Das durchschnittliche deutsche Freibad ist zuletzt ziemlich in Verruf geraten, über den Sommer gab es immer wieder hässliche Randele-Schlagzeilen. Ein echtes Reizthema, könnte man sagen. Und dann kommt eine Filmemacherin wie Doris Dörrie ("Grüße aus Fukushima") ausgerechnet mit einer Komödie an, die sie "Freibad" nennt. Irgendwann im Film rückt sogar die Polizei an. Ein aktueller Kommentar? Nein, wohl eher ein spannender Zufall. Die Diskussionen der letzten Wochen rücken schnell in den Hintergrund, wenn man sich dieses fiktive "Freibad" genauer ansieht, der Bezug zur realen Welt ist aber durchaus da.
Es gibt in diesem reinen Frauenbad keine Männer und (fast) kein Testosteron, aber trotzdem viel Stress und Ärger. Eva (Andrea Sawatzki) und Gabi (Maria Happel) stehen im Zentrum der Geschichte, die beiden Freundinnen hängen ständig im Freibad herum. "Das Freibad ist meine Familie", sagt Eva irgendwann sogar. Aber Familie kann man sich bekanntlich nicht aussuchen. Ein paar Frauen in Burkinis entdecken die Badeanstalt für sich, außerdem eine Frau, die früher vielleicht mal keine Frau war – und dann taucht plötzlich ein neuer, definitiv männlicher Bademeister auf. Ein absolutes No-Go! Oder?
In diesem Freibad, wo ganz unterschiedliche Welten aufeinanderprallen, wird bald heftig diskutiert und gestritten, irgendwann kommt es auch zu Handgreiflichkeiten. Was in diesen rund 100 Minuten passiert, ist ein absoluter Stresstest für Eva, Gabi und ihre Liebsten – aber irgendwie auch für alle, die Eva, Gabi und ihre Liebsten aushalten müssen. Wer gehört dazu? Warum gibt es verschleierte Frauen, die Schweizerdeutsch reden? Wann ist eine Frau eine Frau? Doris Dörrie packt viele Themen an, diesmal nicht in Schwarzweiß und nicht dokumentarisch, sondern unterhaltend, brutal direkt und mit ziemlich knalligen Farben.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH