Wie kann man eine Diktatur bekämpfen, ohne dass man sofort als Widerständler entlarvt wird? Ramón Vázquez kennt die Lösung: Nur wer Teil des Systems ist, kann das System zu Fall bringen. Als Sekretär des Diktators einer lateinamerikanischen Sträflingsinsel versucht er, die Herrschaft mit subtilen Mitteln zu untergraben. Unverhofft wird der Diktator erschossen. Bis eine Lösung gefunden wird, fungiert Vázquez als Übergangsregent: Er beginnt eine Affäre mit der schönen Diktatorswitwe Inés und verbessert die Arbeitsbedingungen der Häftlinge. Doch Stück für Stück sterben seine Ideale. Seine hehren Ansprüche vergehen mit steigendem Einfluss, sein Gewissen lässt sich vom süßen Machtgefühl umnebeln. Vázquez missbraucht die Diktatorswitwe als taktischen Spielball in verhärteten Gewaltstrukturen. Bald praktiziert Vázquez jene Unterdrückung, die er zuvor streng verurteilte ...
Für Hauptdarsteller Gérard Philipe war dies die letzte Rolle. Luis Buñuels Parabel auf politische Machtstrukturen stellt eine Frau als Aktionsfigur in den Handlungsmittelpunkt. María Félix verstärkt in ihrer Rolle als entscheidungsstarke Diktatorswitwe ihr sorgfältig aufgebautes Image einer starken Frau inmitten einer Männergesellschaft. Gemeinsam mit ihrem männlichen Gegenpart Philipe entstehen Szenen höchster Intensität. Durch die zahlreichen Kürzungen (insgesamt 22 Minuten) wirkt die deutsche Fassung des Buñuel-Klassikers manchmal freilich wie eine melodramatische Kolportage. Unter dem Titel "Das Fieber steigt in El Pao" wurde der Film wieder in der ursprünglichen Länge rekonstruiet.
Foto: Kinowelt