Kritik zur Serie

So enttäuschend ist der Disney-Thriller "The Stolen Girl"

16.04.2025, 09.13 Uhr
von Andreas Fischer
Die Disney-Miniserie "The Stolen Girl" beginnt als packender Entführungsthriller, verliert jedoch schnell an Spannung.

Hätte sie ihren Mutterinstinkten nur getraut und ihre Tochter Lucia (Beatrice Campbell) nicht bei dem neuen Mädchen in der Klasse übernachten lassen: Als Elisa (Denise Gough) ihre Tochter am nächsten Morgen abholen will, ist das Mädchen verschwunden. Auch von ihrer neuen Freundin und deren Mutter Rebecca (Holly Grainger) fehlt jede Spur: Es ist der Albtraum aller Eltern, von dem die Miniserie "The Stolen Girl" ab 16. April auf Disney+ erzählt.

Basierend auf dem Roman "Playdate" der amerikanisch-norwegischen Krimiautorin Alex Dahl entwickelt sich die französisch-britische Koproduktion in fünf Episoden vom Entführungsthriller zum Psychodrama, bei dem das Leben einer nur scheinbar normalen Familie aus der Nähe von Manchester auf den Kopf gestellt wird. Als wären die Unbehaglichkeiten des "Hand an der Wiege"-Motivs nicht genug, kommen in Laufe der Geschichte vor allem durch Recherchen der hartnäckigen und mit teilweise fragwürdigen Methoden arbeitenden Journalistin Selma (Ambika Mod) Geheimnisse ans Licht, die besser im Verborgenen geblieben wären.

08/15-Thriller aus dem Baukasten

Willkürlich war die Entführung jedenfalls nicht, das steht früh fest. Und wirklich sympathisch ist, abgesehen von den Kindern, auch kaum jemand. Dennoch: Spannend sind die Motive und Zusammenhänge und der wechselnde Fokus auf die beteiligten Personen nur in der ersten Hälfte der Serie – solange noch vieles im Unklaren ist.

Dann aber wird viel zu schnell deutlich, wer sich alles schuldig gemacht hat und welche Rolle Ereignisse aus der Vergangenheit spielen. Schablonenhaft konstruiert, lässt "The Stolen Girl" kaum ein Klischee aus: Traumata, Verdrängung, Manipulation, gegenseitige Vorwürfe der Eltern, Social Media-Einflüsse – alles ist dabei und wird fast schon pflichtschuldig abgehakt.

Die spannenden psychologischen Aspekte aber werden nur oberflächlich betrachtet. Vor allem die entführte Lucia wird vom Drehbuch sträflich vernachlässigt: Das Mädchen scheint sich die meiste Zeit mit der neuen Situation zu arrangieren. Das muss man hinnehmen, bis sie in der letzten Folge doch noch etwas Aufmerksamkeit bekommt. Aber da ist die Serie auch schon wieder vorbei und lösen sich die meisten Probleme in Wohlgefallen auf.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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