Die deutsche Komödie "Kalte Füße" kann mit überzeugenden Darstellern punkten, hat aber wenig an Überraschungen zu bieten und ist allzu vorhersehbar.
Mit "Kalte Füße" liefert Regisseur Wolfgang Groos die erste deutsche Komödie des noch jungen Jahres. Neben Heiner Lauterbach überzeugt vor allem Jungstar Emilio Sakraya mit Natürlichkeit und Spielfreude. Das tröstet darüber hinweg, dass die Gags nicht so recht zünden wollen. Klischees werden nur allzu gern bedient und die Geschichte kommt dem geneigten Kinogänger irgendwie bekannt vor. Als leichte Unterhaltung an einem kalten Wintertag dient das Werk aber allemal.
Denis (Emilio Sakraya) ist Kleinkrimineller, sympathisch zwar, das Herz am rechten Fleck, doch hat er sich mit den Falschen eingelassen. Allen voran Gangsterboss Adam (Aleksandar Jovanovic), bei dem Denis noch Schulden zu begleichen hat. Da der junge Mann das nicht kann, zwingt Adam ihm einen Coup auf: Denis soll in eine abgelegene Villa einsteigen und sie ausräumen. Leicht gemachte Beute, der Hausherr sei schließlich nicht anwesend.
Wie der vorhersehbare Zufall es will, ist Raimund (Heiner Lauterbach) nach seinem Schlaganfall zu früh aus der Klinik zurück. Seine Enkeltochter Charlotte (Sonja Gerhardt), angehende Polizistin und mit ihrem Opa zerstritten, taucht ebenfalls auf und hält Denis für den neuen Pfleger ihres Großvaters. Der kann sich allerdings nur mit grunzenden Geräuschen artikulieren und ihr so kaum verdeutlichen, wer der Kerl in seinem Haus wirklich ist. So nehmen die Ereignisse nicht nur ihren Lauf, sie sind auch so überraschend wie Schnee im Winter.
"Kalte Füße" ist eine klassische Screwball-Komödie: Verwechslungen, Missverständnisse und die große Aufklärung zum Schluss. Man ahnt als Zuschauer schon bald, wo die Reise hingeht, kommt einem die Szenerie doch aus anderen Filmen bekannt vor: einen Kriminellen, der fälschlicherweise zwar nicht für einen Pfleger, sondern für einen Lehrer gehalten wird, gab Elyas M'Barek in "Fack ju Göhte" (2013) bereits. Eine besondere Freundschaft zwischen einem gelähmten, schlecht gelaunten Millionär, dem sein neuer Pfleger Paroli bietet, lässt doch sehr an den französischen Überraschungshit "Ziemlich beste Freunde" (2011) denken. Doch im Gegensatz dazu fehlt dieser Komödie der Biss und vor allem der Mut, eben diesen auf die Spitze zu treiben.
Gängige Klischees haben außerdem ihren Platz gefunden: Der alte Mann, der sich wegen eines dummen Streits von seiner Familie entfernt hat, sie aber vermisst. Der Kleinkriminelle, der eigentlich ein guter Typ ist, nur auf die schiefe Bahn geraten, aber letztendlich der Einzige ist, der wirklich weiß, was im Leben wichtig ist. Die strebsame Enkeltochter, deren scheinbar perfektes Leben aus den Fugen gerät.
Zwar hält sich auch Neu-Pfleger Denis mit markigen Sprüchen nicht zurück, etwa, als er dem vom Schlaganfall gezeichneten Raimund rät, er solle lernen, besser zu kommunizieren. Zu mehr als einem Schmunzeln will sich der Zuschauer aber nicht hinreißen lassen. Während der Wortwitz stellenweise überzeugt, fragt man sich bei diversen Slapstick-Einlagen nach ihrer Berechtigung. Warum Charlotte ausgerechnet an dem Morgen an einem Eiszapfen lecken möchte, nachdem Denis in der Nacht zuvor aus dem Fenster uriniert hatte, erklärt sich einfach nicht.
Regisseur Wolfgang Groos, der bisher eher der Spezialist für Kinder- und Jugendfilme war ("Hexe Lilli rettet Weihnachten", "Die Vampirschwestern") hat für "Kalte Füße" einen überzeugenden Cast vor der Kamera versammelt. Allen voran Emilio Sakraya, der mit einer natürlichen und erfrischenden Leichtigkeit den prolligen Denis spielt. Auch Heiner Lauterbach überzeugt als grantiger Großvater im Rollstuhl, der fast ohne Sprechrolle einiges zu sagen hat.
"Kalte Füße" hat nicht viel an Überraschungen und Wendungen zu bieten, es gab sicherlich schon deutlich lustigere Filme zu sehen. Doch überzeugende Hauptdarsteller machen die Komödie um ihretwegen sehenswert.
Quelle: teleschau – der Mediendienst