Wie heisst der noch? Er ist einer dieser Darsteller, die man bereits oft im Kino und vor allem im Fernsehen gesehen hat, der mit seinem ausdrucksstarken Spiel überzeugt, aber mit dem man nicht sofort einen Namen verbindet: Tim Seyfi, als Timur Seyfettin Ölmez in der Zentraltürkei als fünftes von acht Kindern geboren. Im zarten Alter von nur drei Jahren kam Klein-Tim 1974 mit seinen Eltern nach Deutschland, lebt seither in München, so dass bayrisch seine zweite Muttersprache wurde. Nach seinem Abitur begann Seyfi zunächst ein Simultanübersetzer-Studiengang in Englisch und Französisch, den er 1994 erfolgreich abschloss. Allerdings zog es ihn schon während seiner Schulzeit auf die Bühne - als Sänger seiner Schulcombo "Noise Pollution". Erste Studioluft schnupperte er schließlich bei kleineren Moderatorenjobs für Tele 5, bevor ihn sein Studium unter anderem nach Paris und Marseille führte.
In der französischen Hafenstadt trat Seyfi schließlich 1991 einer Theatergruppe bei und entdeckte das in ihm schlummernde Schauspieltalent. Dort nahm er so ganz nebenbei seinen ersten Schauspielunterricht bei Danièle Hirsch, mit dessen Stück "La cantatrice chauve" (in Französisch) er 1995/1996 auf großer Europatournee war. Schon nach dem Abschluss seines Dolmetscherstudiengangs war Tim schnell klar, dass er weiter das Schauspielen erlernen wollte. Gesagt getan, schon bald studierte er an der renommierten Schauspielschule "Cours Florent" in Paris. In München schließlich sah ihn Regisseur Hanns Christian Müller bereits 1995 auf einer Kleinkunstbühne in Fassbinders Stück "Katzelmacher" und besetzte den noch recht unerfahrenen Darsteller sofort in einer größeren Rolle seines Fernsehspiels "Willkommen in Kronstadt".
Seyfi (seinerzeit noch als Seyfi Ölmez, bzw. Oelmez) spielt den jungen Türken Ali Özer, der in dem idyllischen Städtchen Kronstadt irgendwo in Bayern lebt. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Doch plötzlich kommt's zum Krawall. Den jungen Leuten, man kennt das ja, ist wohl wieder das Temperament durchgegangen. Im Mittelpunkt der Rauferei: die "Skorpion-Bande", eine Gruppe neonationaler Jugendlicher, die Ali ziemlich übel zurichten... Schon hier verkörperte Seyfi seine Rolle mit einer Überzeugungskraft, die ihm bald weitere Rollen einbrachte: Man sah ihn in "Vergewaltigt - Eine Frau schlägt zurück" an der Seite von Iris Berben, Katja Studt und Antje Schmidt, in "Die Sexfalle", in der die viel zu früh verstorbene Jennifer Nitsch einen Lockvogel für betrügerische Ehemänner spielte, in "Zwei Brüder - Einzelgänger" (alle 1997) mit den Brüdern Elmar und Fritz Wepper, in "Geschichten aus dem Nachbarhaus" (1999) und in der bekannten Krimi-Reihe "Polizeiruf 110" (Episode: "Verzeih mir", 2000). Zu dieser Zeit spielte Seyfi auch oft auf Münchens Theaterbühnen, so etwa in "Heimatlos - die steierische Wirtshausoper" (Theater Pasinger Fabrik München, 1998/99) und in der "Second-Help-Show" (Münchner Volkstheater, 1999).
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Tim Seyfi auch über München hinaus bekannt wurde, denn nun häuften sich die Rollenangebote: Er spielte erstmals in einem "Tatort" (Episode: "Tatort - Einmal täglich", 2000), man sah ihn in dem erfolgreichen Kinostück "Das Sams" (2001), in "Du oder keine" und in der Neuverfilmung des Kästner-Klassikers "Emil und die Detektive" (beide 2001). Seyfi war nun in mal besseren, mal schlechteren Filmen zu sehen: In rascher Folge drehte er die Komödien "Drei Frauen, ein Plan und die ganz große Kohle" und "Suche impotenten Mann fürs Leben", das Gangsterdrama "Alltag" (alle 2002) und die Komödie "Der Typ" (2003). Große Publikumswirksamkeit besassen danach seine Darstellung des türkischen Taxifahrers mit bayrischen Akzent in Fatih Akins vielfach preisgekröntem Drama "Gegen die Wand" und seine Rolle in Rolf Schübels hervorragendem TV-Zweiteiler "Zeit der Wünsche" (beide 2004).
Neben seiner regen Schauspieltätigkeit in Film und Fernsehen war Tim Seyfi bis 2005 mit der Improvisations-Theatertruppe "Fast Food" als Kulturbotschafter im Auftrag des Goethe-Instituts weltweit unterwegs. Daneben war Seyfi auch in zahlreichen ambitionierten Kurzfilmen (u.a."Triell", Regie: Su Turhan, "Magic Bus", Regie: Emir Kusturica) zu bewundern. Für seine Rolle in "The Cookie Thief" von Korinna Sehringer erhielt er 2001 den Best Actor Award auf dem Filmfestival in Badalona/Spanien. Und wie heißt der jetzt noch? Den Namen wird man so schnell nicht mehr vergessen: Seyfi, Tim Seyfi.
Weitere Werke mit Tim Seyfi: "Dazlak", "Zugriff" (Krimiserie), "Soko 5113" (Krimserie, alle 1997), "Ein Fall für zwei" (Serie, 1998), "Ein ganz normaler Tag" (Kurzfilm), "Schöne Aussichten" (Comedyserie), "Luftpiraten - 113 Passagiere in Todesangst", "Wolffs Revier" (Serie, alle 1999), "Ein Sommertraum", "Herzstolpern", "Die Kumpel" (Serie, alle 2001), "Tatort - Ein Glücksgefühl, "Tatort - Abgezockt", "Meine Frau, meine Freunde und ich", "SOKO Leipzig" (Serie, alle 2004), "Siska" (Serie), "Tatort - Tod auf der Walz" (beide 2005), "Das total verrückte Wunderauto", "Wer früher stirbt, ist länger tot", "Fay Grim", "Abschnitt 40 - Blutrache" (Serie), "Ein Fall für den Fuchs: Das Amulett der Inkas", "Zwei Superfilme in einem", "SOKO Rhein-Main" (Serie, alle 2006), "Eine folgenschwere Affäre" (2007), "Tatort - Schatten der Angst", "Das Jüngste Gericht", "Tatort - Baum der Erlösung", "Ask Tutulmasi - Liebesfieber", "Evet, ich will!" (alle 2008), "Deutschland 09", "Der Mann auf der Brücke", "Die Tür", "Brüder", "Auch Lügen will gelernt sein" (alle 2009), "vincent will meer", "Sau Nummer vier. Ein Niederbayernkrimi", "Almanya - Willkommen in Deutschland" (alle 2010), "Unter Verdacht - Rückkehr", "Kebab mit Alles", "Kommissar Marthaler - Die Braut im Schnee" (alle 2011), "Der Klügere zieht aus", "Mordkommission Istanbul - Transit", "Abseitsfalle" (alle 2012).