Was, wenn es die Beatles nie gegeben hätte? Drehbuchautor Richard Curtis ("Notting Hill") und "Trainspotting"-Regisseur Danny Boyle machen aus dieser Horrorvorstellung eine kurzweilige Musikkomödie.
Eigentlich sollte es ein großer Tag werden: Jack Malik (Himesh Patel) hat es geschafft, einen Auftritt bei dem renommierten Latitude Festival in England zu ergattern. Voller Vorfreude betritt er die Bühne – und steht vor einem Dutzend gelangweilt aus der Wäsche guckender Zuschauer. Mal wieder. Mit der großen Karriere will es für den Straßenmusiker aus Suffolk einfach nicht klappen. "Wir müssen aufhören. Das war mein letztes Konzert", eröffnet er seiner Jugendfreundin und Managerin Ellie (Lily James). Doch dann kommt alles anders als gedacht ...
"Yesterday", die neue Musikkomödie von Drehbuchautor Richard Curtis – bekannt für Filme wie "Vier Hochzeiten und ein Todesfall", "Notting Hill" und "Bridget Jones" – sowie "Trainspotting"-Regisseur Danny Boyle erzählt eine ebenso abwegige wie unterhaltsame Geschichte: Als Jack nach dem peinlichen Festival-Auftritt nach Hause radelt, wird plötzlich alles dunkel. Während dieses weltweiten Stromausfalls wird er von einem Bus angefahren und wacht wenig später im Krankenhaus auf. Nicht nur seine Schneidezähne, sondern auch seine Gitarre musste bei dem Unfall dran glauben.
Als seine Freunde ihm wenig später ein neues Instrument schenken und Jack darauf "Yesterday" von den Beatles anstimmt, hält er es zunächst für einen albernen Scherz, dass keiner von ihnen das Stück kennen will. Doch bald stellt Malik fest: Niemand außer ihm erinnert sich an die Beatles, und auch Google wirft bei der Suche nach der Band nur ein Foto von einem Käfer aus. Der Backkatalog der Fab Four gehört plötzlich ihm alleine. Jack macht damit große Karriere, muss sich am Ende aber entscheiden: Erfolg oder Liebe?
Richard Curtis, der Meister der romantischen Komödie, und Querdenker Danny Boyle wirken auf den ersten Blick wie eine ungewöhnliche Paarung. Tatsächlich haben die beiden 2012 bereits für die von Boyle inszenierte Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in London zusammengearbeitet. Mit "Yesterday" ist ihnen nun ein Film gelungen, der – wie fast alle Filme von Curtis – romantisch ist, ohne zu kitschig zu werden, und gleichzeitig auch Boyles Vorliebe für Eigenartiges abbildet. Voll mit Popkultur-Referenzen und britischem Humor, bietet "Yesterday" ein paar schöne Lacher. Dank eines beeindruckenden visuellen Effekts kulminiert der Film in einem gelungenen Überraschungsmoment – und ist noch dazu untermalt mit dem wunderbaren Soundtrack der Beatles.
Himesh Patel, den bisher nur Fans der UK-Soap "EastEnders" kannten, ist dabei ebenso überzeugend wie Lilly James und die zahlreichen Nebendarsteller – darunter auch Joel Fry, bekannt aus "Game Of Thrones". James Corden und Ed Sheeran haben Gastauftritte als sie selbst. Wobei man sich bei Sheeran irgendwann fragt, ob so viel Zeit auf dem Bildschirm wirklich nötig gewesen wäre oder ob sein Management das einfach gut ausgehandelt hat. Die Handlung jedenfalls bringt er nicht mehr wirklich weiter. Dafür hat er einen der besten Lacher des Films, als er Jack vorschlägt, aus "Hey Jude" lieber "Hey Dude" zu machen.
Genauso wie Jack und Ellie ihre gegenseitige Liebe lange nicht bemerken, bleibt sie leider auch dem Zuschauer verborgen. Zwischen den beiden knistert es einfach nicht. Überhaupt ist der Film in weiten Teilen etwas zu vorhersehbar. Trotz allem ist "Yesterday" aber ein unterhaltsames und kurzweiliges Kinoerlebnis, das vor allem eins deutlich macht: wie groß die Songs der Beatles sind.
Quelle: teleschau – der Mediendienst