Rostet alte Liebe? Anne (Anouk Aimée) will vielleicht auch das herausfinden, wenn sie Jean-Louis (Jean-Louis Trintignant) nach 50 Jahren Trennung in der Seniorenresidenz besucht
Geht die Liebe von Jean-Louis und Anne in eine nächste Phase? Mit der Ü-80-Tragikomödie "Die schönsten Jahre eines Lebens" will Claude Lelouch mit Jean-Louis Trintignant und Anouk Aimée zum zweiten Mal an seinen Oscar-Melodram-Welterfolg "Ein Mann und eine Frau" von 1966 anschließen.

Die schönsten Jahre eines Lebens

KINOSTART: 02.07.2020 • Tragikomödie • F (2019) • 90 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
T: Les plus belles années d'une vie
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
F
Laufzeit
90 Minuten

Filmkritik

Liebe in Zeiten des Vergessens
Von Andreas Günther

Wer kennt noch den Liebesfilm-Klassiker "Ein Mann und eine Frau"? Sein Regisseur will ihn mit der Ü-80-Tragikomödie "Die schönsten Jahre eines Lebens" in Erinnerung rufen. Und macht ihn doch eher vergessen. Claude Lelouchs Ansatz ist verfehlt, sein Handwerk immerhin brillant und die Darsteller sind famos.

Claude Lelouch kann's nicht lassen. Der französische Meisterregisseur arbeitet sich immer wieder an seinem größten Triumph ab: das Liebesmelodram "Ein Mann und eine Frau" von 1966. Chabadabada, chabadabada ... Was heute Fahrstuhlmusik ist, war damals verhaltene Fanfare für die wiedergefundene Geliebte. Jean-Louis und Anne, ein Rennfahrer und eine Filmschaffende, beide verwitwet und tragisch gebeutelt, nähern sich behutsam einander an, verkörpert von Jean-Louis Trintignant und Anouk Aimée.

Lebensart und emotionale Spontaneität, Poesie der Begegnung und geistreiche Dialoge, Mythos und Melancholie, hautnahe Kamera und assoziative Montage brachten viel Geld, die Goldene Palme von Cannes und zwei Oscars. Wer will so etwas nicht nochmal? Aber die 1986er Fortsetzung "Ein Mann und eine Frau zwanzig Jahre später" scheiterte an Einfallslosigkeit. Nun hat Lelouch seine (wie er) inzwischen über 80-jährigen Schauspieler ein drittes Mal zusammengetrommelt. In der Tragikomödie "Die schönsten Jahre eines Lebens" zeigt er Jean-Louis und Anne im Winter des Lebens. Handwerklich ist das Ergebnis brillant. Doch scheint es, Lelouch wolle diesmal eher vergessen als erinnern.

Jean-Louis (Jean-Louis Trintignant) dämmert in einer noblen Seniorenresidenz vor sich hin. Wenn er nicht Gedichte rezitiert, spricht er von Anne, die er vor mehr als 50 Jahren geliebt hat. Sein Sohn Antoine hat die Idee, dass es ihm vielleicht besser gehen könnte, wenn er Anne (Anouk Aimée) wiedersieht. Er spürt sie auf.

Anne ist bereit, Jean-Louis im Altersheim zu treffen. Er scheint sie nicht zu erkennen: "Wer sind Sie denn?" Aber ist er tatsächlich dement oder spielt er ein Spiel? Sie sinnieren über Liebe, Alter und Poesie, über Kinder, Männer und Frauen. Sie hecken gemeinsame Fluchten aus dem Altersheim aus. Und sie nähern sich der Vergangenheit an, die mächtiger und mächtiger wird.

Diese Vergangenheit schildert Lelouch exzessiv – gefühlt die halbe Laufzeit – mit Passagen aus "Ein Mann und eine Frau". Vieles ist filmgeschichtlich emblematisch geworden, etwa eine Bootsfahrt, bei der Jean-Louis um seinen kleinen Sohn und Annes kleine Tochter herum Annes Hand zu berühren versucht. Aber Lelouch zielt auf gedankenlose Andacht, allerhöchstens noch den schmerzlichen Kontrast zwischen jugendlicher Vitalität und altersbedingtem Verfall. Die Bedeutung der Bilder will er vergessen.

Sie erzählen doch offenkundig, dass Jean-Louis eine Familie mit Anne ersehnt hat. Ihn nun zum ewigen Schwerenöter zu stilisieren, was einen Kurzauftritt von Monica Bellucci mit sich bringt, ist unverständlich. Zumal "Ein Mann und eine Frau zwanzig Jahre später" mit Hinweisen auf solchen Charakterwandel völlig ausgeblendet ist. Der Eindruck von Altherren-Machismo ist unabweisbar. Dennoch: Erinnernswert bleibt an "Die schönsten Jahre eines Lebens" Trintignants leibhaftiges Barometer schwankender Kräfte, sein schalkhaftes Grinsen, Aimées altersweise Schönheit und die vergnügliche Fantasie ihrer Fluchten.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller

Ein Superstar des französischen Kinos: Anouk Aimée
Anouk Aimée
Lesermeinung

Neu im kino

Des Teufels Bad
Horror • 2024
prisma-Redaktion
Frohes Fest – Weihnachten retten wir die Welt
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Brot und Spiele: Paul Mescal (links) und Pedro Pascal spielen die Hauptrollen in Ridley Scotts "Gladiator II".
Gladiator II
Action • 2024
prisma-Redaktion
Die Witwe Clicquot
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Red One – Alarmstufe Weihnachten
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Red Rooms – Zeugin des Bösen (2024)
Red Rooms – Zeugin des Bösen
Krimi • 2023
prisma-Redaktion
Alter weißer Mann
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Riefenstahl
Dokumentarfilm • 2024
prisma-Redaktion
Woodwalkers (2024)
Woodwalkers
Familienfilm • 2024
prisma-Redaktion
The Room Next Door
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Venom: The Last Dance
Actionfilm • 2024
prisma-Redaktion
In Liebe, eure Hilde
Drama • 2024
prisma-Redaktion
The Apprentice – The Trump Story
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Hagen – Im Tal der Nibelungen
Fantasy • 2024
prisma-Redaktion
Super/Man: The Christopher Reeve Story
Dokumentarfilm • 2024
Thelma – Rache war nie süßer
Abenteuer • 2024
Der Buchspazierer
Komödie • 2024
Terrifier 3
Terrifier 3
Horror • 2024
prisma-Redaktion
Joker: Folie à Deux
Drama • 2024
Die Schule der magischen Tiere 3
Komödie • 2024
Megalopolis
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Wolfs
Komödie • 2024
Rosalie
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Die Fotografin
Drama • 2024
prisma-Redaktion
The Substance
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Never Let Go – Lass niemals los
Horror • 2024
Der wilde Roboter
Animation • 2024
Was ist schon normal?
Komödie • 2024
Something in the Water
Thriller • 2024
prisma-Redaktion
Die Ironie des Lebens
Drama • 2024

BELIEBTE STARS

Schauspielerin Emmy Rossum.
Emmy Rossum
Lesermeinung
Schon sehr früh ein vielbeschäftigter Mann: Alec Baldwin.
Alec Baldwin
Lesermeinung
Schauspielerin Bibiana Beglau.
Bibiana Beglau
Lesermeinung
Ich werde den Fall aufklären! Natalia Wörner in
der Rolle der Kommissarin Jana Winter
Natalia Wörner
Lesermeinung
Schauspielerin Anja Kling.
Anja Kling
Lesermeinung
Tanja Wedhorn
Tanja Wedhorn
Lesermeinung
Nancy Allen drehte schon mit 15 ihren ersten Werbespot.
Nancy Allen
Lesermeinung
Macht immer eine gute Figur: Ellen Barkin
Ellen Barkin
Lesermeinung
Eine der profiliertesten deutschen Schauspielerinnen: Iris Berben
Iris Berben
Lesermeinung
Rob Lowe hatte nach Skandalen einen Karriereknick - sieht aber immer noch verdammt gut aus.
Rob Lowe
Lesermeinung
Edle britische Schönheit: Rosamund Pike
Rosamund Pike
Lesermeinung