02.03.2025 ESC-Bewerber "Feuerschwanz": Violinistin Stephanie Pracht im Interview

Ein guter Song ist ein guter Song

Hoffen auf eine Teilnahme beim ESC: Stephanie Pracht (Mitte) und Feuerschwanz.
Hoffen auf eine Teilnahme beim ESC: Stephanie Pracht (Mitte) und Feuerschwanz. Fotoquelle: Stefan Heilemann

Am 1. März wird im Finale der „Chefsache ESC 2025“-Show ermittelt, wer Deutschland am 17. Mai in Basel beim ESC vertreten wird. Mit dabei ist auch die Erlangener Band Feuerschwanz. prisma sprach vorab mit Feuerschwanz-Violinistin Stephanie Pracht.

Der ESC ist für die heimische Musikindustrie ein heikles Thema. Seit dem Sieg von Lena im Jahr 2010 ist nicht mehr viel drin gewesen für die Beiträge aus Deutschland. Und dabei spielt es offenbar auch keine Rolle, ob man Nobodys oder gestandene Vollprofis wie Lord Of The Lost ins Rennen schickt. Das Zusammenspiel von unterscheidbarem Hit, Charisma des Künstlers, Show und einer Performance, die das ESC-Publikum direkt anspricht, ist schwer zu planen. Außer diese Planung stammt von Stefan Raab. Das Multitalent hat immerhin die erfolgreichsten deutschen ESC-Vertreter der vergangenen 30 Jahre entdeckt und/oder gecoacht.

1998 schrieb er „Guildo hat euch lieb“, mit dem Guildo Horn im Wettbewerb Platz sieben erreichte. 2000 schaffte Raab selbst mit „Wadde hadde dudde da?“ Platz fünf, 2004 konnte Max Mutzke in der von Raab initiierten Casting-Show zur Ermittlung des deutschen Beitrags ebenso gewinnen wie im offiziellen Vorentscheid und schaffte am Ende Platz acht. 2010 entdeckte Raab in der Reihe „Unser Lied für Oslo“ schließlich Lena Meyer-Landrut. Der Rest ist Geschichte. Nun ist Raab zurück.

Unter dem Titel „Chefsache ESC 2025“ bewertet eine Jury, bestehend aus ihm selbst, Yvonne Catterfeld und Elton sowie wechselnde Gast-Juroren 24 Beiträge in drei bei RTL gezeigten Veranstaltungen. Die besten davon treten am 1. März in der vierten Show gegeneinander an, die von der ARD gezeigt wird. Dort wählen die Zuschauer aus den vorsortierten Beiträgen den Gewinner, der Deutschland am 17. Mai in Basel beim Eurovision Song Contest vertritt. Unter den 24 Bewerbern ist die Erlangener Band Feuerschwanz. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kandidaten sind die Mittelalter-Metaller Profis, die über eine riesige Fangemeinde verfügen. Ob sie es in die finale Runde geschafft haben, stand zum Zeitpunkt des Gesprächs mit Feuerschwanz-Violinistin Stephanie Pracht alias Johanna von der Vögelweide noch nicht fest. Ein paar Einblicke ins Geschehen gewährt sie uns dennoch.

Hand aufs Herz: Habt ihr tatsächlich damit gerechnet, dass ihr beim ESC-Vorentscheid dabei seid?

Stephanie Pracht: Eigentlich sind wir davon ausgegangen, dass unser Beitrag zu krass ist, denn wir sind immer noch eine Metal-Band, eine Kostüm-Band.

Aber es kam anders.

Stephanie Pracht: Ja. Wir waren gerade in Mailand, als das Telefon unseres Gitarristen klingelte und man uns sagte, dass wir dabei sind. Und jetzt stehen wir hier.

Habt ihr aufgrund der schlechten Platzierungen deutscher Beiträge in den vergangenen Jahren keine Sorge, dass ein Auftritt beim ESC eurer Karriere schaden könnte? Stephanie Pracht: Nein, gar nicht. Wir befinden uns gerade in der Entstehungsphase eines neuen Albums und haben einen sehr guten Song am Start, der super zum ESC passen würde, auch wenn er zu 100 Prozent Feuerschwanz ist. Als Künstler haben wir ohnehin immer Lust auf neue Herausforderungen.

Was genau wäre das in diesem Fall?

Stephanie Pracht: Fernsehen funktioniert ganz anders als unsere sonstigen Konzerte. Bei dieser Show kommt im Gegensatz zu früheren Vorentscheiden noch hinzu, dass man live spielt. Du musst als Band also so akkurat spielen als wärst du im Tonstudio. Der Fernsehsound ist viel sauberer und direkter als der in einer Konzerthalle, wo alle eh springen und tanzen. Und trotzdem musst du performen und alles geben. Wenn du ein komplettes Konzert live spielst, ist das quasi wie ein Marathon. Du musst über einen längeren Zeitraum die Spannung aufbauen und aufrechterhalten. Im Fernsehen hast du drei Minuten, und alles muss auf dem Punkt sein. Du hast klare Laufwege und musst dich ziemlich diszipliniert an die Choreografie halten.

Wie sind die Proben abgelaufen?

Wir waren in Köln und haben jeden Tag geprobt. Das ist für die meisten Menschen gar nicht so spannend – für uns aber schon. Es geht um die kleinsten musikalischen Details, man sucht die kleinsten Fehler, die sich vielleicht eingeschlichen haben. Der Song muss in Fleisch und Blut übergehen. Das ist totales Musiker-Nerdtum.

Konntet ihr auch schon Proben der anderen Künstler sehen?

Nein. Jeder Act hat seine Proben-Slots. Es sind auch nicht alle im selben Raum. Ich glaube, es wäre auch ein wenig unkollegial, sich einfach irgendwo hineinzusetzen.

Sind die Juroren eigentlich mit eurer Musik vertraut?

Ich bin gespannt. Vielleicht bläst es sie auch aus ihren Sitzen (lacht). Das Ziel ist es ja, einen Song zu finden, der das Potenzial hat, den ESC zu gewinnen. Ich glaube, dass die TV-erfahrenen Juroren schon beurteilen können, wer zum Beispiel mit der Kamera umgehen kann oder welcher Song hängen bleibt. Am Ende ist ein guter Song eben ein guter Song, unabhängig vom Genre. Es gewinnen ja auch immer andere Songs den ESC, sodass man da kein Standardrezept finden kann.

"Chefsache ESC 2025“ Das Finale. Samstag, 1. März, 20.15 Uhr