Mit Julia Koschitz und Manuel Rubey

Psychothriller "Ewig Dein": Gefährliche Liebe?

15.04.2025, 09.09 Uhr
von Eric Leimann
In "Ewig Dein" gerät Judiths Welt aus den Fugen, als der charmante Hannes sich als gefährlicher Stalker entpuppt. Ein packender Psychothriller mit Julia Koschitz und Manuel Rubey.

In "Ewig Dein" gerät Judiths Welt aus den Fugen, als der charmante Hannes sich als gefährlicher Stalker entpuppt. Ein packender Psychothriller mit Julia Koschitz und Manuel Rubey.

ZDF
Ewig Dein
Psychothriller • 14.04.2025 • 20:15 Uhr

Seit dem Netflix-Überraschungshit "Rentierbaby" im letzten Jahr weiß man: Die gruseligsten Horror-Erzählungen sind heute Beziehungsgeschichten. Vor allem, wenn Stalker beteiligt sind. Da bleibt man doch besser Single. Lange Zeit lebte offenbar auch Judith (Julia Koschitz) nach diesem Motto. Im ZDF/ORF-Psychothriller "Ewig Dein" betreibt die unabhängige Powerfrau einen Laden für exklusive, selbst gefertigte Lüster. Unterstützt wird sie in Werkstatt und Geschäft von ihrer jungen Mitarbeiterin Bianca (Mara Romei).

Im Supermarkt lernt die Unternehmerin den sanftmütigen Hannes (Manuel Rubey) kennen. Wenig später steht er in ihrem Ladengeschäft und fragt sie zu Füßen ihrer Lüster nach einem Date. Aus dem Sekttrinken zweier Menschen in den Vierzigern wird schnell eine Beziehung. Im Stile eines Kavaliers alter Schule überzieht Hannes Judith von nun an mit Liebesbekundungen. Täglich gibt es einen frischen Strauß roter Rosen. Kurz danach folgt die Einladung zu einem romantischen Trip nach Venedig.

Dass Judith eine enge Kumpelbeziehung zu Gerd (Stefan Rudolf) pflegt, scheint Hannes bald zu stören. Als Judith Eifersucht bei ihm feststellt, kommt sie erstmals ins Grübeln. Ist ihr neuer Partner doch nicht fehlerlos? Als Hannes Judiths Zweifel spürt, wird sein Wunsch, sie zu formen und zu kontrollieren, noch größer. Jene Phase im Film, in der eine scheinbar entspannte, erwachsene Liebe in etwas Irritierendes kippt, ist die beste im Psychothriller nach dem gleichnamigen Roman von Daniel Glattauer.

Glattauer, einer der erfolgreichsten österreichischen Belletristik-Autoren, ist auch für den Erfolgsroman "Gut gegen Nordwind" verantwortlich, der 2006 für den Deutschen Buchpreis nominiert war und mit Nora Tschirner und Alexander Fehling verfilmt wurde.

Wer ist hier ein Psychopath?

"Ewig Dein" ist nun eine ganz andere Geschichte als der moderne Liebes- und Beziehungsroman "Gut gegen Nordwind". Es handelt sich um einen klassischen Psychothriller der Marke Hitchcock. Nach dem Motto "Der Feind in meinem Bett" spielt er mit dem Grusel der Vorstellung, dass ausgerechnet jener Mensch, der einem am nächsten ist, vielleicht der gefährlichste von allen ist. Dass Judith früher mal eine psychotische Episode hatte, trägt nun allerdings zu einer modernen Ambivalenz des Stoffes bei.

Hannes, ein offenbar gut situierter Architekt ohne Kinder und Ex-Frauen, kommt im Freundes- und Familienkreis Judiths bestens an. Er ist zwar nicht so locker, flockig und ironisch, wie man sich den modernen Mann heute vorstellt, doch er scheint andere Werte mitzubringen: Verlässlichkeit, Zugewandtheit, vor allem aber Liebe und Freundschaft für seine Umgebung.

Judiths Mutter (Barbara Auer) und ihr Bruder (Marcel Mohab), der gerade mit seiner Frau das erste Kind bekommt, wollen Hannes schnell in die Familie aufnehmen. Als Judiths Stimmung gegen Hannes kippt, reagiert ihre Umwelt mit Fassungslosigkeit. Ist diese Frau bindungsunfähig? Kann Judith mit Glück vielleicht nicht umgehen? Als sie von äußerst irritierenden Erfahrungen mit Hannes berichtet, glaubt man ihr nicht – man wähnt sie in einer gesundheitlichen Krise. In der Tat geht es Judith nicht gut. Ist sie vielleicht wirklich wieder psychisch erkrankt? Oder ist Hannes tatsächlich ein Mann, hinter dessen netter Fassade sich ein gefährlicher Stalker verbirgt?

Ein Mann, dessen Bücher gern verfilmt werden

Beim Drehbuch von Freya Stewart und Johanna Moder (auch Regie) spürt man vor allem in Hälfte zwei, dass es sich um einen Genrefilm handelt, bei dem auch gewisse Klischees durchexerziert werden müssen. TV-Star Julia Koschitz und Manuel Rubey, bekannt geworden 2008 durch das Popstar-Biopic "Falco – Verdammt wir leben noch!", machen ihre Sache jedoch sehr überzeugend und können vor allem in jener Phase, in der die Beziehung kippt, schauspielerisch glänzen.

Der Roman von Daniel Glattauer hält die Frage, wessen Sicht auf die Beziehung nun die wahre ist, wohl deutlich länger in der Schwebe, als es der auf knapp 90 Minuten verdichtete Film zu leisten vermag. Dennoch ist auch die TV-Adaption des 2012 erschienen Werkes "Ewig Dein" sehenswert. Gerade erschienen ist von Daniel Glattauer übrigens sein bisher wohl persönlichstes Buch "In einem Zug": Darin begegnet ein älterer Erfolgsautor mit Schreibblockade im Zug von Wien nach München einer Psychologin.

"Ewig dein" ist eine Woche vorab in der ZDF Mediathek abrufbar.

Ewig Dein – Mo. 14.04. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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