1910: Als die mittellose Kate nach dem Tod ihrer Mutter von deren vermögender Schwester in ihr Haus aufgenommen wird, gibt es nur wenige Bedingungen: standesgemäßes Benehmen und keinen weiteren Kontakt zu ihrem verarmten Vater und ihrem Geliebten Merton, einem linksliberalen Journalisten, der Kate unbedingt heiraten will. Zwar möchte auch Kate ihren Geliebten heiraten, doch mindestens genauso will sie auch die Sorglosigkeit besitzen, die ein größeres Vermögen bietet. In dem Moment jedoch, in dem Kate die millionenschwere, völlig allein stehende Amerikanerin Millie kennen lernt und zufällig von deren unheilbarer Krankheit erfährt, entwickelt sie einen herzlosen Plan: Sie wird Millie mit dem gut aussehenden Merton verkuppeln, um nach dem Tod der Freundin mit ihm gemeinsam von seinem Erbe zu profitieren...
Unter der Regie von Iain Softley, der 1993 mit "Backbeat" bekannt wurde, fotografierte Eduardo Serra dieses Psychodrama nach Henry James an perfekt ausgestatteten Schauplätzen in London und Venedig. Dass die Produktion in Venedig dazu genau den Palazzo anmieten konnte, in dem Henry James zur Jahrhundertwende als Gast einer amerikanischen Familie mehrere Monate verbracht hatte, war so etwas wie das i-Tüpfelchen an heute noch zu erreichender Schauplatz-Authentizität. Für seine gestalterische Sorgfalt wurde "Die Flügel der Taube" 1997 mit vier Oscar-Nominierungen belohnt: für Kostümdesign, Kamera, Drehbuch und seine herausragende Hauptdarstellerin Helena Bonham Carter.
Foto: Scotia (Buena Vista)