07.04.2025 "Tatort"-Schauspielerin im Interview

Adina Vetter: „Ich liebe Zeitdruck“

Adina Vetter im "Tatort" Münster.
Adina Vetter im "Tatort" Münster. Fotoquelle: ZDF

Adina Vetter spielt im Münster "Tatort Fiderallala" eine „übergriffige Mutter“. Prisma konnte mit der Schauspielerin über ihre Rolle  und Österreich sprechen. 

Frau Vetter, Sie stammen aus Berlin und leben mittlerweile auch wieder dort. Was fasziniert Sie an der Stadt?

Ich bin ein Berliner Mädchen. Berlin fängt einen immer wieder auf. Ja, es ist an vielen Stellen vielleicht schmutzig und nicht besonders schön. Aber Berlin hat ein riesiges Herz. Irgendwann wird man immer umarmt. Es ist eben meine Heimat.

Sind Sie ein Kind der Metropolen? Sie stammen aus Berlin, sind dann nach Wien gezogen, um dort am Burgtheater zu spielen.

Ich war zwischendurch auch noch für zwei Jahre in Schottland, auf einem Internat. Und zwar demselben, auf dem auch Prinz Charles gewesen ist. Es war sehr streng, mit Schulkleidung und es durfte unter der Woche keine Schokolade - das war das Schlimmste. Die war unter der Woche verboten. Und dann befand sich das Internat direkt neben einer Whiskey Destillerie. Das Fiese daran ist, dass die ganze Gegend nach Karamell duftete, wenn dort gerade wieder destilliert wurde. Mit diesem Duft in der Nase, fiel die Entbehrung schwer, als kleines Mädchen. Aber Schottland war schon eine großartige Erfahrung.

Außerdem haben Sie für einige Jahre in Österreich gelebt.

Nach Wien bin ich aufgrund des Festengagement vom Burgtheater gezogen. Das waren tolle zehn Jahre. Ich vermisse das Theater generell gerade sehr und würde unglaublich gerne wieder spielen.

Was ist Ihnen aus der Wiener Zeit sonst noch im Gedächtnis geblieben?

Ich habe nie so ganz das Gefühl verloren, eine Deutsche in Österreich zu sein. Am Anfang wollte ich mir noch den Dialekt draufschaffen, aber das habe ich gelassen, nachdem ich im Baumarkt mal versucht habe, Wienerisch mit einem Verkäufer zu sprechen und der mir dann riet, das besser zu lassen (lacht). Die Sehnsucht nach Berlin war halt zu groß.

Dennoch spielen Sie im aktuellen Münsteraner Tatort „Fiderallala“. In dem ist die recht beschauliche Stadt aber weniger der Star als die beiden Ermittler Thiel und Boerne.

Also zunächst einmal habe ich zugesagt, weil Isa Prahl Regie geführt hat, und die finde ich wirklich ganz toll. Mit ihr habe ich schon mal einen Tatort zusammengemacht. Thiel und Boerne, also Axel Prahl und Jan Josef Liefers, sind sowieso klasse. Die sagen auch direkt: ‚Also wir machen hier keinen klassischen Krimi, sondern Unterhaltung.‘ Sie haben seit langer Zeit eine so tolle Art, zu erzählen. Und wenn die Kamera aus ist, singen sie und erzählen sich Witze, das ist unfassbar toll.

Damit ist das Alleinstellungsmerkmal des Münsteraner Tatorts gut umschrieben.

Man sollte sich vielleicht mal die ersten Folgen anschauen, um zu sehen, wie sich die Charaktere entwickelt haben. Die beiden sind einfach großartig zusammen.

Sie spielen die als „übergriffige Mutter“ beschriebene Therapeutin Solveig Menke, die mental manipulativ ist. Wie arbeitet man sich in so eine Figur hinein?

Als ich das gelesen habe, bin ich mit Isa Prahl sofort ins Gespräch gekommen, und sie hat mir von ihrer Grundidee erzählt. Wir haben ein Brainstorming gemacht. Mich interessiert immer die psychologische Herangehensweise Warum ist Solveig so wie sie ist? Warum hat sie sich diesen Beruf ausgesucht?

Haben Sie gemerkt, dass Sie für so eine Episodenrolle wenig Zeit haben, um sich richtig dort hineinzuarbeiten?

Nein. Ich liebe Zeitdruck. Schon in der Schule habe ich eher auf den letzten Drücker gelernt. Sobald man das Drehbuch liest, wird ein Schalter umgelegt. Und alles, was mir dann begegnet, was ich sehe und erlebe, benutze ich für die Rolle. Manchmal folge ich sogar Leuten auf der Straße, weil ich denke: So könnte sich die Figur bewegen. Oder ich höre einen Song und denke, dass der zu ihr passen würde.

Im vergangenen Jahr haben sie vier Krimis gedreht.

Ist das so?

In der Tat

Deutschland ist halt Krimi-Land. Aber grundsätzlich war es auch gut, so viel zu drehen. Für viele Kollegen war 2024 kein einfaches Jahr, weil sehr wenig produziert wurde. Vieles wurde verschoben. Also: Krimis sind gut. Aber ich habe ja auch noch viele andere Dinge gedreht, die mich interessieren. Oder um es anders zu sagen: Ist manchmal auch schön, wenn mal kein Blut im Film vorkommt, haha.

Tatort: Fiderallala“

Sonntag, 6. April, 20.15 Uhr, Das Erste