"Die Politik ist das Gegenteil von dem, was mich mein ganzes Leben lang erfüllt hat", sagt sie. Nur um "Kunst" sei es ihr gegangen. Und an anderer Stelle, als ein Journalist sie direkt mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, wird sie richtig garstig: Dass sie bei Hitler ein und aus gegangen sei "wie eine gute Bekannte", das sei eine Lüge. "Das stimmt nicht!" Wie stand Leni Riefenstahl wirklich zum Nazi-Regime? Final wird es sich wohl nie aufklären lassen, aber es bleibt doch ein Thema, das viele beschäftigt – bis heute, über 20 Jahre nach Riefenstahls Tod. Ein aktueller Dokumentarfilm von Andres Veiel und Sandra Maischberger verspricht jetzt ganz neue Erkenntnisse.
Vieles hat Leni Riefenstahl später so erklärt (oder verklärt), dass es zu ihrer persönlichen Deutung der eigenen Biografie passte, aber das zumindest ist nicht wegzudiskutieren: Als Filmemacherin spielte sie eine wichtige Rolle innerhalb der NS-Progapanda-Maschinerie. Mit Werken wie "Triumph des Willens" und ihrem "Olympia"-Film lieferte sie imposante, meisterhaft choreografierte Inszenierungen von starken, gesunden, durchtrainierten Menschen – ikonische "Körperkult"-Bilder, die sich perfekt in die NS-Ideologie einfügten (und diese beförderten).
Handwerklich setzte Riefenstahl mit ihrer Arbeit Maßstäbe. Aber die Inhalte und der historische Kontext ... – Riefenstahl, eine intelligente Frau, kämpfte nach dem Krieg jahrzehntelang dafür, ihre Nähe zu Hitler, Goebbels und Co. sowie ihr Wissen um die Gräueltaten der Nazis klein- und wegzureden. So gelang es ihr, sich in weiten Teilen als Persönlichkeit zu rehabilitieren. Aber eine gewisse Skepsis ihr gegenüber blieb – nicht umsonst wird sie in der Ankündigung des Dokumentarfilms "Riefenstahl" als "eine der umstrittensten Frauen des 20. Jahrhunderts" bezeichnet.
Sandra Maischberger traf Riefenstahl 2002 zu deren 100. Geburtstag für ein Interview, später zeigte die Journalistin sich unzufrieden mit dem Gespräch, das es nirgendwo mehr zu sehen gibt. Sie habe das Gefühl gehabt, von der 2003 verstorbenen Riefenstahl belogen worden zu sein, und sie habe "nicht eine einzige Sache" aus ihr herauslocken können. Damals schon sei die Idee zu einem Dokumentarfilm gereift, den Maischberger jetzt als Produzentin umsetzen konnte.
Was den Film in dieser Form überhaupt erst möglich machte: Vor einiger Zeit ging der persönliche Nachlass von Leni Riefenstahl in den Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz über. 700 Kisten Material insgesamt, das Maischberger und der preisgekrönte Regisseur Andres Veiel ("Black Box BRD", "Beuys") als Erste sichten durften, um nun "einen tieferen Blick in das Leben von Leni Riefenstahl zu werfen". War sie eine Visionärin? Eine Manipulatorin? Eine Lügnerin? Dieser neue Film, beworben als "packende Demontage", möchte Klarheit schaffen.