Bei mehr als 60 Auftritten vor der Kamera und der Tatsache, dass Detlef Bothe sich auch als Regisseur und Drehbuchautor bereits einen Namen gemacht hat, sollte man eigentlich vermuten, dass das deutsche Publikum ihn kennt. Doch irgendwie ist er der Typ, der - trotz guter schauspielerischer Leistung - nicht im Gedächtnis haften bleibt und er ist schon gar nicht der Typ, der Frauenherzen höher schlagen lässt. Und doch trifft die Bezeichnung "Typ" es ganz genau. Er ist ein Charakterdarsteller, aber eben nicht der Vorzeigeschönling oder klassische Filmlover. Es sind die komplizierten Rollen, die er ohne Probleme spielt, durch die er aber nicht zum Sympathieträger wird.
Bothe wurde in Braunschweig geboren und wuchs in der Lüneburger Heide auf. Bevor er sich als Schauspieler und Drehbuchautor versuchte und am Münchner Zinnerstudio eine Ausbildung begann, war er KFZ-Mechaniker, Bandarbeiter im VW Motorenwerk Salzgitter Bedingen, Gebrauchtwagenhändler, Gastronom und Musikveranstalter. 1990 übernahm er - noch während seiner Schauspielausbildung, die er 1992 abschloss - seine erste Fernsehrolle in dem bayerischen Tatort "Ein Sommernachtstraum". Es folgten weitere Engagements für Film, Fernsehen und Bühne, darunter Auftritte in so unterschiedlichen Produktionen wie "Schlafes Bruder" (1995), "Gegen den Wind" (TV-Serie), "14 Tage lebenslänglich" (beide 1996), "Ballermann 6" (1997), "Nichts als die Wahrheit" (1998) und "Bang Boom Bang - Ein todsicheres Ding" (1999).
2001 trat er erstmals als Regisseur und Drehbuchautor in Erscheinung. Gemeinsam mit guten Freunden realisierte er das Dogma-Doku-Drama "Feiertag". Mit dem Low-Budget-Projekt setzte er einen ehrgeizigen Plan mit viel Hingabe und Enthusiasmus in nur zwölf Drehtagen um. Bothe lieferte den Darstellern nur ein Grundscript, der Rest war der Improvisationskunst der Darsteller überlassen. Leider sieht man seinem Regiedebüt den geringen Aufwand (es wurde mit digitaler Videokamera gedreht, oft wirken die Dialoge holprig, das Licht ist unter aller Kanone) an. Trotzdem muss man dem Projekt Lob zollen, wie dies auch die Jury des Förderpreises Deutscher Film tat, und "Feiertag" für das außergewöhnliche Engagement mit einem Sonderpreis auszeichnete. Drei Jahre später verwirklichte Detlef Bothe seine zweite Regiearbeit. "Meine Frau, meine Freunde und ich" wurde zwar ohne die Hilfe seiner Freunde, aber mit der gleichen ehrgeizigen Hingabe wie sein Debütfilm umgesetzt. Einmal mehr bewies der Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler, dass er ein Händchen für Geschichten besitzt, die sich mit Außenseitern, der Zerbrechlichkeit von Bindungen und dem ganz normalen alltäglichen Wahnsinn beschäftigen. So ist auch diese gut besetzte Tragikomödie, in der Bothe selbst die Hauptrolle des Richard übernahm, ein amüsanter Reigen mit durchaus bitteren Untertönen.
Dass er ein Faible für ungewöhnliche Filmprojekte hat, bewies er auch in der Hauptrolle in Ayassis Drama "Vinzent" (2004). In dem Spielfilmdebüt des Musikvideo- und Werbespotproduzenten ist die Geschichte eher zweitrangig. Vielmehr geht es um die ungewöhnliche Form. Seltsame Einstellungen (Weitwinkel, Fischauge, Verschiebungen) sollten die Paranoia der Hauptfigur, ein Mann der in einem seltsam wirkenden Mietshaus verloren geht, unangenehm stärken. Darüber hinaus übernahm Bothe aber auch Rollen in kommerzielleren Produktionen: "Speer und Er" (TV-Serie), "Balko" (TV-Serie, beide 2005), "Die Rosenheim-Cops" (TV-Serie), "Die wilden Kerle 3" und "FC Venus" (alle 2006). Außerdem drehte er 2005/2006 das Roadmovie "Neben der Spur", das aber erst 2008 in die Kinos kam. Einmal mehr schrieb er auch das Drehbuch und übernahm selbst eine Hauptrolle - den Part des kauzigen Dieters. Geschickt zeigt Bothe in dem gut besetzten Drama die Untiefen der menschlichen Seele, die Zerbrechlichkeit von Bindungen und die heute allgemein üblichen Lebenslügen. Allerdings wirkt die eine oder andere Wendung ein wenig überzogen.
Mit "mein" gelang ihm 2009 abermals eine Reise in die Abgründe der menschlichen Seele. Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Bothe lässt den Zuschauer nur langsam an der dunklen Vorgeschichte seiner Protagonisten teilhaben. Was anfänglich auf den Zuschauer wie eine Urlaubsgeschichte eines ungewöhnlichen Liebespaares wirkt, entwickelt sich erst im Laufe des Filmes allmählich zu einem Entführungsdrama à la Natascha Kampusch.
Weitere Filme und Serien mit Detlef Bothe: "Der Knappe des Kreuzes" (1993), "Lutz & Hardy" (TV-Serie), "Ärztin in Angst" (beide 1995), "Anwalt Abel" (TV-Serie), "After Hours", "Nur für eine Nacht" (alle 1996), "Mord für eine Schlagzeile", "Die Feuerengel" (TV-Serie), "Sperling und der falsche Freund" (alle 1997), "Der Mann für alle Fälle: Ein ganz gewöhnlicher Totschlag", "Winnetous Rückkehr", "Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei" (TV-Serie), "Dr. med. Mord", "Appetite", "Ein Fall für zwei" (TV-Serie), "Der Mann für alle Fälle: Die Hure Babylon" (alle 1998), "Schmetterlinge der Nacht", "Einsatz Hamburg Süd" (TV-Serie), "Doggy Dog - Eine total verrückte Hundeentführung", "Sara Amerika", "Dreamboy macht Frauen glücklich" (alle 1999), "Küstenwache" (TV-Serie), "Die Motorrad-Cops: Hart am Limit" (TV-Serie), "Auf eigene Gefahr" (TV-Serie), "Wolffs Revier" (TV-Serie), "The Calling", "Vienna", "Himmlische Helden" (alle 2000), "Polizeiruf 110 - Bis unter die Haut", "99euro-films", "Sass" (alle 2001), "Extreme Ops", "Küss niemals einen Flaschengeist", "Die Musterknaben - 1000 und eine Nacht" (alle 2002), "SOKO 5113" (TV-Serie), "Die Sitte" (TV-Serie), "Baltic Storm", "Gone" (alle 2003), "Abgefahren - Mit Vollgas in die Liebe" (2004), "Rose" (2005), "Gwendolyn" (2006), "Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen" (2008), "Snowman's Land" (2010), "Wilsberg - Tote Hose" (2011), "Tatort - Spiel auf Zeit" (2013).
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