Multitalent

Manuel Rubey im Interview: Vom Falco-Darsteller zum Psychothriller-Star

07.04.2025, 10.57 Uhr
von Eric Leimann

Manuel Rubey, bekannt aus "Falco – Verdammt, wir leben noch!", beeindruckt nun im Psychothriller "Ewig Dein". Der vielseitige Schauspieler zeigt erneut seine Wandlungsfähigkeit und spricht über die Herausforderungen düsterer Rollen und die Bedeutung seiner Karriereentscheidungen.

Wer die Breite des Spektrums von Manuel Rubey kennenlernen möchte, muss eigentlich nur zwei Filme des Schauspielers sehen: Im Biopic "Falco – Verdammt, wir leben noch!" feierte er 2008 als völlig Unbekannter den Durchbruch. Eine laute, flamboyante und gefeierte Rolle. Und damit das Gegenteil eines der interessantesten Charaktere, die das letzte "Tatort"-Jahrzehnt zu bieten hatte. Im Stuttgarter Fall "Der Mann, der lügt" (2018) verkörperte der heute 46-jährige Rubey einen mausgrauen, unauffälligen Typen, der sich in ein Netz notorischer Lügen verstrickt. Einer der besten und ungewöhnlichsten Krimis der Kultreihe. Nun sieht man den privat sehr freundlichen Österreicher in einer Thrillerrolle, in der man sich vor ihm fürchten darf: In "Ewig Dein" (Montag, 14. April, 20.15 Uhr, ZDF, eine Woche vorab in der Mediathek), der Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Daniel Glattauer, gibt Rubey einen scheinbar netten Typen, der für eine von Julia Koschitz gespielte Frau vom romantischen Abenteuer zum existenziellen Problem wird.

prisma: Sie spielen einen Mann, der sich vom altmodischen Kavalier in einen unangenehmen Stalker verwandelt. Wie fühlt man sich in so einer Rolle?

Manuel Rubey: Noch vor ein paar Jahren hätte ich gesagt: Ganz normal. Es ist ja nur die Rolle. Schauspiel ist mein Beruf. Doch meine Frau sagt mir seit 20 Jahren, dass die Rollen etwas mit mir machen. Man gibt sie nicht abends an der Garderobe ab. Ich bin kein Method-Acting-Vertreter, trotzdem muss man sich ja auf eine Rolle einlassen. Ohne Empathie geht es nicht. Und ja – eine solche Rolle fühlt sich natürlich unangenehm an. Es gibt nur einen Weg, gut damit umzugehen. Der ist so ähnlich wie bei den leidigen Sex-Szenen: Man muss sie gemeinsam gut vorbereiten, viel drüber reden und am Ende versuchen, sie mit Leichtigkeit hinzubekommen.

prisma: "Ewig Dein" tut schon beim Zuschauen weh, wenn man spürt, wie die Liebesbeziehung bald ins Unangenehme kippt. Müssen Sie ein Stück weit die Rolle sein, oder fühlt man sich einfach nur schlecht mit ihr?

Rubey: Letzteres. Ich verwehre mich gegen die Idee, dass Schauspieler ein bisschen so werden müssen wie die Rolle, die sie gerade spielen. Das ist Quatsch – oder zumindest manieriert. Dennoch strahlen düstere Rollen auf die Befindlichkeit ab. Im Stuttgarter "Tatort: Der Mann, der lügt" habe ich mal einen notorischen Lügner gespielt, die Episodenhauptrolle. Ich erinnere mich daran, wie ich unter dem Lügengebäude der Rolle so gelitten habe, dass ich in der Zeit kaum schlafen konnte. Man nimmt Rollen definitiv mit nach Hause. Und die Familie muss genauso mit ihnen leben wie man selbst. Das muss ich leider zugeben ...

"Wenn man sich gut versteht, machen fiesen Szene dennoch Spaß"

prisma: Sie sind schon sehr lange mit ihrer Partnerin zusammen und haben zwei Töchter. Wie alt sind die jetzt?

Rubey: Sie sind 18 und 14 Jahre alt. Jene Jahre, wo man ein schlechtes Gewissen hatte, wenn man eine Weile nicht zu Hause ist, sind mittlerweile vorüber. Jetzt ist es eher so, dass ich mich freue, wenn meine Kinder mal Zeit für mich haben, wenn ich daheim bin. Die Bedürfnisse drehen sich in einem gewissen Alter doch recht stark um ...

prisma: Kommen wir noch mal auf den Film zurück. Sie haben mit Julia Koschitz extrem fiese Szenen voller psychologischer Manipulation. Macht es trotzdem Spaß, die zu spielen, auch wenn man unter der Figur leidet?

Rubey: Wenn man sich mit seiner Spielpartnerin gut versteht, machen solch fiesen Szene dennoch Spaß. Mit Julia macht es auf jeden Fall Spaß, weil wir uns schon sehr lange kennen. Trotzdem ist dieser Film das Erste, was wir so richtig zusammen gedreht haben. Früher war da nur mal eine gemeinsame Lesung.

prisma: Österreichische Schauspieler sehen sich in österreichischen Produktionen wahrscheinlich öfter als deutsche Kollegen in deutschen Filmen, oder?

Rubey: Ja, das sehe ich auch so. Die Szene ist zehnmal kleiner. Auch wenn wir Österreicher natürlich oft in deutschen Produktionen spielen, bei den einheimischen Sachen sieht man sich tatsächlich öfter.

"Man kann sich nie mehr ganz von der Figur lösen"

prisma: Apropos Österreich. Sie sind 2008 durch die Hauptrolle im Biopic "Falco – Verdammt, wir leben noch!" bekannt geworden. Das ist 17 Jahre her. Werden Sie von Ihren Landsleuten immer noch als Falco betrachtet?

Rubey: Wenn man in Österreich Falco gespielt hat, dann war's das. Man kann sich nie mehr ganz von der Figur lösen. Weil Falco ein Nationalheld war – und immer noch ist. Den Film hat gefühlt jeder Österreicher und jede Österreicherin ab einem gewissen Alter gesehen. Er wird auch mindestens einmal pro Jahr im Fernsehen wiederholt. Aber – es ist ein schöner Faktor! Je mehr Zeit vergeht, desto besser kann ich die Rolle einordnen. Am Anfang hatte ich eine irre Angst, dass ich nie mehr wieder etwas anderes machen kann. Dass die Rolle alles in meinem Leben überstrahlt ...

prisma: Wie sind Sie gegen die Angst vorgegangen?

Rubey: Ich blockte alle weiteren Anfragen, die in Richtung Falco gingen, konsequent ab. Sie können davon ausgehen, dass es viele waren – bis heute übrigens. Ich schätze, es waren bislang über 200 Anfragen, vom Auftritt als Falco beim Feuerwehrfest bis hin zu sehr gut bezahlten Werbespots und Mitternachtsfeiern bei Firmen. Doch nein, ich musste alles absagen! Sonst wäre meine Karriere als Schauspieler wirklich früh am Ende gewesen.

prisma: Sie sind auch Musiker. Hätten Sie musikalische Auftritte als Falco gereizt?

Rubey: Doch, auf jeden Fall. Ich hätte mit der Original Falco-Band vor Tausenden von Leuten beim Wiener Donauinselfest und ähnlichem auftreten können. Doch das wäre künstlerischer Selbstmord gewesen. Musikalisch hätte es mich interessiert. Mittlerweile wissen die Leute, dass ich nicht mehr als Falco auftrete und sie akzeptieren es. Es war wichtig für mein Leben und meine Karriere, dass ich die Rolle damals bekommen und gespielt habe. Es war aber ebenso wichtig, sie abzustreifen. Ich fühle mich jetzt gut damit.

"In diesem Alter denkt man nicht nüchtern"

prisma: Als sie damals die Falco-Rolle bekommen haben, als junger Schauspieler und Musiker, da muss Ihnen klar gewesen sein, dass sie Ihr Leben verändern wird ...

Rubey: Ich denke, auf einer Metaebene war mir das schon klar. Auch, wenn der jugendliche Übermut damals vorherrschte und ich die Sache eher forsch und selbstbewusst angegangen bin. Ich war Mitte, Ende 20. In diesem Alter denkt man nicht nüchtern oder analytisch über lebensverändernde Rollen nach. Man spielt sie einfach.

prisma: Wie haben Sie die Rolle überhaupt bekommen? Schließlich waren sie völlig unbekannt damals ...

Rubey: Das war tatsächlich ein Problem. Für österreichische Verhältnisse es eine sehr wichtige, teure Produktion. Es gab viele Stimmen, die sagten, es sei ein zu hohes Risiko, einen so unbekannten Darsteller als Falco zu besetzen. Es kamen viele skurrile Dinge zusammen, dass es doch geklappt hat. Man könnte daraus eine Schicksalserzählung stricken, aber ich glaube nicht ans Schicksal, nur an Zufälle.

prisma: Welche skurrilen Dinge passierten damals?

Rubey: Ach, verschiedene Dinge. Eine Sache war, dass Robert Stadlober die Rolle spielen sollte – doch er hat kurzfristig abgesagt. Dann gab es Castings, bei denen ich gut ankam – aber man hielt man es für ein zu großes Risiko mit mir. Es war es ein Riesenzufall, dass ich am Ende doch Falco wurde. Wir waren mit meiner damaligen Band bei einer großen Plattenfirma unter Vertrag, und diese wollte dann auch noch am Film mitverdienen – falls ich die Rolle bekomme.

"Der Typ im Film ist mittlerweile weit weg von mir"

prisma: Wie blicken Sie heute auf die Rolle zurück?

Rubey: Es war ein absurder Trip. Ich bin trotzdem dankbar dafür. Ich weiß noch, dass viele Falco-Fans, auch organisierte Fanclubs, es schrecklich fanden, dass ich ihn spiele. Einige dieser Fanclubs wollten mich später als Mitglied aufnehmen. Das ist ein schönes Ende dieser Geschichte, finde ich.

prisma: Können Sie sich den Film heute noch anschauen?

Rubey: Na ja, ich habe generell Probleme damit, mich selbst zu sehen. Vor ein paar Jahren habe mir den Film mit meinen Kindern angesehen, als sie alt genug dafür waren. Als sie klein waren, durften sie ihn noch nicht sehen. Dann haben sie mich später irgendwann gefragt, ob wir ihn jetzt zusammen anschauen können.

prisma: Und wie war diese Erfahrung so – als Schauspieler und Vater?

Rubey: Meine Töchter fanden ihn erstaunlicherweise "ganz okay" – was bei Teenagern schon ein gewaltiges Lob darstellt. Wenn ich mich heute in der Rolle sehe, denke ich nicht, dass ich das bin, sondern eher ein kleiner Junge. Der Typ im Film ist mittlerweile weit von mir weg. Nicht nur optisch, sondern auch sonst.

prisma: Was kommt Neues von Ihnen 2025?

Rubey: Ich weiß gar nicht, ob in diesem Jahr noch so viel Neues kommt. Ich war intensiv auf Tour mit Simon Schwarz und unserem gemeinsamen Programm. Dann passiert wohl tatsächlich etwas, das ich nicht mehr für möglich gehalten habe: Es wird nach 15 Jahren Pause eine zweite Staffel der Serie "Braunschlag" geben. Dem Macher David Schalko ist doch noch etwas eingefallen. Wenn die FPÖ Regierungsverantwortung erhalten hätte, wäre das wahrscheinlich verboten worden. Doch nun bekommen wir das Budget für die Serie wohl genehmigt (lacht).


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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