Die Fantastischen Vier feiern ihr 30-jähriges Bestehen mit einer Kinodokumentation. In "Wer 4 sind" geht es um Freundschaft, aber auch die Frage, wie man nach so vielen Jahren noch kreativ bleibt.
30 Jahre ist es her, dass Michi Beck, Thomas D, And.Ypsilon und Smudo in Stuttgart Die Fantastischen Vier gründeten. Seitdem sind die HipHop-Pioniere aus der deutschen Musik- und inzwischen auch Fernsehlandschaft nicht mehr wegzudenken. Ihr Jubiläum feiert die Band nun mit der kurzweiligen Kinodoku "Wer 4 sind".
"Willkommen in der bunten Welt der Fantastischen Vier", begrüßt zu Beginn ausgerechnet And.Ypsilon, der sonst nie etwas sagt. Kollegen wie Samy Deluxe und Clueso werden ein paar lobende Worte los – doch wer zu dem Zeitpunkt noch denkt, der Film von Thomas Schwendemann sei bloß Gebauchpinsel, der irrt. "Wer 4 sind" erzählt nicht nur von der Freundschaft und der Unterschiedlichkeit der vier Musiker, sondern auch schonungslos offen davon, wie schwer es sein kann, nach drei Jahrzehnten im Geschäft noch kreativ und relevant zu sein.
Es ist Juli 2017, als Die Fantastischen Vier sich zu den ersten Jam Sessions für ihr zehntes Album "Captain Fantastic" treffen. "Alles, was man bisher gemacht hat, zählt nichts", beschreibt Thomas D den Moment, in dem die Band für eine neue Platte bei null anfängt. Doch während die Fantas früher einfach rausgehauen und gemacht haben, ist das Songschreiben heute ein Kraftakt. "Manchmal frage ich mich, warum ich mir den Scheiß noch antue", gibt Michi Beck zu. "Diese Texterei geht mir auf den Sack." Die Doku begleitet die Band dabei, wie sie während der Arbeit an "Captain Fantastic" zu der Erkenntnis kommt, dass ihnen nichts mehr einfällt, und sie deshalb mit Samy Deluxe, Curse und Damion Davis Hilfe von außen ins Boot holt.
Einen besonderen Fokus legt Regisseur Thomas Schwendemann auf den Song "Zusammen", der mit Clueso entstand und von Zusammenhalt und Freundschaft handelt. Der Film nähert sich dabei auch der Frage, ob Freundschaft überhaupt das richtige Wort ist, um das besondere Verhältnis zwischen den vier Musikern zu beschreiben. "Ich glaube nicht, dass wir noch Freunde wären, wenn es die Band nicht gäbe, weil wir doch sehr unterschiedlich sind. Ich glaube, das hätte sich verlaufen", mutmaßt Thomas D.
Tatsächlich haben alle vier heute ihr eigenes Lebensmodell: Wir sehen Smudo, der mittlerweile in Hamburg lebt, auf einer Rennstrecke sowie Michi Beck und seine Frau in Berlin bei der Arbeit für ihre gemeinsame Klamottenmarke. Thomas D empfängt auf seinem abgeschiedenen Hof in der Eiffel, und And.Ypsilon, der als Einziger noch in Stuttgart lebt, arbeitet als Tutor an der dortigen Musikhochschule. Kurzum: vier Menschen, die grundverschieden sind und doch so viel gemeinsam haben. Die, wie es in "Zusammen" so schön heißt, "zusammen groß" sind.
Zwischendurch taucht Regisseur Schwendemann tief in die Geschichte der Band ein und beleuchtet die einmalige Karriere der Fantastischen Vier. Damals, Ende der Achtziger, dachte beim Wort Rap noch jeder an die USA. Michi Beck, Thomas D, And.Ypsilon und Smudo rappten trotzdem auf Deutsch und wurden mit dem Song "Die Da" praktisch über Nacht zu Popstars. "Wer 4 sind" erzählt, wie die vier sich kennengelernt haben, zeigt Szenen vom ersten ausverkauften Auftritt im Schwimmbadclub in Heidelberg, vermittelt aber auch, was für ein zweischneidiges Schwert der Ruhm sein kann. Am Ende steht die Frage, wie lange die Fantas, allesamt um die 50, noch weitermachen. "Es heißt ja immer, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist", so Thomas D. "Aber ihr wisst doch gar nicht, wann es am schönsten ist. Wie willst du das wissen?"
Quelle: teleschau – der Mediendienst