Im dritten Teil der "Jurassic World"-Reihe leben die freigesetzten Urzeittiere unter den Menschen. Die größte Gefahr geht jedoch von einem Biotech-Konzern aus, der Forschungsgrenzen ignoriert. Trotz Bildgewalt und Nostalgiefaktor fällt auf: Gelungene Ideen sind im neuen Saurierspektakel Mangelware.
Als Steven Spielbergs Saurierabenteuer "Jurassic Park", basierend auf einer Romanvorlage Michael Crichtons, 1993 das Licht der Welt erblickte, setzte der Film in Sachen Spezialeffekte und Computertechnik neue Maßstäbe. Auf der Leinwand bekam das Publikum bahnbrechende Bilder von gigantischen Urzeitechsen zu sehen, die ungläubiges Staunen hervorriefen. Eine ähnliche Faszination ist heute eigentlich nicht mehr denkbar, da gefühlt alle zwei Monate ein Blockbuster in den Kinos aufschlägt, der die schier unendlichen digitalen Möglichkeiten zelebriert. Umso wichtiger ist es, das Spektakel aus dem Rechner mit spannenden Storys und Figuren zu verbinden, will man irgendwie aus der Masse an Großproduktionen herausstechen.
Wie es gerade nicht gemacht werden sollte, zeigt nun der dritte und vorerst letzte Teil der "Jurassic World"-Reihe, die 2015 an die "Jurassic Park"-Trilogie ansetzte. Optische Wucht entwickelt der Dino-Streifen mehrfach. Hier und da gibt es kernige Actionsequenzen zu bewundern. Insgesamt fühlt sich der von Colin Trevorrow inszenierte Film aber lieblos zusammengeschustert an. Dramatik und Emotionen werden auf eher billige Weise geschürt oder müssen dem Zuschauer gleich ganz vorgegaukelt werden. War schon der Vorgänger "Jurassic World: Das gefallene Königreich" keineswegs frei von erzählerischen Schlampigkeiten, nehmen die Nachlässigkeiten dieses Mal deutlich überhand.
Vier Jahre nach dem Vulkanausbruch auf der Isla Nublar und der Freilassung der von dort kommenden Urzeittiere durch Maisie Lockwood (Isabella Sermon) leben die Dinosaurier über die Erde verstreut unter den Menschen. Ein tragfähiges Konzept der Koexistenz ist allerdings nicht in Sicht. Gleichwohl arbeitet der Konzern Biosyn unter Führung Lewis Dodgsons (Campbell Scott) eifrig daran, mithilfe der imposanten Echsen echte Forschungsdurchbrüche, etwa in Bezug auf Krankheiten, zu erzielen. Besondere Bedeutung kommt auch der kleinen Maisie zu, bei der es sich um einen Klon von Charlotte Lockwood handelt, der Tochter von Sir Benjamin Lockwood, dem einstigen Geschäftspartner des Jurassic-Park-Gründers John Hammond.
Als das Mädchen aus der Obhut der früheren Jurassic-World-Leiterin Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) und des ehemaligen Velociraptorentrainers Owen Grady (Chris Pratt) entführt wird, heftet sich das Paar an die Fersen der Kidnapper. Parallel reisen Paläobotanikerin Ellie Sattler (Laura Dern) und der Paläontologe Alan Grant (Sam Neill) auf Einladung des Chaostheoretikers Ian Malcolm (Jeff Goldblum) in die Dolomiten, wo Biosyn-Chef Dodgson ein gigantisches Labor und einen neuen Schutzraum für Dinosaurier errichtet hat. Dort erhofft sich Ellie Hinweise auf ein Problem, das ihr seit kurzem handfeste Sorgen bereitet. Gigantische Heuschrecken fallen immer öfters über Felder her, vermehren sich rasant und könnten schon bald die Nahrungsversorgung auf dem Planeten ins Wanken bringen.
Fans der "Jurassic Park"-Trilogie dürften "Jurassic World: Ein neues Zeitalter" vor allem deshalb entgegengefiebert haben, weil mit Ellie, Alan und Ian erstmals drei Protagonisten des Ursprungsfilms wieder zusammentreffen. Die Vorfreude weicht jedoch schnell der Ernüchterung. Zumindest im Falle der beiden Paläowissenschaftler, mit denen das Drehbuch von Regisseur Trevorrow und Emily Carmichael wenig anzufangen weiß. Weder ist der Austausch der beiden alten Helden interessant gezeichnet noch sind ihre Recherchen raffiniert oder besonders spannend.
Für kleine amüsante Highlights sorgt lediglich Dr. Malcolm, der in Jeff Goldblums verschroben-sarkastischer Darbietung über den Dingen schwebt. Überhaupt passt der clowneske Auftritt des US-Schauspielers perfekt zu einem Film, der bei Licht betrachtet schlicht großer Unsinn ist. Immer wieder hat es den Anschein, als wüssten die Macher das selbst nur zu gut. Mit seinen schrägen Bemerkungen scheint Malcolm das absurde Geschehen nämlich ständig zu kommentieren.
Vorwerfen muss man den Verantwortlichen vor allem, dass sie einfach diverse Zutaten in einen Topf schmeißen und keinem Element richtige Aufmerksamkeit schenken. Ein bisschen Silicon-Valley-Kritik, ein paar Stichworte zur Genmanipulation, eine Prise Romantik, Verfolgungsjagden an exotischen Schauplätzen, die einem Bond-Streifen entstammen könnten, und nebenbei natürlich auch einige Dinosaurierattacken – "Jurassic World: Ein neues Zeitalter" verknüpft all diese Dinge nicht zu einer packenden Geschichte, sondern reiht oft bloß eine halbgare Idee an die nächste.
Wie sehr das Prinzip Willkür dominiert, unterstreicht ein Riesenechsenkampf gegen Ende. Wer da gegen wen antritt, ist letztlich völlig egal. Zum Clash kommt es nur, weil es ihn in einem solchen Film im Finale halt geben muss. Dass man an einen Spektakelstreifen wie diesen nicht den Logikmaßstab anlegen darf, versteht sich von selbst. Lustig ist es allerdings schon, dass die oft erstaunlich platten Dialogen bestimmte Plausibilitätsfragen zu Tode diskutieren. Mehrfach wird zum Beispiel erklärt, warum die Söldnerin und Pilotin Kayla Watts (DeWanda Wise) Claire und Owen plötzlich bei ihrer Suche nach ihrer Ziehtochter Maisie unter die Arme greift – wobei ihre Ausführungen nicht gerade überzeugend sind.
Schaut man auf die vielen Baustellen des neuen Abenteuers, muss man nicht wirklich traurig sein, dass die "Jurassic World"-Reihe vorerst ihr Ende findet. Die Produzenten haben sich in Interviews zwar schon eine Hintertür offen gehalten. Für weitere Filme aus dem mit "Jurassic Park" begonnenen Saurieruniversum bräuchte es aber eine enorme Frischzellenkur. In der jetzigen Form machen die urzeitlichen Giganten keine große Freude mehr. Egal, wie spektakulär die Bilder auch sein mögen.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH