So lernt man dazu: Loverboys, das sind Kerle, die sich kleine Mädchen gefügig machen. Mädchen auf der Schwelle von Babyspeck und erwachender Weiblichkeit. Einmal in ihren Loverboy verschossen haben sie keine Chance mehr. Sie werden im Rotlichtmilieu verhökert und alsbald weitergereicht. Weil "überall Frischfleisch" gesucht wird in den einschlägigen Etablissements. Wer sagt das? Anna Loos sagt das. Sie spielt eine Gemüsefrau, deren Tochter einem Loverboy verfallen und spurlos verschwunden ist. Aber Anna Loos' Schicksal in diesem Film zu schildern hieße vorzugreifen. Erstmal Schimanski. Er ist zu dick (für seinen guten Anzug), zu laut (für eine Zeremonie zu Hänschens Ehren) und viel zu poltergeistig, um sich in die Gefühlswelt einer 14-Jährigen einzufühlen.
Schimanski 2013 ist ein Querschnitt aller Schimanskis von früher. Wenn er kommt, stürzt er sich auf seine Gegner. Wenn er geht, stürzt er noch mal eben einen Tisch oder Stuhl um. Einmal Randalinski, immer Randalinski. In einem Karton oben im Regal findet er seine alte Jacke. Ja, die berühmte Schimanski-Jacke. Überraschung, er hat zwei. Eine passt noch. In Duisburg ist ein Loverboy erschossen worden. Nicht dass ihm jemand nachtrauerte, aber aufgeklärt werden muss. Außerdem bekommt Schimanski einen Privat-Auftrag von einem Unterweltkönig, der gerade komfortabel einsitzt. Kurz, Schimanski hat auf seine alten Tage ziemlich was um die Ohren. Es versteht sich, dass er den ermittelnden Polizisten Hunger & Hänschen immer zehn Minuten voraus ist. Anders könnte der Film nicht funktionieren. Die Spur führt nach Holland. Das war bei Schimanski schon oft so. Götz George, Chiem van Houweninge und Denise Virieux, sie alle sind in Würde gealtert und gut drauf. Nur Eberhard Feik (Kommissar Thanner) fehlt. Er ist 1994 gestorben. Dafür haben wir Anna Loos. Sie wird Schimanski nach Rotterdam begleiten. Ob sie ihre Tochter wiederfindet? Detlef Hartlap
Foto: WDR/Uwe Stratmann