Seit der ersatzlosen Streichung des § 175 hat sich in der Welt der Homsexuellen viel verändert: Schwule Bürgermeister regieren große Hauptstädte wie Paris und Berlin, in Hamburg wird ein schwuler Theaterbesitzer zum Präsidenten eines Fussballklubs gewählt. Politiker, Moderatoren, Köche, Schauspieler genieren sich nicht mehr ihrer Homosexualität. Doch es gibt auch noch andere Beispiele, Gegenden in denen Homosexuelle immer noch als "schwule Sau" tituliert werden. Wie etwa im fleißigen Schwabenländle. Da gibt es Schwule, die den Absprung in die Stadt nicht geschafft haben oder eigentlich nie weg wollten. Da fehlt der städtische Rückenwind eines schwulen Lebensstils, der das coming out erleichtert und ein anerkanntes Leben ermöglich ...
Regisseur Jochen Hick ("No One Sleeps") hat sich im Schwabenland umgesehen und lässt sich von schwulen Männern unterschiedlichen Alters den Alltag auf dem Land zeigen, begleitet ihre erotischen Fluchten zwischen Dorf und großer Welt nach Thailand, Zürich und Berlin. Aber er überlässt den Schwulen nicht das alleinige Wort, sondern spürt amüsiert, hintergründig und neugierig dem hetero-sexuellen Urteil über schwule Lebenswelten nach, lässt Kirchenchor und Stammtisch, Mütter und Bekannte zu Wort kommen und dokumentiert das überwältigende Profil eines ebenso oft unwissenden wie bitterkomischen heterosexuellen Blicks auf schwule Männer in deutschen Landen. Ein Blick, der sicher nicht nur auf das Land und den deutschen Südwesten zu beschränken ist.
Foto: Salzgeber