München während des Zweiter Weltkriegs: Die jüdische Ärztin Luisa versteckt sich mit Hilfe ihres deutschen Ehemanns Karl in einer leer stehenden Dachgeschosswohnung vor dem nationalsozialistischen Terror. Ausgegrenzt von der Gesellschaft, eingeschlossen auf engstem Raum, flüchtet sich Luisa in die Welt der Literatur: Karl versorgt sie bei seinen seltenen Besuchen mit im Dritten Reich verbotenen Schriften, die er über eine Schauspielerin und Widerstandskämpferin namens Judith bezieht. Auch die Musik spendet Luisa Trost und erleichtert ihr das Leben in ihrer kleinen Welt. Als die Besuche Karls eines Tages ausbleiben, taucht plötzlich Judith in der Wohnung auf ...
Nur 50000 Euro kostete das Melodram von Langfilm-Regiedebütant Rudi Gaul, das er ohne finanzielle Hilfe von Filmförderung oder Fernsehen verwirklichte. Gauls Geschichte spielt in einem einzigen Raum, den die Kamera nie verlässt, die Außenwelt existiert nur durch Geräusche, die von der Straße und von den Nachbarwohnungen in den Raum dringen. Im ersten, kammerspielartigen Teil des Films betont Gaul vor allem die klaustrophobische Enge des Zimmers, in dem seine Protagonistin in einer Welt zwischen Wahn und Wirklichkeit lebt. Im zweiten, an den fantastischen Film angelehnten Teil werden die Traumwelten der nun zwei Frauen immer durchgeknallter, bald weiß der Zuschauer nicht mehr, was Realität oder Einbildung ist, der Handlung kann er nur noch schwer folgen. "Das Zimmer im Spiegel" ist sicher ein interessantes Sujet, doch zu viele Längen und die verworrene zweite Hälfte schmälern das Vergnügen deutlich.
Foto: Schattengewächs Filmproduktion