29.12.2015 Kommunikation

Emojis: Weltsprache in 1000 Zeichen

Werden gerne zur Kommunikation benutzt: Emojis.
Werden gerne zur Kommunikation benutzt: Emojis. Fotoquelle: bontom/shutterstock.com

Emojis erobern unseren Alltag. Was immer man sich digital mitzuteilen hat, es existiert ein Bild dafür.

Emojis, auf Deutsch Bildschriftzeichen, sind eine japanische Erfindung, die ihren Anfang mit gelben Smileys nahm. Heute gibt es weit über 1000 für alle Lebensbereiche – und politisch korrekt in sechs Hautfarben.

Längst sind die Bildchen eine Art Weltsprache, denn sie beruhen auf einem Code, den alle Computer verstehen. Auch wenn manche Emojis je nach Gerät unterschiedlich dargestellt werden, bleibt ein Flugzeug immer ein Flugzeug.

Von Apple, Google und Facebook freigegeben

Jährlich kommen neue hinzu, die das Unicode-Konsortium, dem Apple, Google und Facebook angehören, freigibt. Besonders oft werden die gelben Gesichter verschickt, doch nicht in jeder Sprache sind sie die beliebtesten.

Werden wir nun schreib- und lesefaul? Nein, glaubt Anatol Stefanowitsch. Der Professor vom Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften am Institut für Englische Philologie der FU Berlin erforscht die kleinen Bildchen in sozialen Netzwerken.

Auch wenn es bereits eine Emoji-Version des Melville-Klassikers "Mobi Dick" gibt, Videoclips wie zum Song "Royal" von Lorde oder ein Emoji-Wörterbuch (www.emoji-dictionary.com), so sei ihre zunehmende Nutzung kein Indiz für den Untergang der Schreib- und Lesekultur.

Im Gegenteil: "Keine Generation zuvor hat so viel schriftlich kommuniziert wie die aktuelle Smartphone-Generation", sagt der Wissenschaftler. Und: "Emojis sind kein Ersatz für Sprache, sondern sie ersetzen in der schriftlichen Kommunikation das, was in der mündlichen normal ist – die Gesten."

Herzchen, Gesichter und Hände

Tatsächlich sind Herzchen, Gesichter und Hände die am häufigsten verwendeten Emojis nach Ergebnissen des Forscherteams. Insgesamt nahm es 1500 Minibilder unter die Lupe und hat so manches Interessante entdeckt. Vor allem im Englischen, das weniger Worte hat als das Deutsche. So wird etwa das Symbol eines Faxgeräts wegen des ähnlichen Klangs von Fax für "Facts", also Tatsachen, genutzt.

Und auch wenn einige der japanischen Emojis hierzulande nicht dem ursprünglichen Sinn entsprechend eingesetzt würden – wie etwa die eigentlich müde Katze, die mit ihren aufgerissenen Augen bei uns für Schock steht –, erfüllten sie doch den Zweck, den Inhalt der Nachricht auf einen Blick einzuordnen.

"Bilder allein sind unklarer, aber ein Bild zusammen mit dem Text sagt tatsächlich mehr", sagt Stefanowitsch. Auch Fred Benenson, der "Übersetzer" von "Emoji Dick" und Datenspezialist bei der US-Crowdfunding-Plattform Kickstarter, räumt ein, dass sein "Bilderbuch" ohne begleitenden Text nicht leicht verständlich sei.

Aber sind Emojis nur eine Modeerscheinung. "Wer weiß, was in zehn Jahren sein wird", meint Stefanowitsch. "Vielleicht erscheinen sie dann schon altmodisch und sind total out."