Die 16-jährige Oberschülerin Elisabeth (Vivian Hanjohr, Foto) wächst als wohl behütete, privilegierte Tochter eines führenden Genossen und Kreisratsvorsitzenden auf. Als der Vater unerwartet stirbt und die Lebensumstände sich zwangsläufig ändern, beginnt sie ihre Umgebung mit wacheren Augen zu betrachten: Da ist die Mutter, die ihre Selbstsicherheit verliert. Da ist ein Schulfreund, dessen Mutter nicht mehr Lehrerin sein darf, weil ihr Mann nach einer Dienstreise im Westen blieb. Da ist ihr Bruder, der mit der Familie gebrochen hat, weil er ihren Leistungsanforderungen nicht entsprechen wollte. Ein Prozess kommt in Gang, der Elisabeth kritischer und reifer werden lässt ...
Dieses durchaus systemkritische Werk inszenierte Regisseur Helmut Dziuba nach zwei Erzählungen von Gerhard Holtz-Baumert. Atmosphärisch dicht in Szene gesetzt, wurde das Jugenddrama nach der Erstaufführung nicht mehr in den DDR-Kinos gezeigt, da der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker und seine Frau Margot, seinerzeit Volksbildungsministerin, die gesellschaftskritische wie skeptische Grundausrichtung nicht gefiel. Für sie war "Erscheinen Pflicht" einmal mehr ein "Problemfilm mit jugendlichen Helden". Der Film wurde schon in der Szenariumsarbeit kritisch begleitet, vieles wurde entschärft oder entfernt. In dem erst nach der Wende erstmals im DDR-Fernsehen ausgestrahlten Werk überzeugt besonders die 1967 in Ost-Berlin geborene Vivian Hanjohr in der Hauptrolle der Elisabeth. Es sollte ihre erste und letzte Rolle bleiben, heute sie eine gefragte Konzert-Gitarristin.
Foto: MDR/Progress