Bibi Fellner bleibt nicht viel Zeit, zusammen mit der Therapeutin nach ihren tief verdrängten Seelenwunden zu fahnden. Mitten in der Sitzung klingelt zweimal das Handy. Beim ersten Mal drückt sie unwissentlich einen Hilferuf weg, der zweite Anruf zieht sie an den Schauplatz eines grausamen Verbrechens. Zerstört Schon ihre innere Zerrissenheit sorgt dafür, dass bei Bibi (Adele Neuhauser) niemals jene professionelle Distanz aufkommt, wie bei ihrem souveränen Ermittlerkollegen Moritz Eisner (Harald Krassnitzer). Hart und warmherzig, von selbstzerstörerischer Courage getrieben, dazu dieses vom Leben gegerbte, schönherbe Gesicht diese Frau zählt zu den fähigsten aller Tatort-Fahnderinnen. Natürlich kann ihr keine Therapie helfen, sondern nur die Aufklärung eines Mordes, der sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert.
Benutzt So geht es in hohem Tempo hinein in die brutalen Machenschaften bulgarischer Menschenhändler. Warum nur schickt ein Zwölfjähriger eine junge Ex-Prostituierte mit seiner benzingefüllten Spielzeug-Pumpgun in den Feuertod? Und wer bedient sich zur Ausführung dieses perfiden Verbrechens eines nicht strafmündigen Kindes? Neben Adele Neuhauser nimmt sich Schauspiel-Schwergewicht Krassnitzer gekonnt zurück. Durch einen Slalom überraschender Wendungen, guter Dialoge und gewagter Überspitzungen tragen die beiden ungleichen Ermittler das dramatische Geschehen bis zum bösen Ende, begleitet von gleich einer ganzen Handvoll guter Nebenrollen-Darsteller. Erstaunt Zwei Fragen stellen sich zum Schluss: Warum kann jeder x-beliebige Gauner Bibis Adresse im Telefonbuch nachschlagen? Und: Wie viel blutige Brutalität in Nahaufnahme gehört heutzutage schon ganz selbstverständlich zur gutbürgerlichen Abendunterhaltung? bär
Foto: RBB/ORF/Petro Domenigg