"Tatort: Messer"

Wiener Tatort: Bibi und Moritz in der Haubenhölle

13.04.2025, 06.30 Uhr
von Eric Leimann

Das Schwein ist tot. Nicht nur in der Küche ein Normalzustand, sondern auch in der fiesen Küchenbrigade unter der Fuchtel von Sternekoch André Brauer (Daniel Keberle) offenbar eine Option. Der Chef des Wiener Gastrotempels "Efeukron" wurde vor seiner Wohnung erstochen. Im Wiener "Tatort: Messer" ist es das tragische Ende einer Nacht, in der Brauers Küchenbrigade feiern war. Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ermitteln im persönlichen Umfeld des Opfers, dessen Leben aus Arbeit und Exzess bestand. Seine Frau Alicia Brauer (Martina Ebm) ist Geschäftsführerin des Restaurants. Auch der junge, sehr talentierte Sous Chef Lars Eidmann (Simon Morzé) wirkt wie jemand, der etwas verbergen könnte. Immerhin kümmert sich Lars um seinen Halbbruder und Ex-Junkie "Ratte" (Manuel Sefciuc), den er bei sich aufgenommen und dem er auch einen Job in der Küche besorgt hat.

ARD
Tatort: Messer
Kriminalfilm • 13.04.2025 • 20:15 Uhr

Moritz und Bibi wundern sich darüber, wie heftig innerhalb der streng hierarchisch organisierten Küchenbrigade gefeiert wurde. Wie kommt es, dass man nach einer anstrengenden Schicht noch die Kraft dazu hat? Aha, es sind Drogen im Spiel, erfährt man. Für den Kick beim Kochen gehört offenbar Substanzmissbrauch dazu. Die eigentliche Droge, so versichert die Belegschaft, ist jedoch die Küche selbst.

Drehbuchautorin Sarah Wassermair, die schon die starke Wiener Folge "Tatort: Azra" (2023) schrieb, hat gemeinsam mit Regisseur Gerald Liegel ("Tatort: Alles was Recht ist") einen Gegenentwurf zur populären und vielfach preisgekrönten Küchenserie "The Bear" erschaffen. Bei "The Bear" (Disney+), das die Küchenmannschaft eines Restaurants in Chicago begleitet, wird zwar viel geschrien – trotzdem ist das porträtierte Küchenteam ein Haufen von (nicht immer einfachen) Sympathieträgern. Ganz anders verhält es sich im Wiener "Tatort".

Die toxische Küchengemeinschaft und die sündhaft teure Waffe

"Sexuelle Belästigung in der Gastro ist wie Zwiebel schneiden oder Fritteuse putzen", erfährt Moritz Eisner aus dem Mund einer Köchin. Offenbar fand in André Brauers Gastrotempel Missbrauch auf allen Ebenen statt: Man konsumierte Drogen und Mitarbeiter. Man erpresste, unterjochte und quälte einander, wenn es Hierarchie und sonstige Machtverhältnisse hergaben. Man log und betrog sich. All das war selbstverständlich im Wespennest der Hauben- und Sternejagd. "Warum tut man sich das an?", fragt Eisner seine Gesprächspartnerin. "Wegen der Perfektion", sagt die Chef de Partie fürs Fleisch. "Einmal habe ich es geschafft", sinniert die Köchin – und wirkt auf einmal wie im Himmel. Dass die Tatwaffe des Krimis eines der sündhaft teuren Küchenmesser der Belegschaft ist, dürfte ein weiteres Indiz dafür sein, dass der Täter oder die Täterin aus dem Umfeld der Küche kommt. Schaffen es Moritz und Bibi, das Scharadespiel der toxischen Küchengemeinschaft zu durchschauen?

Dass eine Gourmetküche in jeglicher Hinsicht "personalintensiv" ist, weiß man aus Dokus, Filmen und Serien. Es handelt sich um ein stressiges Arbeitsumfeld. Eines, in dem man nicht gerade achtsam miteinander umgeht. Auch wenn kaum jemand die teils rauen Sitten in der Küche bestreitet: Dieses Wiener Küchenensemble samt der Geschichte, die darum gestrickt wurde, wirkt zu behauptet und konstruiert, als dass man den Figuren ihre Positionen und Handlungen abnehmen würde. Der Krimi wirkt einfach nicht richtig gut ausgedacht, selbst wenn er keine groben Schnitzer in Logik und Erzählweise macht. Die Figuren bleiben einem trotz starker Schauspieler wie dem 29-jährigen Simon Morzé (Deutscher Filmpreis 2024 als Darsteller für "Der Fuchs") oder Martina Ebm ("Vorstadtweiber") irgendwie fremd.

Hinzu kommt eine unmotiviert wirkende Krise Bibis, die darüber nachdenkt, wegen Burnout-Prophylaxe ihren Job zu wechseln – was Moritz in eine tiefe Krise stürzt. Worüber sich wiederum Bibi schwere Gedanken macht und sogar ihren Kumpel Inkasso Heinzi (Simon Schwarz) im Knast besucht, um ihn um Rat zu fragen. Die tiefe, reife Freundschaft der Ermittler war schon öfter im Wiener "Tatort" Anlass wunderbarer Szenen zwischen Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser. Im recht durchschnittlich geratenen neuen Fall des ORF kommt jedoch kein neues Highlight dazu.

Tatort: Messer – So. 13.04. – ARD: 20.15 Uhr

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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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