"Meine fremde Freundin"

Enthüllung oder Intrige? Skandal um "Meine fremde Freundin"

17.04.2025, 08.12 Uhr
von Eric Leimann
Das Drama "Meine fremde Freundin" beleuchtet die schwierige Thematik von Vergewaltigungsvorwürfen und wie Vorurteile unser Urteil beeinflussen können. Mit Ursula Strauss und Hannes Jaenicke eindrucksvoll besetzt, bleibt der Film über 90 Minuten spannend.

Judith (Ursula Strauss), alleinstehend und um die 40, ist neu in Hannover. Ein Job im Gesundheitsamt hat die sympathische Österreicherin nach Norddeutschland verschlagen. Schnell freundet sie sich mit der patenten Andrea (Valerie Niehaus) an. Die hat zwar einen Mann (Godehard Giese) und zwei Töchter daheim, aber eine gute Freundin fehlt ihr gerade im Leben. Schöner wäre das Arbeiten auf dem Amt, wenn Büro-Macho Volker Lehmann (Hannes Jaenicke) nicht jede Begegnung mit Kolleginnen dazu nutzen würde, anzügliche Sprüche und sexuelle Provokationen abzusondern. Als Judith glaubwürdig darlegen kann, Lehmann habe sie im Aktenraum vergewaltigt, bekommt er eine lange Haftstrafe aufgebrummt.

ARD
Meine fremde Freundin
Drama • 16.04.2025 • 20:15 Uhr

Andrea fallen jedoch immer mehr Ungereimtheiten an ihrer Freundin auf. Das perfide Drama "Meine fremde Freundin" (2017, jetzt in einer Wiederholung) ist eine Koproduktion des preisgekrönten Kreativduos Daniel Nocke (Drehbuch, hier mit Katrin Bühlig) und Stefan Krohmer. Natürlich glaubt man dem sympathischen Opfer mehr als dem unsympathischen Täter, sowohl privat als auch vor Gericht. Dass Vorurteile und Wünsche unsere Urteile beeinflussen, und auf welche Weise das passiert, rückt der Film immer mehr in den Vordergrund seiner Erzählung.

Gerade einmal 7,5 Prozent der Angeklagten werden verurteilt

Dass man mit dem kernigen Jaenicke, der ewig netten Valerie Niehaus sowie der österreichischen Star-Schauspielerin Ursula Strauss, sämtliche Rollen passend besetzte, ist ein Grund, warum das Spiel um Lüge und Wahrheit über 90 Minuten spannend bleibt. Auch der Alltag im Gesundheitsamt fühlt sich ziemlich real an. Hier wiehert durchaus mal der Amtsschimmel, ohne dass sich die Filmemacher über ihr gut getroffenes Normalo-Setting lustig machen würden.

Wie kompliziert es festzustellen ist, ob Vergewaltigungsvorwürfe tatsächlich zutreffen und warum so viele Opfer keine Gerechtigkeit erfahren, darüber diskutierte bei Erstausstrahlung des Programms sogar eine "Maischberger"-Runde. Experten sagen, dass es bei keinem anderen Delikt so kompliziert ist, die Tat nachzuweisen, wie bei einem Vergewaltigungsvorwurf. Prozesse von Prominenten, die intensiv von den Medien verfolgt wurden, zeigten, wie schnell sich Öffentlichkeit und auch juristisches Fachpersonal dabei von Gefühlen und menschlichen Vorurteilen vereinnahmen lassen. Andererseits gilt: Von den angezeigten Vergewaltigungsfällen in Deutschland werden nur etwa 7,5 Prozent der Angeklagten verurteilt. "Meine fremde Freundin" ist eine sehenswerte, weil ausreichend komplexe Vorlage für weitere Diskussionen über ein schwieriges Thema.

Meine fremde Freundin – Mi. 16.04. – ARD: 20.15 Uhr

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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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