 Jahren!) bis in die kleinsten Nebenrollen. Und mit Armando Iannucci hat sich genau der Richtige dieses Stoffes angenommen, der auf der gleichnamigen Graphic Novel von Fabien Nury und Thierry Robin basiert: Inanucci analysierte schon in der BBC-Serie "The Thick of It" und vor allem in "Veep – Die Vizepräsidentin" (HBO) den Politbetrieb gnadenlos. In "The Death of Stalin" gehen nun endgültig die Pferde mit ihm durch. Mit bitterbösem Witz seziert er das Machtstreben des Menschen – britischer Humor vom Feinsten. So lustig war schon lange kein Film mehr. Ein so intelligenter erst recht nicht.

Natürlich bleibt einem bisweilen das Lachen im Halse stecken. Etwa, wenn Geheimdienstchef Beria, Chefarchitekt der Stalinschen Säuberungen, sich im einen Moment als liberaler Politiker geriert und im nächsten eine Exekutionswelle anordnet. Aber das muss man ertragen.

Im offiziellen Russland fand man "The Death of Stalin" übrigens nicht ansatzweise witzig. Anfang des Jahres wurde der Film kurzerhand verboten. "Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas so Ekelhaftes gesehen", zitierte eine russische Zeitung Jelena Drapeko, die Vorsitzende des Kulturkomitees der Duma. In ihrem Land werden derweil wieder Stalin-Statuen errichtet.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

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