Am Hauptbahnhof von Peking trifft eine bunt gemischte französische Reisegruppe zusammen. Das Ferienziel ist mehr als außergewöhnlich, mit dem Zug geht es weiter nach Nordkorea, ins Land der Morgenstille. Die verträumte und recht naiv wirkende Audrey macht seit langem Reisen in "außergewöhnliche" Länder, der gutaussehende schwarze Mahman ist aus familiären Gründen dabei. Mit von der Partie sind außerdem das Pärchen Laurent und Aurélie, die die Reise von ihren Pariser Yuppie-Freunden geschenkt bekommen haben, der notorische Globetrotter Patrick, bereits in seinem elften Sabbatjahr auf Asientour und Simone, seit jeher Mitglied der Kommunistischen Partei, die schon mehrfach in Nordkorea war und alles akribisch mit ihrer Kamera festhält und kommentiert. Diese Truppe von Extrem-Touristen, geleitet vom nordkoreanischen Reiseführer Monsieur Jean, macht Sightseeing auf die kommunistische Tour. Sozialistische Arbeiterlieder trällernd, besuchen sie die monumentalen Sehenswürdigkeiten, die großen Statuen, den Triumphbogen, den Staatspalast und vieles mehr. Die omnipräsente Propaganda und der künstlich gewahrte schöne Schein eines funktionierenden kommunistischen Staates vermitteln ihnen den Eindruck, dass die Zeit in Nordkorea schon vor langer Zeit stehen geblieben ist ...
Nordkorea gilt als eines der am strengsten abgeschottenen Länder der Erde. Umso verwunderlicher, dass der französische Regisseur Gilles de Maistre nicht erwischt wurde, als er mit versteckter Kamera diesen wohl dosierten wie ungewöhnlichen Mix aus Roadmovie und Dokumentarfilm drehte. Besonders eindrucksvoll sind die Szenen beim Arirang-Fest im 1. Mai Stadion in Pjöngjang. Es wird jährlich zur Feier des Geburtstages von Kim Il-Sung veranstaltet und mit einer großen Eröffnungsfeier im Stadion eingeleitet. 100000 Personen sind an der monströsen und knallbunten Choreographie beteiligt, ein buntes, militärisch geordnetes Farbenmeer zu Ehren des Kommunismus und zur Verherrlichung von Kim Il-Sung. Die erschreckende andere Seite dieses Landes vermittelt De Maistre mit Hilfe von Archivmaterial, das Hungersnot und den Terror eines totalitären Systems zeigt. Bleibt der dokumentarische Epilog des Films, der vielleicht der stärkste Moment des gesamten Films ist. Regisseur De Maistre verlässt den Bereich der Fiktion und lässt am Ende verschiedene nordkoreanische Flüchtlinge zu Wort kommen. Sie alle haben es geschafft, das Land zu verlassen und berichten von ihrem Leben unter der Diktatur, dem erlebten Leid und den Beweggründen für ihre Flucht. Das Land der Morgenstille, eines der letzten kommunistischen Regime der Welt, ein Land, das krampfhaft versucht die Gegenwart zu leugnen: "Es gibt dort keine Freiheit. Es ist ein riesiges Gefängnis." (O-Ton aus dem Film)
Foto: arte F