TikTok und Chinas Weltmachtpläne: Was steckt dahinter?








Der lange schläfrig wirkende Riese ist längst erwacht – und angriffslustig: Mit der zweiteiligen Dokumentation "TikTok, die mächtigste App der Welt", die ARTE in deutscher Erstausstrahlung zeigt, steigt der Sender in einen China-Themenabend ein, der sich unter dem Titel "China – Aufstieg zur Nummer Eins?" mit den Großmacht-Bestrebungen des Landes befasst. Dabei spielt die digitale Leistungskraft des Landes, für die die international beliebte Kurzvideo-Plattform nur das bekannteste Beispiel ist, eine entscheidende Rolle. Es geht um weit mehr als um wirtschaftliche Erfolge oder den Kampf um Marktanteile. Über TikTok kann China die Stimmungslage der Welt mit verändern, Krisen und gesellschaftliche Spannungen befeuern und den Ausgang von Wahlen mit beeinflussen.
Was TikTok besonders macht, ist die politische Bedeutung des Unternehmens, das zwar eigenständig geführt ist, dem aber immer eine große Staatsnähe unterstellt wird. Die Plattform ist ein Beleg dafür, dass China es geschafft hat, auch auf dem Feld der Digitaltechnologie die bisherige Vormachtstellung der USA durchbrochen zu haben.
Eine Dauer-Überwachung mit Dauer-Berieselungsrausch
Weitere Erfolge mit neuen, aggressiv expandierenden Handels-Apps oder weltweit Aufsehen erregenden Entwicklungen im Boom-Segment der Künstlichen Intelligenz stützen den Anspruch Chinas, das künftige Weltgeschehen entscheidend mitzuprägen. Die Dokumentation wirft ein kritisches Licht auf die Entstehung des TikTok-Konzerns und analysiert seinen rasanten globalen Siegeszug.
Dabei liest sich die Historie des Unternehmens wie eine klassische Aufsteigergeschichte, wie sie im Westen, vor allem in Hollywood, gerne erzählt wird: Zhang Yiming, einem junger Vertreter der chinesischen Tech-Szene, der zuvor außerhalb seiner privaten Blasen unbekannt bliebt, gelang es innerhalb nur weniger Jahre, an die Weltspitze im Social-Media-Geschäft vorzustoßen. Der Software-Entwickler gründete 2012 die Firma ByteDance in Peking, die vier Jahre später mit einer App auf den Markt ging – zunächst in China. Heute zählt TikTok weltweit rund 1,7 Milliarden Nutzerinnen und Nutzer – darunter allein in den USA 170 Millionen. 40 Prozent der User sind unter 24 Jahren alt.
Was viele TikTok-Kritiker beunruhigt – abseits des geschickt programmierten Algorithmen, die vor allem junge Nutzer in eine Art Dauer-Berieselungsrausch ziehen: Schon 2015 reklamierte die Kommunistische Partei Chinas die Oberhoheit über chinesische Technologieunternehmen für sich. Einschlägige Digital-Riesen sind seitdem verpflichtet, eng mit den staatlichen Stellen zusammenzuarbeiten – und vor allem den Nachrichtendiensten Zugriff auf die eingesammelten Datenschätze zu gewähren.
Die französische Dokumentation der Autoren Arnaud Lievin, Benjamin Teil und Vincent De Cointet geht der brisanten Frage nach, welche strategische Rolle TikTok in dem Vorhaben der chinesischen Regierung spielt, weltweit forsch aufzutreten und Menschen zu manipulieren. Eingebettet sind die zwei Teile der Doku – Episode zwei startet bei ARTE um 21.00 Uhr – in einen China-Themenabend.
Dort folgt um 21.50 Uhr die beklemmende Dokumentation "Zwangsarbeit – SOS aus China", die sich mit menschenunwürdigen Zuständen in chinesischen Haftanstalten befasst. Um 23.35 Uhr endet der Themenabend mit der Dokumentation "Stille Invasion – Chinas Balkan-Strategie" über die Expansionsstrategien, die in unmittelbarer Nähe zur EU ablaufen.
TikTok, die mächtigste App der Welt – Di. 15.04. – ARTE: 20.15 Uhr
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH